Schüler des Adolf-Reichwein-Gymnasiums widmen sich dem Thema Zeit Wer unser aller tückischster Feind ist

Mit einer Eigenproduktion hat sich der Kursus „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe Q2 des Heusenstammer Adolfs-Reichwein-Gymnasiums unter der Leitung von Elena Fillia-Diefenbach an ein Thema gewagt, das die Menschheit schon seit Jahrhunderten beschäftigt und fasziniert – die Zeit. Foto: Barnickel

Heusenstamm (zab) – Mit einer Eigenproduktion hat sich der Kursus „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe Q2 des heusenstammer Adolfs-Reichwein-Gymnasiums unter der Leitung von Elena Fillia-Diefenbach an ein Thema gewagt, das die Menschheit schon seit Jahrhunderten beschäftigt und fasziniert – die Zeit.

Mit „Einmal Zeit, bitte!“ beschäftigten die Schüler nun auch das Publikum und gaben reichlich Stoff zum Nachdenken.

Die Zeit ist unser aller tückischster Feind – trotz unserer Bemühungen, erfolgreich durchs Leben zu gehen, macht sie uns nur allzu gerne einen Strich durch die Rechnung, wenn wir es am wenigsten erwarten. Oder wir vergessen die Zeit, weil sie gerade so schön ist. Oder wir nehmen sie uns nicht in Situationen, in denen wir es eigentlich sollten und bereuen es hinterher. In einer performanceartigen Produktion präsentierten die Schüler (Carl Bendel, Luka Ceko, Seren Celik, Jordi Ferreiro, Laura Hiller, Johanna Hock, Justus Lehmann, Aaron Matischak, Dimitra Orfanidis, Niels Richter, Celine Röcher, Yorick Schäfer, Dominik Schmidt, Yannik Schultheis, Marvin Trebbien, Lukas Völker, Jasmin Walther, Nicholas Warnecke, Hakki Yasar und Pascal Zschocke) ein Potpourri aus unabhängigen Szenen, die sich alle in unterschiedlicher Art und Weise intensiv mit dem Thema befassten. „Sämtliche Szenenentwicklungen, Choreografien und Dialoge stammen von den Schülern selbst“, freute sich Elena Fillia-Diefenbach sichtlich, „es hat unglaublich Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten und jetzt natürlich das Ergebnis zu sehen.“

Und dann ging es auch schon mit der ersten Szene los, in der ein Seil von der Decke baumelte. In der Schlaufe des Seils, das immer hin und her schwangt, saß ein Mädchen im weißen Kleid. „Tik, Tok, Tik, Tok“, war das Einzige, was im Hintergrund zu hören war, eine Reise durch die Zeit begann.

Da ist der Sohn, der von einer langen Reise zurück nach Hause kehrt und von dem Tod seines Vaters erfährt. „Die Zeit hat mir meinen Vater genommen“, klagt er, was ein betroffenes Gefühl zurücklässt. Nehmen wir uns wirklich immer genug Zeit für unsere Liebsten? Dann ist da auch noch die Figur Chantal, die eigentlich noch gar nicht so genau weiß, was sie nach dem Abitur machen will. Dafür wissen es ihre Eltern und Großeltern umso besser. „Studieren!“ „Heiraten!“ „Arbeiten!“, lauten die Anweisungen. „Ich will nicht studieren“, schreit sie, „ich lebe nur einmal!“

Neben den Sketchen gab es auch den Performance-Teil mit mehreren Choreografien, die sich jeweils dem Thema Zeit annähern wollten. Auch eine Art Chor war dabei, in dem die Schüler in verschiedenen Sprachen den Satz: „Die Zeit vergeht!“ vortrugen. Das sorgte für Gänsehaut, auch wenn das leicht träge gesungene „Tempus fugit“, Lacher auslöste. „Latein ist nun einmal eine sehr ernste und tote Sprache“, schmunzelte Fillia-Diefenbach, „wir haben uns überlegt, wie wir die Sätze jeweils präsentieren, und da erschien uns das am passendsten.“ Auch die Schüler waren zufrieden. „Das Erarbeiten hat wirklich Spaß gemacht“, berichtete der 17-jährige Luka, „wir haben alles selbst gemacht, das war manchmal etwas anstrengend, aber es hat sich gelohnt.“

Einer der Höhepunkte war wohl eine Mischung zwischen Performance und Dialog, in der eine Figur auf dem imaginären Drahtseil des Lebens immer weiter wanderte, sich verschiedenen Entscheidungen stellen musste – doch am Ende wird ihr klar: „Ich habe nie Spaß gehabt“, jammerte sie verzweifelt. Doch rückgängig machen kann sie das auch nicht mehr. Haben wir nicht alle diese Angst in uns, uns falsch entschieden zu haben und es am Ende zu bereuen?

Denn die vertane Zeit kann uns niemand mehr zurückgeben. Ein gelungener Abend, der Spaß machte, aber auch eine klare Botschaft vermittelte und zum Nachdenken anleitete.