Bürgerinformation zur Regionaltangente West Großes Interesse an Mammut-Projekt

An den einzelnen Informationsinseln können sich die Besucher an etlichen großen Postern informieren. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Das Interesse an der Regionaltangente West (RTW) ist groß – vergangene Woche hatte die RTW-Planungsgesellschaft deshalb zur großen Bürgerinformation eingeladen. Etwas mehr als 100 Interessierte wollten wissen, wie der aktuelle Stand im „Planfeststellungsabschnitt Süd 1“ ist. Diese etwas sperrige Beschreibung umfasst das 15,9 Kilometer langen Abschnitt mit sechs Haltestellen des Mammut-Projektes zwischen Frankfurter Flughafen und Bahnhof Buchschlag.

Horst Amann, Geschäftsführer der RTW-Planungsgesellschaft, ist positiv gestimmt, was den neuen Schienenverkehr zwischen Bad Homburg und Buchschlag angeht: „Die RTW bringt nur Gutes“. Mit Attraktivität, Geschwindigkeit und Bequemlichkeit erfülle die neue Strecke das Mobilitätsbedürfnis im Rhein-Main-Gebiet. „Die Öffentlichkeitsbeteiligung, die wir heute herstellen, soll Transparenz schaffen, unsere Ziele klarmachen und ihre Meinung einfangen“, betont Amann. An den einzelnen Informationsinseln können sich die Besucher zur technischen Planung, den Details am Buchschlager Bahnhof und auch zu den Umweltthemen an etlichen großen Postern informieren.

Kritik wurde im Plenum dennoch laut. Gerade der letzte Abschnitt und die unlängst bekannt gewordene Lösung am Bahnhof Buchschlag stoßen auf wenig Gegenliebe. Statt eines Mittelbahnhofs soll ein Außenbahnhof entstehen. „Wir können dort ein Bestandsgleis nutzen. Wir fädeln von der Schiene der Dreieichbahn östlich in Richtung Buchschlag aus“, erläutert Amann. Der „ultra-komfortable“ Umstieg auf einem Gleis koste aber bedeutend mehr Geld. Im Laufe des Abends nennt Amann in der Diskussion den Betrag von etwa vier Millionen Euro Differenz, die der Mittelbahnhof bedeuten würde. Der etwas längere Umstiegsweg von etwa 50 Metern bringe keine gravierende Verschlechterung – wenn man das Kosten-Nutzen-Verhältnis in Relation setze. Um den Bahnsteig barrierefrei zu realisieren, brauche es eine Aufzugsanlage auf dem neuen Außenbahnsteig.

Während einige Gäste aus Sossenheim Flugblätter verteilen, um das ganze Projekt zu kippen, entsteht der Eindruck, dass die Dreieicher die Regionaltangente grundsätzlich befürworten. Einige Probleme sind bis zur Umsetzung aber noch zu lösen. Erster Stadtrat Martin Burlon bedauert die neue Planung des Außenbahnhofs sehr: „Wir werden das in unserer Stellungnahme auch herausarbeiten. Es ist nicht nur ein Komfortproblem, denn es wird entscheidend sein, wie gut die Dreieichbahn an die RTW angebunden ist“, erklärt Burlon.

Wenn die Umsteigezeit nicht passt, würden die neuen Nutzer wohl dazu übergehen, mit dem Auto an den Bahnhof Buchschlag kommen. Das erhöhe wiederum den Parkdruck. „Und wir müssen die Kostenschätzungen genau vergleichen, denn bei dem Außenbahnhof endet die RTW in einem Stumpfgleis am Prellbock – dann ist ein weiterer Ausbau in Zukunft gar nicht möglich“, argumentiert Burlon.

