DOPPEL-EINWEIHUNG Eröffnung von Grenzweg und Teilrekonstruktion der Ringlandwehr Lust auf Lokalhistorie wecken

Stadtverordnetenvorsteherin Bettina Schmitt, Bürgermeister Martin Burlon, Wilhelm Ott (rechts) und Erhard Haller (links) von den Freunden Sprendlingens öffneten die Schranke des Buch-Schlags.

Dreieich – Der Kreis hat sich geschlossen. Unlängst ist der dritte und letzte Abschnitt des Dreyeicher Grenzwegs eröffnet worden; ein Gemeinschaftsprojekt von fünf Geschichts- und Heimatvereinen aus Dreieich, Langen und Neu-Isenburg unter Federführung der Freunde Sprendlingens, die noch einen Grund zum Feiern hatten: die Einweihung der Teilrekonstruktion der Dreieicher Ringlandwehr.

Kim Bagus vom Geschichtsverein Buchschlag erläuterte an einer neuen Informationstafel den mittleren Teil des Grenzwegs. Er führt entlang der Landwehr, vorbei an den Steinen, die die Grenze des Fürstentums Isenburg mit der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt markierten. An den im Jahr 1783 aufgestellten Grenzsteinen haben die Geschichtsvereine unter der Projektleitung von Wilhelm Ott Stelen mit QR-Codes platziert. Per Smartphone können Spaziergänger und Radfahrer Geschichten aus der Lokalhistorie nachlesen oder sich vorlesen lassen. Insgesamt haben die Heimatkundler entlang des Grenzwges 49 Schilder mit QR-Codes angebracht und sieben Informationstafeln aufgestellt.

Bürgermeister Martin Burlon dankte den Freunden Sprendlingens für das Engagement und das Bemühen, Bürgern am Beispiel der Landwehr und des Grenzwegs Lokalgeschichte näherzubringen.

Wilhelm Ott, Vorsitzender der Freunde Sprendlingens, ging auf die Geschichte der Dreieicher Ringlandwehr ein. Es handelte sich um ein mittelalterliches Verteidigungssystem aus Gräben, Wällen und Hecken, das nur an sogenannten Schlägen passiert werden konnte. Die Wehr sollte die Dörfer Langen, Egelsbach, Offenthal, Götzenhain, Dreieichenhain und Sprendlingen schützen. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen verlor sie ihre Bedeutung, wurde nicht mehr gepflegt und verkam. Nur an wenigen Stellen ist sie heute noch sichtbar.

Bereits 2007 gab es bei der Regionalpark Rhein-Main Südwest GmbH Pläne, die Landwehr am Rande des Buchschlager Waldes zu rekonstruieren. Das Projekt verzögerte sich mehrfach – bis sich die Freunde Sprendlingens anboten, die Leitung zu übernehmen. Nach Vorliegen aller Genehmigungen trat der Kampfmittelräumdienst in Aktion. Glücklicherweise wurden keine Blindgänger gefunden, sondern nur Abfälle aus Metall. Nach der Reinigung und Vertiefung des Grabens auf 300 Metern Länge mit einem Spezialbagger wurden im letzten Teilstück von 70 Metern auf beiden Seiten 600 Weißdornzöglinge gesetzt, die in einigen Jahren eine dichte Hecke bilden werden. Auf einer historischen Karte aus dem Jahr 1663, abgebildet auf der neuen Infotafel, kann man diesen Teil der Landwehr erkennen. Dort ist auch ein Tor mit einer Schranke zu erkennen, das mit „Buch-Schlag“ bezeichnet ist. Dieser Schlag war Namensgeber der 1905 gegründeten Villenkolonie.

Die Abbildung des Schlags auf der Skizze war für die Freunde Sprendlingens die Vorlage, den Schlag aus heimischem Eichenholz rekonstruieren zu lassen. Aus dem gleichen Holz wurde auch eine Bank gezimmert, die durch eine Spende von Heidi Keller und Gigi Eschmann finanziert wurde.

Wilhelm Ott dankte der Regionalpark GmbH und der Stadt für die Bereitstellung von Geldern. Zum Abschluss mahnte Ott an, dass in Dreieich eine weitere mittelalterliche Verteidigungsanlage rekonstruiert werden müsste: das Wallgrabengelände an der südlichen Stadtmauer von Dreieichenhain.  
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