Viele neue Wörter in Deutschland

Julia Giesecke (links) ist eine von vier Lehrkräften, die unentgeltlich den Flüchtlingen in der Strothoff International School Sprachunterricht gibt. Alle sind motiviert und lernen Deutsch. Foto: Schäfer

Dreieich (chs) – In Dreieich leben zahlreiche Nationen zusammen. Genau diese Vielfältigkeit wird auch in der Strothoff International School gelebt. Nicht nur bei Schulveranstaltungen wie jüngst beim „Internationalen Fest“, sondern auch bei dem neusten Engagement von Lehrern in Schülern: An zwei Tagen in der Woche pauken 45 Flüchtlinge nachmittags jeweils eine Stunde lang deutsche Vokabeln und Grammatik in den Schulräumen auf dem Dreieicher Campus an der Frankfurter Straße.

Für Schulleiter Ilya Eigenbrot, der selbst das Leben als Staatenloser kennt und damals viel Hilfe erfahren durfte, ist es selbstverständlich zu helfen: „Das sind unsere Nachbarn, sie leben hier bei uns“. Mit seiner Meinung ist Eigenbrot nicht alleine. Unterstützung kommt auch von Lehrern, Schülern und Eltern. Das bestätigt auch Schulverwaltungschefin Bettina Otto. Es seien viele Ideen da, und jeder wolle helfen. Ziel ist die schnelle Integration in Deutschland. Und das wollen auch die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Äthiopien, Somalia und aus dem Irak.

Da sitzt ein junger Student aus Syrien neben einem Geschichtslehrer aus dem Irak. Sie helfen sich, lernen gemeinsam – beide haben das gleiche Ziel. Und auch die anderen Frauen und Männer sind motiviert und dankbar. Die Stimmung im Deutschkurs von Julia Giesecke am Donnerstagnachmittag ist gut. Alle sind fröhlich und lernen fleißig.

Das Team an der Strothoff International School bietet unkomplizierte Hilfe. Die deutsche Bürokratie macht es nicht leicht, schnell einen Platz in einem staatlich geförderten Kurs zu bekommen. Die Teilnehmer sind motiviert, trotz all der Erlebnisse, die sie auf ihrer Flucht gemacht haben. „Wir wissen noch gar nicht, welche Erfahrungen sie haben. Viele sind zu Fuß nach Deutschland gekommen“, sagt Bettina Otto. Noch können die Flüchtlinge es nicht auf Deutsch ausdrücken.

Und während die Erwachsenen fleißig in zwei Kursen lernen, betreuen Schüler der zehnten, elften und zwölften Jahrgangsstufe der Strothoff International School die Kinder. So lernen auch die Jüngsten ganz spielerisch die ersten deutschen Worte.

Erstaunlich, wie schnell die Kinder zu den betreuenden Personen Vertrauen gefasst haben. Liebevoll gehen die Schüler mit den Kindern um: Sie malen, erzählen und spielen mit ihnen.

Was einmal mehr deutlich wird, ist die Philosophie der Dreieicher Privatschule. Schulleiter Ilya Eigenbrot fasst es zusammen: „Die Offenheit anderen Kulturen und Sprachen gegenüber.“

Langfristig eine große Chance für Dreieich sieht in dem Projekt auch Geschäftsführer Daniel Schmid, während Verwaltungschefin Bettina Otto von einer großen Bereicherung für die Gesellschaft spricht.

Doch alleine lässt sich solch ein Projekt nicht stemmen. Es bedarf vieler helfenden Hände. So stimmt sich die internationale Schule nicht nur mit der Stadt ab, sondern steht auch in engem Kontakt mit der Volkshochschule und der Max-Eyth-Schule. Gemeinsam entwickeln sie Möglichkeiten der Hilfe – und das nicht nur in Form von Spenden.

Die Koordination an der Privatschule hat eine Lehrerin übernommen, bei ihr laufen die Fäden zusammen. Jungen und Mädchen der neunten Klasse üben gleichzeitig, wie man ein Projekt aufbaut und was es dabei alles zu beachten gibt. Und sie stellen sich immer wieder die Frage: „Wie können wir helfen?“

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