In den Gesprächen kommt die schwierige Parkplatzsituation in Buchschlag zur Diskussion. „Wir haben da nicht nur die Pendler, die ihre Autos abstellen. Wenn die Strecke zum Flughafen attraktiver ist, dann haben wir auch noch mehr Urlauber, die die Parkplatzgebühren am Flughafen sparen wollen“, warnt Franz Otto, von der CDU Buchschlag. Die Diskussion sei nicht neu – schon vor fünf Jahren gab es einen Antrag zur Prüfung für den Bau eines Parkdecks. „Damals wurden 5.000 Euro dafür im Haushalt bereitgestellt, aber geschehen ist bis heute nichts“, ärgert sich der Buchschlager.

Mit dem jetzt vorgestellten Außenbahnhof wandere die ganze Bahnlinie außerdem vier bis fünf Meter in Richtung Wohngebiet. „Das bringt für uns wieder mehr Belastung. Wir sprechen hier von einem Betrag zwischen drei und vier Millionen Euro – im Gesamtkontext nicht wirklich viel“, findet der CDU-Ortsverbandsvorsitzende. Martin Burlon verspricht, am Thema Parkplatzsituation dran zu bleiben. Die Nachricht aus dem Regierungspräsidium in Darmstadt, dass die Regelung der Parkflächen nicht in die Planfeststellung zur RTW aufgenommen wird, sei noch frisch und komme überraschend. Das erste Ziel der Stadt sei es, dass die Bahn auch für ausreichend Parkflächen sorgt. Dass die Stadt selbst aktiv werde, hält Burlon nicht für komplett ausgeschlossen, aber durch eine Widmung als „Eisenbahngelände“ habe Dreieich derzeit keine Möglichkeit dort einen Bebauungsplan für ein Parkdeck aufzustellen.

Die Nutzerinitiative Dreieichbahn hat noch viel mehr Kritik: Die geplanten Züge sind zu kurz und haben zu wenig Kapazität, die Strecke hat zu viele Haltestellen um eine echte Alternative zu den jetzt verkehrenden Schnellbussen zu sein und der geplante Außenbahnhof sei schlicht ein „Hammer“, zählt Claus-Peter Mörchen von der Initiative die Aspekte auf, die seiner Meinung im Konzept für die RTW noch gar nicht passen.

Horst Amann ermutigte die Besucher der Infoveranstaltung, ihre Anregungen schriftlich an die Planungsgesellschaft weiter zu geben. „Die Gespräche bringen mich zum Nachdenken. Wir werden die Fragen klären, aber wir sollten langsam auch mal anfangen, damit wir das Projekt auch tatsächlich aufs Gleis bekommen“, sagt der RTW-Geschäftsführer abschließend. Bis zum 26. März nimmt die Planungsgesellschaft die Stellungnahmen entgegen.

Inzwischen hat auch die Politik schon über die RTW-Planung debattiert. Die eigentliche Stellungnahme der Stadt Dreieich an die RTW-Planungsgesellschaft ist noch nicht fertig. „Wir legen sie aber bis zum 20. März im Haupt- und Finanzausschuss vor“, versprach Erster Stadtrat Martin Burlon.

Holger Groß von der FWG äußerte die Sorge, dass bei zu viel Kritik und Forderungen Dreieich abgehängt werde: „Es darf keinesfalls passieren, dass die RTW nur bis Isenburg fährt.“ Günther Gericke (FDP) regte an, doch noch einmal zu überlegen, ob Dreieich nicht Gesellschafter der Planungsgesellschaft werden sollte. „Wir hätten vielleicht eine bessere Verhandlungsposition. Wenn wir nach Neu-Isenburg schauen, können wir ja sehen, wie schnell die Trasse bis ins Birkengewann reicht.“ Martin Burlon regte dazu weitere Gespräche an: „Vielleicht stärkt es die Verhandlungsposition, aber wir müssen uns auch im Klaren darüber sein, dass wir dann an der Finanzierung der RTW beteiligt sind.“ Die Ausschussmitglieder stimmten einstimmig einem interfraktionellen Antrag zu, den Magistrat damit zu beauftragen, sich für einen Mittelbahnsteig einzusetzen.