Hayner Pfingstkerb 2022 ist eine für die Geschichtsbücher Glanzvolles Comeback

Kunterbunte Abendkulisse: Auf dem Festplatz tummelten sich die Besucher zwischen Autoscooter, Schießbude und Riesenrad.

Dreieich – Samstagabend auf dem Festplatz: Egal, wohin man geht, es herrscht gute Laune und es ist kaum ein Plätzchen zu ergattern. Keine Frage, die Kerb ist endlich wieder da, und wie! Im großen Biergarten der Hausmanns auf dem Festplatz tobt Harry Bo mit seinen Gummibärn mit den bekannten Partyknallern über die Bühne. Zu „Schatzi, schenk’ mir ein Foto“ tanzt das vorwiegend junge Publikum in den Reihen, prostet sich zu, liegt sich in den Armen.

Dennis Hausmann beobachtet das Treiben mit glänzenden Augen: „Endlich geht wieder was. Heute ist es fantastisch, es ist viel los. Gestern, nach dem Bieranstich, war es fast verrückt, so viele Leute waren hier“, sagt der Gastgeber der Partyzone. Sein Konzept ohne Festzelt geht dank des guten Wetters an den ersten beiden Festtagen auf, zwischendurch regnet es auch mal: „Ich bin ein Zeltmensch, nächstes Jahr wird es auch wieder ein großes Festzelt geben“, verspricht Hausmann. Die Gäste, die die 30 überschritten haben, suchen ein bisschen mehr Ruhe. Im Faselstall bei Robin Winkel ist es voll, im Burggarten beim SVD und den Schützen ebenso, und auch im Hof der Burgkirchengemeinde, hier ist der TVD mit im Boot, müssen die Gäste Glück haben, wenn sie sitzen wollen. „Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass wir an Pfingsten wieder feiern können“, sagt Jürgen Müller, der mit Freunden und Familie im Burggarten sitzt. „Unsere Jubiläumskerb der 1981er – das 40-jährige – mussten wir ja leider verstreichen lassen. Umso mehr freue ich mich jetzt auf das Jahrgangstreffen“, sagt Müller, 81er-Kerbborsch und damit Mitglied des mit 38 jungen Männern stärksten Jahrgangs aller Zeiten.

Davon können die 14 Jungs der 2022er Kerb nur träumen, Spaß haben sie aber mindestens genauso viel. „Es ist der Wahnsinn. Unser Höhepunkt war der Einlauf und der darauf folgende Bieranstich. Das Gefühl, so im Mittelpunkt zu stehen und gefeiert zu werden, ist einfach genial“, sagt Kerbvadder Nils Burow.
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Die jungen Männer sind erleichtert, dass alles einigermaßen rund läuft. Ein heimlicher Kerbhöhepunkt ist seit vielen Jahren der Gottesdienst am Sonntag. Offensichtlich hat das Pfarrer-Ehepaar in der pandemiebedingten Auszeit Sehnsucht nach der großen Bühne bekommen: Was Barbara Schindler und Markus Buss als Katharina von Bora und Martin Luther auf die Beine stellen, ist großartig. Glaubensvermittlung in witziger Mundart mit reichlich Musik – der Biergarten bei den Hausmanns ist voll, niemand will dieses Schauspiel verpassen.

Am Obertor atmen die Hayner Weiber indes hörbar auf: Der Trubel an den Ständen ist ebenfalls groß, aber die engagierten Frauen haben ordentlich Unterstützung aus der jungen Generation: „Wir freuen uns sehr, dass inzwischen viele Töchter und Freundinnen die Tradition kennen und mögen und auch wollen, dass es bei uns weitergeht“, sagt Christiane Dahmen-Ullmann vom Vorstandsteam. „Sie binden sich noch nicht mit einer Mitgliedschaft, aber sie sind mit vielen Diensten im Einsatz, das ist toll.“

Am Samstagabend, als am Obertor nur der Weinstand geöffnet ist, schwärmen die Gäste von der Qualität der Weine. „Wir mussten dann um zehn schließen, aber natürlich sind wir froh, dass es so gut läuft“, sagt Dahmen-Ullmann. Schließlich sind alle Überschüsse für den guten Zweck – in diesem Jahr für die ukrainischen Flüchtlingsprojekte der Stadt Dreieich. Eine positive Zwischenbilanz zieht die Polizei am Montagmittag. „Die Kollegen vor Ort erleben eine ruhige Kerb“, sagt der Polizeiführer vom Dienst auf Anfrage. Am Sonntag habe es zwei Fälle von Körperverletzung gegeben – sonst ist alles ruhig. Das bestätigt Frank Müglich, Einsatzleiter des DRK Dreieich: „Wir sind mit einer starken Truppe vor Ort, inklusive Notarzt. Aber so eine ruhige Kerb hatten wir selten. Es ist ein richtig schönes, ruhiges Familienfest“, sagt Müglich gestern. Sauer ist indes Siegfried Reuner: Seine Hayner Reitschul’ hat in den vergangenen Tagen wieder Tausende begeistert. In der Nacht auf Montag haben Unbekannte die Schutzplane des historischen Karussells aufgeschnitten.

„Ich kann es nicht fassen. Das ist mutwillige Zerstörungswut. Wir bringen das auf jeden Fall zur Anzeige“, kündigt Reuner an.