Familie Duwensee verbindet 36. Turmblasen mit Hilfe für Natur und Klima Alter Brauch wurde um eine soziale Komponente erweitert

Das Bläserquartett auf dem Balkon führte wieder Ralf Zenker (von links) von der Stadtkapelle an, Thorsten Grutzek, ebenfalls an der Trompete, Hans Günter Labahn und Stefan Keller mit der Posaune. Foto: m

Heusenstamm (m) – Das Turmblasen gehört längst zur Schlossstadt wie die Funkekanöncher zum Rathaussturm und das Feuerwerk zum Bahnhofsfest. Für viele Heusenstammer ist die Tradition aus dem Osten ein Teil von Weihnachten wie die Gans. Diesmal musizierte bereits zum 36. Mal ein Quartett auf dem Balkon der Duwensees an der Kreuzung des Weiskircher Wegs mit der Rudolf-Braas-Straße.

Die jüngste Generation hat den Brauch um eine soziale Komponente erweitert, Kinder aus der Großfamilie führen seit einigen Jahren einen Stand vor der Haustür, wärmen mit Hilfe ihrer Eltern Glühwein und schenken ihn an viele der rund 200 Leute aus, die den Klängen aus luftigen Höhen lauschen.

Und fast alle, die sich beim nasskalten Weihnachtswetter an der heißen und süßen Winterleckerei wärmen, werfen eine Spende in die bereitgestellten Büchsen. Die drei Duwensee-Mädchen sind Schülerinnen der Waldorfschule in Dietzenbach und haben Schilder aufgestellt, auf denen sie ihr Projekt beschreiben: „Wir wollen eine umweltfreundliche Schule“, ist zu lesen. „Das heißt, wir wollen Plastikmüll und den CO2-Ausstoß an unserer Schule verringern, aus dem Schulkiosk einen Fair-Trade-Kiosk machen.“

Die Waldorf-Gemeinde hat sich außerdem darauf verständigt, einen Internet-Browser zu benutzen, der 80 Prozent seiner Einnahmen für Naturschutzprojekte spendet. Und schließlich wollen die Klassen Bienenstöcke in den Garten hinter den Unterrichtsräumen aufstellen. So gewinnt das Fest eine weitere Perspektive, macht Menschen auf die Gefahren durch Umweltzerstörung und Klimawandel aufmerksam. Die Tradition aus der dritten Etage gerät dadurch nicht in Vergessenheit.

Am 24. Dezember erfreuen stets vier Bläser die Kirchgänger der Freien evangelischen Gemeinde schräg gegenüber nach dem Weihnachtsgottesdienst. Längst gesellen sich auch viele Bürger dazu, die eigens zu den festlichen Klängen in das Gewerbegebiet spazieren. Georg Duwensee, der seit einigen Jahren mit seiner Familie die Wohnung im obersten Stockwerk bewohnt, grüßt die Wartenden unten per Mikrofon.

Als erstes erklingt immer das Ostpreußen-Lied, „Land der dunklen Wälder“, erklärt Trompeter Ralf Zenker von der Stadtkapelle, der seit 1984 ununterbrochen dabei ist. Zum Schluss werden „O, Du Fröhliche“, „Vom Himmel hoch“ und „Macht hoch die Tür“ gespielt. Dazwischen variieren die Bläser. Diesmal wählen sie „Joy To The World“, „Adeste Fidelis“, „Jingle Bells“, „Deck The Halls“ und „Herbei ihr Gläubigen“, zum Teil arrangiert von Erwin Schlitz von der Stadtkapelle.

Bevor die Musiker „Stille Nacht, heilige Nacht“ anstimmen, sendet Duwensee den Zuhörern frohe Weihnachtswünsche nach unten. Weihnachten kann beginnen.

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