Dreieicher sagen ihre Meinung Planungsworkshop zur Sprendlinger Innenstadt

Dieter Fröhlich vom ADFC präsentiert die Arbeitsergebnisse seiner Gruppe bei dem Planungsworkshop in der SKG Sprendlingen. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Der Konflikt zwischen Autos und Fahrrädern auf der Haupt- und der Frankfurter Straße, überhaupt das Verkehrschaos in der Innenstadt, zu viel Feinstaubbelastung, hässliche Fassaden, zu viel Leerstand, zu wenig Mülleimer und zu wenig Aufenthaltsqualität im Grünen – die Liste der Kritikpunkte an Sprendlingen ist lang.
 

Nach der Interviewserie auf der Straße in der vergangenen Woche (die StadtPost berichtete), hatte die Stadt Dreieich für Samstagmittag zu einem Planungsworkshop in den kleinen Saal der SKG eingeladen. Unter der Leitung des Frankfurter Landschaftsarchitekten Dirk Schelhorn und des Teams aus dem Dreieicher Bauamt mit Martin Krauskopf, Sigrid Römer und Kerstin Langstroff, waren die Bürger gefragt, ihre Meinung und ihre Anregungen zu einem neuen Bebauungsplan im Herzen von Sprendlingen einzubringen. Auch wenn es viele „Meckerer“ über Sprendlingen gibt, sich einen Nachmittag für konstruktive Kritik Zeit zu nehmen – das war die Sache der Sprendlinger offensichtlich nicht. Gerade einmal 20 engagierte Dreieicher kamen beim Sportverein zusammen.

Bürgerbarometer soll zeigen, wie Innenstadt bewertet wird

Aber die, die da waren, arbeiten sehr engagiert und mit Leidenschaft mit. Gleich die erste Frage fiel verheerend für den Dreieicher Stadtteil aus: Beim Bürgerbarometer sollen die Anwesenden bewerten, wie sie den Innenstadtbereich derzeit finden. Dafür sind Punkte von eins bis zehn zu vergeben. Die leuchtend roten Aufkleber landeten in der Spanne eins bis drei. In einer Gruppenarbeitsrunde stellte sich heraus, dass viele Sprendlinger mit dem Auto, dem Rad und zu Fuß die Innenstadt durchqueren und das verhältnismäßig viele von ihnen das Einkaufsangebot nutzen. Dünn wird es bei der Frage „Verbringen sie ihre Freizeit in der Innenstadt?“ – das tun nur die wenigsten Anwesenden, außer bei einem Bier in einem der vorhandenen Gastronomiebetriebe. Im zweiten Arbeitsschritt und bei der Fragestellung „Was würden sie ändern oder verbessern?“ kamen dann von den Dreieichern sehr konkrete Anregungen. 

Aufwertung des Egenberger Parkplatzes

Bernd Kiefer vom ADFC wünscht sich die Aufwertung des Egenberger Parkplatzes, eine Verschönerung der Fassaden, dass das 2016 vorgestellte Verkehrskonzept des ADFC mit in die Planung mit einfließt und generell mehr gepflegtes Grün in der Innenstadt. Ganz spannend seine Anregung, sich an der Idee aus der Stadt Günzburg zu bedienen: „Sie haben eine Onlineplattform geschaffen, nur aus den eigenen Einzelhändlern, bei denen man bestellen kann und der örtliche Taxiunternehmer liefert noch am gleichen Tag aus.“ Monika Schmidt plädiert für mehr Sitzgelegenheiten im Stadtgebiet. Es folgte der Wunsch nach mehr Sauberkeit und besser geordnetem Verkehr. Es gab Kritik an der Gefährlichkeit der Fahrradstraße, auf der die Autofahrer immer noch zu dominant unterwegs seien, und auch die Kritiker des Projektes „Neue Mitte“ meldeten sich zu Wort. Dirk Schelhorn moderierte gewohnt souverän, ohne Endlosdiskussionen aufkommen zu lassen. Er fasste den Nachmittag auch zusammen: „Die prägnantesten Themen sind der Auto-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr, die Aufenthaltsqualität in der Stadt und die Ästhetik des öffentlichen Raums. Das sind Dinge, die wir nicht in zwei Jahren hinbekommen, aber wir können Einfluss darauf nehmen und das Quartier kann sich verändern“, machte der Fachmann den Sprendlingern Hoffnung.

Arbeitsergebnisse aus der Planungswerkstatt

Es seien viele Anregungen gekommen, wie beispielsweise der Hinweis auf mehr Mülleimer oder Sitzgelegenheiten, für die es keine Bebauungsplanänderungen brauche, um sie zu verändern. „Aber für andere Probleme braucht es durchaus Konsequenz und auch den Mut, mal ein Pilotprojekt zu starten. Dann muss man halt auch versuchsweise eine Straße sperren“, legte er der Dreieicher Politik diesen Mut ans Herz. „Heimlich“, so sagt Dirk Schelhorn abschließend, sei er schon auf der Suche nach einer kleinen, schnellen Maßnahme, die sich direkt umsetzen lasse und damit für ersten Erfolg sorgen könnte. Die Arbeitsergebnisse aus der Planungswerkstatt werden der Politik vermutlich schon in der nächsten Ausschussrunde Ende Mai präsentiert. Erster Stadtrat Martin Burlon verspricht den Aktiven, die sich am Samstag versammelt hatten, sie auch weiter an dem Prozess zu beteiligen. „Dann hoffen wir mal, dass unsere Ideen wahrgenommen werden“, sagte Workshop-Teilnehmerin Susanne Hormel.

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