Merkels wichtigster Mann: Kanzleramtsminister zu Gast beim Neujahrsempfang der CDU in Heusenstamm Braun sieht nicht schwarz: Chancen nutzen, Europa stärken

Heusenstamms CDU-Chef Mario Garbuio von Au (links) überreichte Kanzleramtsminister Professor Helge Braun nach dessen Vortrag als Geschenk eine in Heusenstamm gefertigte Ledertasche. Foto: agk

Heusenstamm (agk) – Nur nicht auf den Erfolg ausruhen. Denn es warten große Herausforderungen auf unser Land, aber Deutschland ist gut aufgestellt und kann sie meistern. Das ist die Kernbotschaft des 33-minütigen, frei gehaltenen Vortrags von Professor Helge Braun beim Neujahrsempfang der Heusenstammer CDU im Saal der Vereine am vergangenen Sonntag. Der amtierende Kanzleramtsminister brachte in seinem Referat mit dem Titel „Außenpolitische Herausforderungen und gesellschaftspolitische Veränderungen“ auch gleich ein Beispiel. Jüngst sei der Sachverständigenrat der deutschen Wirtschaft bei ihm im Kanzleramt gewesen. Die Hessen würden 55 Prozent der Wirtschaftsleistung exportieren – am meisten in die EU, danach folgt die USA. Und da gibt es derzeit unsichere Akteure. Er lobte das einst unter Obama und Merkel vorangetriebene Transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP). Denn es gibt Unternehmen Planungssicherheit. Solche Verträge geben hessischen Firmen die Gewissheit, dass Geschäfte mit den USA auch noch in zehn Jahren auf der gleichen Basis abgewickelt werden können. Wer gegen den Freihandel ist, der nimmt die Planungssicherheit. Und darunter leiden derzeit auch hessische Unternehmer. Brauns eindringlicher Appell: Freihandel sichert Wachstum und Wohlstand in Deutschland.

Wie wichtig der Zusammenhalt in Europa ist, machte der 46-Jährige an einem anderen Beispiel fest: Deutschland mache nur ein Prozent der Weltbevölkerung aus. Somit habe man gegen andere Wirtschaftsakteure wie China keine Chance, wenn man alleine agiere. Ohne den Europa-Rückhalt wäre Angela Merkel nicht mehr die mächtigste Frau der Welt, wie vom Wirtschaftsmagazin Forbes regelmäßig attestiert. Und wie schnell Deutschland ins Hintertreffen geraten könnte, rechnet er auch gleich vor: Deutschland und China wechseln sich als Export-Weltmeister immer wieder ab. China hat 15 Mal so viele Einwohner wie Deutschland. Das heißt: Ein deutscher Arbeitnehmer ist 15 Mal so produktiv wie ein chinesischer Arbeitnehmer. Wenn China nun aber technologisch aufholt, wird China im Export-Rennen langfristig die Nase vorn haben.

Daher plädiert der Minister, die Chancen durch die Digitalisierung zu nutzen. Und sich eben in Europa zu verbinden.

Auch weil es nicht nur um Wirtschaftlichkeit geht. Braun nannte als weiteres Beispiel die Sicherheit. Nur wenn man ein abgestimmtes und einheitliches Rechtsverständnis in Europa habe, könne man Gefährder im Vorfeld stoppen. Habe ein Land aber ein andere Auffassung oder kenne den Begriff „Gefährder“ gar nicht, werde es das Nachbarland über die Gefahr nicht informieren.

Heusenstamms CDU-Vorsitzender Mario Garbuio von Au hatte den Neujahrsempfang eröffnet und über die ganze Veranstaltung zahlreiche Gäste begrüßt. Unter anderem waren Dietzenbachs Bürgermeister Jürgen Rogg, Bundestagsabgeordneter Björn Simon und Kreishandwerksmeister Wolfgang Kramwinkel gekommen. Ein besonderes Lob bekam Landtagsabgeordneter Ismail Tipi, der maßgeblich an der Verpflichtung Brauns beteiligt war. Garbuio von Au blickte zunächst auf 2018 mit CDU-Vorsitzenden- und Landtagswahl zurück. Er attestierte dem SPD-Bürgermeister, dass seit seinem Amtsantritt nichts mehr in Heusenstamm umgesetzt wurde. Er schaute aber auch auf die anstehende Europawahl und warnte – mit Blick auf den Brexit – was für Auswirkungen ein schwaches Europa für Deutschland haben könnte. Diesen Ball nahm dann Braun auf.

Brian Mügendt von der Heusenstammer Jungen Union hatte die rund 350 Besucher am Klavier unterhalten.