TURMBURG Mit Laserscanner Gemäuer vermessen / Regelmäßige Untersuchung Standfestigkeit im Fokus

Mit einem Laserscanner nehmen Norbert Wurzel (rechts) von der TPI Vermessungsgesellschaft mbH aus Dreieich, Lukas Kehrein (links) und Joshua Sperl die Turmburg ins Visier. Bild: Strohfeldt

Dreieich – In der öffentlichen Wahrnehmung ist wenig bekannt, dass der Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain (GHV) Eigentümer eines Juwels ist. Die um 1060 erbaute Turmburg Hagen, eigentlich eine zweite und ältere Burg innerhalb der Reichsburg Hayn in der Dreieich, ist die am besten erhaltene ihrer Art auf dem europäischen Kontinent. Gleichzeitig ist sie auch die älteste in aufwendigen Resten erhaltene Burg Deutschlands. Um diese dauerhaft erhalten zu können, fanden nun Vermessungsarbeiten statt.

Die Wand beeindruckt durch ihre Höhe von etwa 22 Metern. Die exponierte Stellung im Burggarten, der Klimawandel und zunehmende Westwinde hatten den Geschichts- und Heimatverein dazu veranlasst, unterschiedlichste Expertisen einzuholen. So erstellten im Auftrag des Vereins unter Federführung des Dreieichenhainer Statikbüros von Dr. Wolfgang Mühlschwein verschiedene Experten Gutachten rund um die Standsicherheit der Turmburg. Im März 2022 wurde die Mauer mit einem Radargerät unter die Lupe genommen. Im Fokus stand die Beschaffenheit der Wand. Nach den Untersuchungen haben nach Angaben des GHV-Vorsitzenden Roger Heil Experten die Empfehlung gegeben, die der Verein nun umsetzt, um mehr über die Standsicherheit zu erfahren. Deshalb hat man sich darauf verständigt, unter Einbindung des Restaurators Roger Thamm und Dr. Enno Steindlberger vom Institut für Steinkonservierung in Mainz ein Naturstein-Monitoring-Verfahren einzuführen. Die so entstandene Arbeitsgruppe möchte die notwendigen Arbeiten zügig voranbringen.

Dafür ist zunächst einmal die Schaffung einer Datenbasis vorrangig. Genau dafür liefen unlängst die ersten Arbeiten. Mit einem Laserscanner hat das Sprendlinger Vermessungsbüro TPI die Turmwand digital vermessen. „Dabei kommt aktuelle Technik zum Einsatz“, sagt Stephan Och von TPI. So wurden das Gemäuer dreidimensional erfasst und wichtige Daten gesammelt.

Nach Angaben von Andreas Becker, der Architekt ist und im GHV-Vorstand für Baufragen zuständig, soll die Untersuchung alle drei Monate wiederholt werden, um herauszufinden, ob sich die Turmburg zu einer Seite neigt. Becker geht davon aktuell nicht aus. Ziel ist es, mit den gewonnenen Daten ein Programm zu installieren, das regelmäßig den Zustand überwacht und verbindlich dokumentiert. Daraus soll dann auch ein Modellprojekt für den Hessischen Denkmalschutz entstehen, das für andere Baudenkmäler in Hessen adaptiert werden kann.

Nächster Schritt könnte laut Becker eine Materialprüfung sein, die mit dem Denkmalschutz abgesprochen werden muss, da Steine entnommen werden müssten. Die Maßnahmen könnten in ein Sanierungskonzept münden, um die Turmburg dauerhaft zu erhalten.
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