Feuerwehr Heusenstamm bietet vier Stunden unterhaltsames Show-Programm „Baggern, buddeln, Bleedsinn“

Das Feuerwehr-Männerballett „Fire Dream Dancers“, trainiert von Heike Gutjahr und Madeleine Ball, riss sprichwörtlich die Hütte ab. Während des fetzigen Musikmedleys zeigten die Jungs nicht nur, wo genau der Hammer hängt, sondern waren echt fleißig. Foto: p

Heusenstamm (red) – Großartige Stimmung, kurzweilige Vorträge, fesche Tänze und närrische Jubiläen und ein schmerzlicher Abschied füllten einen ereignisreichen Arbeitstag im öffentlichen Dienst und boten vier Stunden unterhaltsames Show-Programm.

Zu den beiden Kappenabenden der Freiwilligen Feuerwehr Heusenstamm im Saal der Vereine hatte gefühlt jeder Besucher Warnweste und Helm im Schrank hervorgekramt. Unter dem Motto „Baggern, buddeln, Bleedsinn: Der neue Bauhof bebt“ stand der Umzug auf das neue Gelände der Bauhofs im Mittelpunkt allen Klamauks.

Wunderbar unpassend hierzu der Karnevals-Hit „Orange trägt nur die Müllabfuhr“, der nicht nur ganz ohne Anspielungen auf Fußball und Holland auskam, sondern auch die städtische Arbeitskleidung in Signalfarbe ignoriert.

Am Erfolg des Umzugs maßgeblich beteiligt waren die beiden Hawaii-Hausmeister Karl und Schorsch, die einmal fernab ihres Feuerwehrhauses in tropischen Gefilden im wohlverdienten Urlaub Cocktails schlürften - auf Kosten der Steuerzahler natürlich. Denn schließlich hat niemand vor ihnen so genau den Standort des Röstomatisierungsbohnenzerkleinerungsbrühgeräts geplant - also den Standort der Kaffeemaschine festgelegt. Und auch die analog-digitale Öffentlichkeitskampagne aus dem Rathaus für den neuen Standort war ein Geniestreich. Einfache Slogans in Reimform sollten den Rembrückern helfen, künftig den Weg zum Bauhof zu finden. Darunter etwa: „Gelber Sack nach Heusenstamm - Rembrücker bitte denke daran: bring des Ding zum neue Ort - am alte holt des keiner fort!“. Das klappte auch. Meistens. Bei Rippchen mit Kraut zum Frühstück und „Äppelwoi“ an der Cocktailbar sinnierten Gregor Fanroth und Steffen Ball auch über neue Verwendungsmöglichkeiten des alten Geländes. Über den ganzen Abend verteilt kamen die unterschiedlichsten Gerüchte und Ideen zusammen.

 

Eine kleine Wurstfabrik für den Metzger Auer, das Gewächshaus für Friedhofsgärtner Mauls Blumenschmuck oder eine Mohnplantage für die Mohnschnecken vom Bäcker Paul? Ein Parkplatz für DHL mit Imbissbude und Wohnwagen für die persönlichen Bedürfnisse oder doch der riesige Halil-Tower eines städtischen Investors? Bürgermeister Halil Öztas, in der närrischen Kurzform nur „Halil-Hallo“ genannt, ließ sich bei seinem Besuch im Saal aber zu keiner Aussage hinreißen. Unter den Gästen waren auch besonders mutige Besucher auch Obertshausen und Rodgau, die sich nicht nur in die erste Reihe setzten, sondern auch nicht unauffällig genug geblieben waren und dafür prompt von Schorsch alias Steffen Ball in die humorvolle Anmoderation eingebaut wurden.

Premiere für die Feuerdrachen

Ihre Premiere auf dem Kappenabend hatten die „Feuerdrachen“ der Kinderfeuerwehr Heusenstamm, die jüngsten Akteure des Abends. Weil so ein Umzug ganz schön viel Schmutz macht, freuten sich das Moderatoren-Team Norbert Herdt, Petra Klein und Werner Konrad ganz besonders, dass der Nachwuchs im roten Blaumann mit Begeisterung zum Takt den Besen schwang.

Samt Gefolge betrat das Prinzenpaar der Schlossstadt die Bühne. Prinzessin Elly und Prinz Thomas „P-Punkt“ hatten neben den Funkekanöncher auch wieder Lieder mitgebracht. Den Anfang machte die klingende Schellekappe, bevor es „mit Blaulicht durch die Unnergass’“ ging. Natürlich durfte auch das Heusenstamm-Lied nicht fehlen.

Der hohen Kunst des Paraphrasierens widmete sich Protokoller Dominik Ohlig. Er begann klassisch im strengen formalen Korsett, ging bei Themen wie der Feuerwehr, S-Bahnlinie 2 und der U3-Kinderbetreuung dann aber spontan ins Detail. „Redet der gerade im Parlament?“, hörte man aus dem Publikum. Inzwischen würden sogar die Landwirte Parallelverkehr zu den Schienen anbieten und mit Heuwagenfahrten den Weg zur Arbeit romantisch gestalten. Spätestens bei den politischen Themen musste er aber noch einmal klarstellen: „Man muss immer lachen wenn der Tusch kommt, auch wenn der Gag schlecht ist“.

