Heusenstammer Feuerwehr wirbt bei Geflüchteten für aktiven Dienst „Dabei fühlt man sich sehr gut“

Werbung für die aktive Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr macht jetzt Shah Rasul Hakimzada (Mitte) mit seinen Kameradinnen und Kameraden. Foto: P

Heusenstamm – Alle nennen ihn Marschall. Das war aus der Not geboren, denn der Name Shah Rasul Hakimzada war für die Heusenstammer Feuerwehrkameradinnen und -kameraden anfangs nicht so leicht auszusprechen. Und außerdem werden Spitznamen oder „Utznamen“, wie das in der Schlossstadt heißt, bei den Brandschützern ohnehin gern vergeben. Shah Rasul Hakimzada ist seit mehr als vier Jahren aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Heusenstamm.

Mit 16 Jahren kam der gebürtige Afghane nach Deutschland und „landete“ als unbegleiteter Jugendlicher in Heusenstamm. Er kam in Kontakt zur Feuerwehr, sah sich deren Aktivitäten an. Und fand Gefallen an dieser Aufgabe. Inzwischen hat er viele Ausbildungsstunden absolviert und ist zum Oberfeuerwehrmann befördert worden.

„Bürgerschaftliches Engagement und Integration betrachten wir als eine wichtige Säule unserer Gesellschaft – und es ist unser Beitrag zur sozialen Verantwortung.“ Nicht nur dieser Satz aus dem Leitbild, das sich die Feuerwehr Heusenstamm vor einigen Jahren gegeben hat, wird gelebt. Doch sie wollen, dass sich die Vielfalt in der Gesellschaft stärker auch in den Feuerwehren niederschlägt, dass noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund für diese ehrenamtlichen Aufgaben begeistert werden können.

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Deshalb haben die Schlossstädter Brandschützer nun einen Werbespot gedreht, der sich vor allem an Geflüchtete wendet.

Im Mittelpunkt des Spots, der als Beitrag in den Internet-Netzwerken, etwa Facebook, und auch für die Kommunikation per WhatsApp gedreht wurde, steht eben Shah Rasul Hakimzada, der kürzlich 22 Jahre alt wurde.

„Ich mache mit, um Menschen zu helfen und ein Teil der Gesellschaft zu sein“, sagt Shah Rasul Hakimzada, und beschreibt seine Motivation fürs Ehrenamt: „Die ganzen Ausbildungen, die wir mitmachen, vor allem aber Einsätze, nachdem man etwas gerettet und Menschen geholfen hat, machen sehr viel Spaß – und dabei fühlt man sich auch sehr gut. Ich wurde in diesem Land, in dieser Stadt aufgenommen. Deshalb habe ich in den vergangenen Jahren und deshalb werde ich auch in Zukunft meine Kraft bei der Freiwilligen Feuerwehr einsetzen.“ Mit der „Einschränkung“ freilich, dass er auch etwas für seine berufliche Zukunft tut. Nach Sprachkurs und qualifiziertem Hauptschulabschluss hat Marschall zunächst eine Ausbildung zur Fachkraft für Kurierexpress- und Postdienstleistungen absolviert. Inzwischen bereitet er sich auf sein Fachabitur vor, das er noch in diesem Jahr ablegen möchte. „Und dann möchte ich studieren“, sagt er. Sein Traum ist es, sich eines Tages mit einem Sicherheitsdienst selbstständig zu machen.

Horst Rebell, Vorsitzender des Fördervereins der Heusenstammer Feuerwehr, der den Projektvorschlag beim Bundesprogramm „Demokratie leben!“ eingereicht hat: „Menschen mit ausländischen Wurzeln sind immer noch unterrepräsentiert bei der Freiwilligen Feuerwehr. Unser Video soll einen Beitrag dazu leisten, dieses Ehrenamt in vielfältigen Bevölkerungsgruppen vorzustellen und moderne Medien zu nutzen. Deshalb gibt es zum Beispiel auch eine Version des Videos mit Untertiteln in persischer Sprache.“

Gedreht und produziert wurde das Video vom Heusenstammer Filmemacher Justus Kallmeyer, auch Katrin Rebell von der Heusenstammer und Vanessa Schmittinger von der Rembrücker Wehrführung sind gemeinsam mit weiteren Feuerwehrleuten aus Heusenstamm in dem Clip zu sehen.

Weitere Infos und alle Kontaktdaten findet man auf der auf der Webseite der Wehren. Infos im Internet gibt es auf der Seite ffhstm.de.

VON CLAUDIA BECHTHOLD