Beide Richtungen aufzeigen Berufsmesse an der Adolf-Reichwein-Schule

Die Adolf-Reichwein-Schule hat ein erfolgreiches Konzept entwickelt, um ihre Schützlinge auf den nächsten Lebensabschnitt vorzubereiten. Zu diesem Paket gehört auch die Berufsmesse, die kürzlich zum sechsten Mal in A-Gebäude der Schule Eltern und Schüler ansprach. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – Längst beschränkt sich der Unterricht in Haupt- und Realschule nicht mehr auf Gleichungen auflösen und Aufsätze schreiben. Die Adolf-Reichwein-Schule hat ein erfolgreiches Konzept entwickelt, um ihre Schützlinge auf den nächsten Lebensabschnitt vorzubereiten. Zu diesem Paket gehört auch die Berufsmesse, die kürzlich zum sechsten Mal in A-Gebäude der Schule Eltern und Schüler ansprach.

Elf Unternehmen, die Bundespolizei, die Handwerkerschaft, die Agentur für Arbeit und sechs weiterführende Schulen stellten ihre Angebote in Faltblättern und vor allem im persönlichen Gespräch vor. Manche Klassen gingen mit einem ganzen Katalog an Fragen auf die Vertreter an den Ständen zu, andere führte das eigene Interesse zu den Firmen, die Mitarbeiter ins Foyer geschickt hatten.

Der 16-jährige Marlon hat sich schon mit sechs Jahren für Technik interessiert, erzählte er. Der Realschüler hat sich darum in Obertshausen bei Karl Mayer für eine Ausbildung in der Informatik beworben.

Viele Jugendliche sind unsicher

Von den Zehntklässlern wüssten nur wenige genau, was sie wollen, erklärte Carsten Weirich, Koordinator für die Berufsorientierung an der Reichwein-Schule. Die meisten Jugendlichen seien unsicher, bevorzugten wie ihre Eltern eine berufliche Schule, um dort eine Ausbildung anzustreben oder das Fachabitur abzulegen.

Die Bildungseinrichtungen in Dreieich, Offenbach un Obertshausen bieten technische und soziale Schwerpunkte, qualifizieren für Jobs in Wirtschaft, Verwaltung oder im Gesundheitssektor. „Wir Lehrer versuchen den Schülern beide Richtungen aufzuzeigen“, sagte Weirich. „Schule und Ausbildung“. Dazu absolvieren alle Acht- und Neuntklässler Praktika über je drei Wochen. Und „diese Kontakte haben schon oft zu einem Lehrvertrag geführt“. Dazu organisierten die Kollegen Betriebsbesichtigungen, manche Firmen präsentierten sich im Unterricht.

Partnerschaft mit Lidl geschlossen

Mit der Discounter-Kette Lidl hat die Schule eine Partnerschaft geschlossen, Mitarbeiter kommen regelmäßig in die Klassen und informieren, die Absolventen können in die Arbeitsabläufe der Filialen schnuppern.

„Oft fehlt den Mädchen und Jungen die Unterstützung von zu Hause“, berichtete Sarah Epifani von ihrer Erfahrung aus der Berufswegebegleitung an der Leibnizstraße. In Gesprächen mit den Absolventen versucht die Sozialarbeiterin, Stärken und Möglichkeiten zu finden und schmiedet mit den Schülern einen Plan A – und einen Plan B.

„Manchmal sind sie einfach zu jung für den Entscheidungsprozess“, pflichtet Eva Seyrling von der Agentur für Arbeit bei. Für die Abgänger des laufenden Schuljahrs sei es jetzt schon fast zu spät, um eine Lehrstelle zu finden. Noch mehr Schwierigkeiten bereite die Tatsache, dass viele junge Leute mit Berufsvorstellungen zu ihr kämen, die nicht zu verwirklichen sind. „Wenn eine Hauptschülerin Rechtsanwältin werden will, weil sie Menschen helfen möchte, muss ich abraten“, schilderte die Expertin. Oft haben auch Eltern und Kinder sehr unterschiedliche Erwartungen. Dann seien Einzelgespräche sinnvoller als Informationen in der Gruppe.

Viele unbesetzte Lehrstellen

In dieser Form klärten Schulleiterin Margit Breem und Konrektorin Doris Huber auf. „Wir haben viele unbesetzte Stellen“, wirbt Michael Lubojanski, stellvertretender Obermeister der Elektro-Innung Offenbach aus Heusenstamm. In der Region gebe es noch 600 Teenager, die eine Lehre aufnehmen möchten, und 900 freie Ausbildungsplätze! „Unsere Branche stellt hohe Anforderungen in Mathe“, lehrte der Techniker. „Der Stoff im Lehrplan nutzt in der Praxis oft wenig“, kritisierte Lubojansi, „da werden manche Themen nur angeschnitten“.

Außerdem habe das Handwerk heute nicht mehr den Stellenwert wie früher. „Dabei verdienen viele Kollegen mehr als Kameraden, die erst studieren und dann mit einem Bachelor ins Berufsleben starten.“ Vielen Talenten fehle das Selbstbewusstsein, beobachtete der Meister. Dabei habe „Handwerk goldenen Boden - so lange du gut qualifiziert bist.“