Pilz wütet in der Buche Naturdenkmal in Buchschlag muss gefällt werden

Sachverständiger Matthias Zorn zeigt auf einer Skizze, wie der Schwarzkrustenpilz wütet. Foto: Postl

Dreieich (lfp) – Immer wieder umkreist Professor Martin Kaltenbach die mächtige Buche an der Kreuzung Wildscheuerweg/Forstweg. Mal blickt der Buchschlager auf den ausgeprägten Wurzelstock, dann wandert sein Blick den Stamm hoch in die mächtige Krone. „Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagt er. Auch für Maria und Peter Lengfeld, die nebenan wohnen und erst recht für Kim Mertin, deren Haus genau hinter der „Wildscheuerbuche“ steht, ist die vorgesehene Fällung nicht nachvollziehbar.

Die Stadt Dreieich hatte die Bürger kürzlich zu zwei „Vor-Ort-Terminen“ zu besonderen Naturdenkmalen geladen, deren Standsicherheit gemäß einem Gutachten des Sachverständigen-Büros Zorn (in Usingen) nicht mehr gewährleistet sei. Im Mai hatte das Büro Zorn der Stadt Dreieich mitgeteilt, dass sowohl die „Wildscheuerbuche“ als auch die große Schwarzpappel vor der Burgruine Hayn nicht mehr „standfest“ seinen und binnen drei Monaten zu fällen sei. Mittlerweile sind zwar mehr als drei Monate ins Land gegangen und die Buche steht immer noch – die Schwarzpappel wurde mittlerweile beseitigt. „Es ist auch für uns ein schwerer Schritt, einer solchen Aufforderung Folge zu leisten, aber wenn tatsächlich jetzt etwas passiert, dann sind wir als Stadt für alle Schäden haftbar“, beschreibt Dreieichs Erster Stadtrat Martin Burlon die Situation. So sieht es auch Jörg Nitsch, Fachdienstleiter Untere Naturschutzbehörde im Kreishaus Offenbach. „Wir machen es uns bestimmt nicht leicht, solch wunderbare Naturdenkmale zum Brennholzstatus herabzustufen“, so Nitsch deutlich.

22 Naturdenkmäler in Dreieich

Im Kreis Offenbach gibt es 60 Naturdenkmale, allein 22 davon in Dreieich. „Auch wenn von außen noch viel, oder fast nichts zu sehen ist, so ist diese Buche vom Brandkrustenpilz befallen“, erklärt Matthias Zorn vom gleichnamigen Sachverständigenbüro. Nach seiner Interpretation beträgt die (gesunde) Wandstärke der Wildscheuerbuche nur noch zwischen 18 und sechs Zentimetern. „Wir haben an viel verschiedenen Stellen am Stamm gemessen“, betont der Sachverständige. Um die mächtige Buche, zumindest noch ein paar Jährchen zu erhalten, wäre eine mindestens 50-prozentige Reduktion der Krone notwendig. „Hier stellt sich dann wieder die Frage, ob sie das überlebt und ob es dann noch ein schützenswertes Naturdenkmal wäre“, gab Jörg Nitsch zu bedenken.

Bei der Fällung der auf 180 Jahre geschätzten Buche wird dann darauf geachtet, ob sich darin schützenswerte Bewohner, wie Fledermäuse oder Käfer befinden, diese würden dann umgesiedelt. Weiterhin konnte Martin Burlon die Neuanpflanzung einer relativ großen Jungbuche versprechen. „Dafür hat sich schon ein Spender bereit erklärt“, so Burlon. Und vielleicht findet sich ja auch ein so vorbildlicher Kümmerer für die Anlage, wie gegenüber die Familie Storm. So bewässert Pia Storm auf eigene Rechnung die Rasenfläche am Kriegerdenkmal. Bevor nun der „Wildscheuerbuche“ zu Leibe gerückt wird, will die Stadt Dreieich den interessierten Bürgern die Untersuchungsergebnisse des Sachverständigenbüros zukommen lassen. Danach soll über einen Fällungstermin entschieden werden.