Klein, gelb, tollpatschig und unheimlich niedlich, so könnte man die Minions beschreiben, die seit einigen Jahren nicht nur Kinderzimmer unsicher machen. Zumindest klein waren Frank und Norbert Herdt bei ihrer zum Schreien komischen Aufführung nicht. Vollkommen Banane hüpften die „Bauhof-Boys“ herrlich asynchron über die Bühne. Vom Publikum gab es als Dank für die großartige Stimmung tosenden Applaus und Schluss war erst nachdem die beiden ihre Nummer nochmal komplett gezeigt hatten.

Mit Spaßalarm auf Kommando ging es nach der Mittagspause auf dem städtischen Bauhof weiter. Als Feuerjäger besangen Werner Konrad, Norbert Herdt und Thomas Kreis das wunderschöne Mexiko, die Lotusblume und das Herz aus Schokolade. Entlassen wurden sie erst nach der zweiten Zugabe.

Entsorgen und quatschen

Zum Bauhof darf ja jeder Heusenstammer Bürger kommen, nicht nur zum Entsorgen sondern auch zum Quatschen über seine Sorgen. Im harten aber herzlichen Zwiegespräch hielten sich Gundi Wilz und Ralf Rebel als zwei Bauhofbesucher bei ihrem Klamauk scharf am Wortsinn. Beim Nachdenken über das neue indische Restaurant hieß es: „Geh mal in-disch“. Zustimmend gekontert von: „Okay, da werde ich mal hin-du“. Was die Leute nicht so alles wegschmeißen! Der gute Füllfederhalter, dem zwar bloß eine frische Tintenpatrone fehlt, aber dessen verursachte Rechtschreibfehler einfach nach Ersatz schreien. Die Gerüchteküche sprach nicht nur von Friseur, Schuhmarkt und Parfümerie auf dem alten Gelände, dem Martins-Dom statt Himmelskron und dem „Taj ma Halil statt Rathausschloss“ sondern auch von zwei Obertshäusern, die im Autokino erfroren seien. Zum Verhängnis wurde ihnen der Film „im Winter geschlossen“.

Mit den „Red-Hot-Chilli-Dancers“ feierte eine neue Gruppe aus den eigenen Reihen der Feuerwehr Premiere. Zunächst ohne Musik, trommelten sie auf verschiedenen Dingen im Takt. Der Baustelle geschuldet natürlich auch auf großen Kehrbesen.

Damals wie heute passend war der Vortrag von Katrin Rebell, den bereits ihre Großmutter vor 50 Jahren geschrieben hatte. Auch wenn sich vieles am Rollenbild seitdem geändert hat, bei „Macht des mal mit eurer Fraa“ konnte man sich erschreckend gut wiedererkennen.

Mit acht bärenstarken Typen im zart-Schweinchen-rosa Blaumann ging es mit Vollgas in Richtung Feierabend. Das Feuerwehr-Männerballett „Fire Dream Dancers“, trainiert von Heike Gutjahr und Madeleine Ball, rissen sprichwörtlich die Hütte ab. Während des fetzigen Musikmedleys zeigten die Jungs nicht nur, wo genau der Hammer hängt, sondern waren echt fleißig. Die Ruine auf der Bühne verwandelte sich zum Konfettiregen und dem Song „Ich bau dir ein Schloss“ zu einem wunderschönen Märchenschloss, das den Heusenstammern bekannt vorgekommen sein dürfte.

Das Männerballett feiert närrisches Jubiläum, es besteht seit zweimal elf Jahren. An den ersten Auftritt der Gruppe erinnerten sich noch viele. Unvergesslich sei der Auftritt im rosa Tutu gewesen. Von den Gründungsmitgliedern sind Frank Herdt und Joachim Beck noch mit an Bord.

Prinzenpaar aus Nirgendwo

Närrischer Höhepunkt waren jedoch die dreimal elf Jahre, in denen Werner Konrad und Petra Klein als „Floriansduo“ ihr Publikum vortrefflich unterhalten haben. Als Prinzessin Conni und Prinz Peter betrat das „Prinzenpaar aus Nirgendwo“ als letzte Programmnummer die Bühne. Applaus gab es schon vor dem ersten Reim. Vielleicht auch wegen des umwerfenden Anblickes der beiden Hoheiten. Ein stattlicher prächtig gewachsener Prinz von 1,51 Meter und eine Prinzessin so voller Anmut, Eleganz und 112 Kilogramm purer Erotik auf einem Stöckelschuh. Sicher aber jedoch aus Dank und Anerkennung für so viele unterhaltende Auftritte. Für die gekrönten war es ein krönender Abschluss. „Einmal Prinzenpaar sein, das war unser Traum“, erklärten die beiden, die ihn sich bei ihrem allerletzten Auftritt als die zwei Doofen mit der Rose erfüllten. Als Nachfolger heiß gehandelt sind „die Große von der Petra und der Kleine vom Conny“. Da half es auch nicht, dass Markus Konrad neben Petra Kleins Tochter Daniela Grillwitzer proklamierte: „Mich hat man gezwungen hier oben zu sehen. Ich halte keine Rede, das können wir auch gar nicht“. Klarheit wird es im nächsten Jahr geben, wenn der Kappenabend unter dem Motto steht: „Think pink - die Feuerwehr feiert rosarot“.