Wenn das Leben aus den Fugen gerät Autor Jan Costin Wagner liest aus“ Sonnenspiegelung“

Aus seinem Band „Sonnenspiegelung“ las der Heusenstammer Autor Jan Costin Wagner im Hinteren Schlösschen. Foto: Roß

Heusenstamm (red) – Nicht nur für seine Fans in Heusenstamm ist es etwas Besonderes, wenn der inzwischen berühmte Krimi-Autor Jan Costin Wagner im Hinteren Schlösschen liest. In 14 Sprachen wurden seine Bücher inzwischen übersetzt. Und immer wieder halten Jurymitglieder seine Romane für preiswürdig.

Auch für ihn sei es besonders, in seiner Heimatstadt zu lesen, seine Geschichten zu teilen mit Menschen, die er kennt, sagt der 43-Jährige. Erzählungen hat er diesmal mitgebracht. „Sonnenspiegelung“ heißt der Band, der im vergangenen Jahr erschienen ist. Es sind keine Kriminalgeschichten, und doch haben sie etwas gemeinsam mit seinen Krimis: „Mich interessieren Menschen, deren sicher geglaubtes Leben durch ein Ereignis plötzlich zu kippen droht in eine Situation, die sie nicht mehr kontrollieren können“, beschreibt er selbst, was seine Bücher verbindet.

Jan Costin Wagner setzt sich ans Klavier, spielt seine sanften, ruhigen Weisen. Die Stücke improvisiert er, gesteht er später. Noten lesen kann er nicht. Er spielt, was ihm gerade einfällt. Aber immer hat es etwas mit den Texten zu tun, die er gerade vorliest. „Die Musik bricht sich unterschwellig Bahn in den Geschichten.“ Und für ihn habe Musik etwas Tröstliches.

Ist Kommissar Kimmo Joentaa auserzählt?

Und dann liest er eine Geschichte vor. Es geht um einen Mann, der an einem Morgen plötzlich vor dem Haus eines Ehepaares steht. Er bewegt sich nicht. Er steht einfach da und schaut auf das Haus. Was seine Anwesenheit auslöst, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Ob die Geschichte des finnischen Kommissars Kimmo Joentaa, um den sich Wagners Kriminalromane drehen, zu Ende erzählt sei, wird er gefragt. „Nein“, betont er. Aber nach den „Tagen des letzten Schnees“ habe er gewusst, dass Joentaa zur Ruhe kommen musste, ein wenig Zeit brauchte. Jetzt aber werde es Zeit, sich wieder ihm zu widmen. „Ich freue mich darauf, zu schreiben. Ich habe wieder eine große Nähe zu Kimmo Joentaa.“

Zwei bis drei Jahre dauere es, bis ein Buch fertig sei, schildert er seine bisherigen Erfahrungen. „Und das immer mit dem Vorbehalt, dass ich nie genau weiß, ob es gelingt.“ Die Ideenfindung sei dabei der längste Prozess, mindestens ein Jahr vergehe darüber. Angestrengtes Nachdenken helfe dabei wenig, sagt er und lacht. Zumal es mit Kimmo etwas zu tun haben müsse. Der finnische Kommissar sei ihm wichtig geworden. Er möchte ihm wiederbegegnen, aber an einem neuen Punkt.