Handwerk in Nöten: Backstube Weller sucht händeringend Nachwuchs Krisensicher, aber kaum noch gefragt

Sie haben die Abschlussprüfung bestanden: Matthias Weller gratuliert (von links) Angelo Petroni, Jaqueline Bresch und Biniayam Afewerki zur Übernahme.

Dreieich – In dritter Generation hat sich die Bäckerei Weller, die einst mit einem Laden in Sprendlingen begann, von einer Backstube mit Chef und zwei Gesellen in ein Unternehmen mit 25 Filialen und etwa 150 Mitarbeitern entwickelt. Der Bäckerberuf hat sich mit den Jahrzehnten verändert: „Ein Bäcker knetet am frühen Morgen nicht mehr hundert Kilo Teig zu Brotlaiben. Das übernehmen heute Maschinen. Aber bei uns wird trotzdem noch alles selbst gemacht, aus Mehl, Salz, Hefe und Wasser. Natürlich lernen Azubis, ein Brot von Hand zu formen oder ein Croissant mit dem Rollholz. Aber noch mehr lernen sie eben, die Maschinen zu bedienen“, erklärt Juniorchef Matthias Weller.

Die Suche nach Bäckernachwuchs und Fachverkäufern gestaltet sich zunehmend schwierig. „Als ich ins Geschäft eingestiegen bin, hatten wir eine Auswahl bei den Lehrlingen. Auch die Eltern haben sich früher bei uns vorgestellt. Das war gut, da konnten wir sehen, dass sie hinter diesem Lehrberuf stehen. Heute erreichen wir die Eltern kaum noch“, erzählt Seniorchef Hartmut Weller.

Für das jetzt beginnende Ausbildungsjahr nimmt die Bäckerei zwei Bäckereifachverkäuferinnen in Ausbildung. Eigentlich könnten Wellers in dieser Sparte zehn Plätze besetzen. Auch Bäckerlehrstellen seien noch zu besetzen. Dabei machen die Unternehmer bei den eigenen Ansprüchen schon Abstriche: Wenn das Deutsch anfangs nicht so gut ist, ist das nicht ganz so schlimm, auch ein mittelmäßiger Hauptschulabschluss schreckt den Bäckermeister und seinen Sohn nicht.

Wichtig sind aber Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. „Wenn ein Praktikant am ersten Tag pünktlich um sieben Uhr da ist, dann aber an Tag zwei und drei erst um fünf nach sieben oder um viertel nach sieben kommt, braucht er nicht mehr zu kommen. Es geht nicht um die fünf oder fünfzehn Minuten, aber unser Betrieb ist so organisiert, dass der Mitarbeiter, der die Teige macht, eben vor dem da sein muss, der die Öfen bedient. Darauf müssen wir uns verlassen können. Am allerwichtigsten ist uns dabei die Motivation, die Lust, mit uns zu arbeiten“, betont Matthias Weller. Im Gegenzug kann der Betrieb einiges bieten. Die Handwerksausbildung ist krisensicher. Wer eine gute Ausbildung macht, sich engagiert, wird übernommen. Außerdem können die Mitarbeiter in der Backstube spätestens am Mittag sehen, was sie gearbeitet haben.

„Wer sich bei uns engagiert, profitiert von unseren Strukturen. Es gibt Abteilungsleiter, Verkaufsleiter, da gibt es Stellen, die gut bezahlt sind“, wirbt Matthias Weller. Die Arbeitszeiten sind klar umrissen. In mehreren Schichten wird ab 23 Uhr in der Backstube der nächste Tag vorbereitet. „Aber nie nimmt man Arbeit mit nach Hause. Unsere Leute ziehen die Schürzen aus und haben dann auch Feierabend.“

Wer Interesse hat, den Bäckerberuf zu erlernen oder eine Ausbildung als Bäckereifachverkäufer/in machen möchte – auch noch aktuell – kann sich bei der Backstube Weller bewerben. Interessenten, die bei einem Praktikum in den Alltag des Bäckers reinschnuppern möchten, sind ebenfalls angesprochen. Darüber hinaus haben Wellers Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeitstellen für den Verkauf im Laden offen. Bewerbungen können an Bäckerei Weller, Dieselstraße 11, 63303 Dreieich, gesendet werden.
 njo