HAYNER WEIBER Beim Töpfermarkt verbinden sich Tradition und moderne Technik Rohstoff kommt als Tasse aus dem Drucker

Lernt den Nachwuchs schon mal an: Roswitha Korsch zeigt ihrer Enkelin das Binden von Sträußen.

Dreieich – In diesem Jahr verbindet der Töpfermarkt der Hayner Weiber im Burggarten Handwerk mit digitaler Kunst. Natürlich sind 41 der 42 Teilnehmer vor der Naturbühne am Sonntag noch echte Handwerker und präsentieren Keramikkunst aus ganz Deutschland in allen Farben und Stilen. Aber die moderne Technik hält auch hier Einzug.

Die digital hergestellten Teetassen und Vasen zweier junger Männer aus Offenbach sind ein Hingucker. Maurice Riegler und Lennard Wilde sind ehemalige Studenten der Hochschule für Gestaltung – ihre beige-braunen Exponate kommen aus dem 3D-Drucker. „Die Schleifen, die die so markante Haptik unserer Tassen und Vasen ausmachen, sind am Rechner programmiert. Wir haben vor fünf Jahren, damals noch im Studium, damit angefangen. Seit zwei Jahren kommen nicht mehr nur Häufchen aus dem umgebauten Kunststoffdrucker“, berichtet Maurice Riegler, der mit seinem Geschäftspartner die Firma Additive Ceramics gründete. Die beiden studierten Designer arbeiten mit etwas flüssigerem Ton als dem, den man auf der Scheibe dreht.

Der Rohstoff wird in den Kunststoffdrucker eingeführt und kommt als Teetasse wieder raus. Die kleinen Schlaufen, die für die besondere Oberfläche verantwortlich sind, würden sich an der Drehscheibe kaum herstellen lassen. Das computerkonfigurierte Produkt muss dann aber auf ganz herkömmliche Weise weiterverarbeitet, also gebrannt werden. So fortschrittlich wie das Verfahren, so futuristisch auch der Name der Tassen: HNKL 404.

Der Dreieichenhainer Töpfermarkt ist etwas kompakter als in den Jahren davor. Statt 50 Keramikern sind nur 42 zu Gast: „Früher hatten wir 100 Bewerber und mussten 50 absagen. In diesem Jahr gab es schon zehn Absagen, bevor es überhaupt losging. Die Keramiker werden älter und es gibt wenig Nachwuchs“, erklärt Christa Levi die Schwierigkeiten, die sie bei der Organisation hatte. Das Hayner Weib lässt den Kopf nicht hängen: „Die Qualität stimmt und auch so ist es wieder ein sehr schöner Markt.“

Das finden auch die Besucher, die sich mit kunstvollen Einzelstücken und kunterbuntem Gebrauchsgeschirr eindecken und damit die Kunsthandwerker glücklich machen. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist der Weinstand der Hayner Weiber wieder am Start, wie schon in den vergangenen Jahren sind auch die von den Mitgliedern handgemachten Blumensträuße ein Verkaufsschlager. Die vorproduzierten Kränze sind schon morgens um elf alle verkauft, die fleißigen Hände produzieren nach was geht – denn schließlich sind alle Einnahmen für den guten Zweck und werden für soziale Projekte in der Region gespendet.
 njo

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