Keine „Superernte“ für Landwirt Markus Wöhl Erwartung erfüllte sich nicht

Kartoffelernte auf einem Feld am Niederröder Weg: Mehrere Helfer sortieren sofort Steine und Erdklumpen aus. Foto: Bechthold

Heusenstamm – Mit großen Erwartungen auf eine Superernte hatte Markus Wöhl das Wetter dieses Frühjahrs und Sommers beobachtet, weil es kaum zu heiß war und regelmäßig geregnet hat. Doch schon Mitte Juli kam die erste Ernüchterung. Der Raps hatte die Nässe nicht gut überstanden, Pilzerkrankungen hatten sich breit gemacht. „Der Raps hatte im Frühling noch wunderschön geblüht, aber bei der Ernte stellte sich heraus, dass die Körner vergleichsweise klein waren“, sagt Heusenstamms Landwirt. Zehn bis 20 Prozent unter den normalen Niveau war damit auch der Ertrag aus dem Raps. Ähnlich fiel auch die Getreide-Ernte aus. „Vor allem der Roggen hat unter der kurzen Hitzewelle gelitten, die wir Mitte Juni hatten“, ist sich Markus Wöhl sicher, Grüne Stellen und Missbildungen haben sich bei den frühen Kartoffeln durch jene Hitze und den folgenden Regen gezeigt. 20 bis 30 Prozent der geernteten Knollen mussten aussortiert werden. Die Erde der kleinen Dämme, die zum Schutz der gedeihenden Kartoffeln „gebaut“ werden, war durch den Regen weggewaschen worden. Die Früchte kommen ans Licht und bilden Solanin, das Menschen nicht zu sich nehmen sollten. Bei einer der Sorten, die der Heusenstammer anbaut, lag die Ausschussquote sogar bei 60 bis 70 Prozent.

Mehr auf Seite 2

Etwa ein Dutzend verschiedener Sorten baut Markus Wöhl auf den Feldern an, die er beackert. „Von mehlig bis festkochend haben wir alles zu bieten“, erläutert er. Die Erdäpfel sind also ein wichtiger Teil seines Betriebs.

Besser umgehen mit dem Wetter dieses Sommers konnte offenbar der Körnermais. „Ich schätze, da bekommen wir eine Ernte, wie wir sie nur etwa alle zehn Jahre haben“, freut er sich schon. Seine Maisfelder sind in den nächsten Tagen an der Reihe.

„Heimgestohlen“ – nicht heimgeholt – habe er in diesem Jahr die Heuernte. Zwar sei auf manchen Wiesen wegen des vielen Regens sogar ein zweiter Schnitt möglich gewesen, aber das Mähen sei stets ein Wettlauf mit dem Wetter gewesen. Denn die Wiese muss nach einem Regen mindestens drei Tage trocknen, bevor gemäht werden kann. Also musste der 48-Jährige schon mal „losrennen“, um vor dem nächsten Niederschlag noch Heu machen zu können.

Seinen etwa 1200 Hühnern, die auf jenen Feldern leben, die mal für einige Zeit nicht bepflanzt werden, damit sich der Boden regenerieren kann, gehe es gut, versichert Markus Wöhl. Für die Vögel sei der Sommer gut gewesen, weil es keine wirklich lange Hitzeperiode gab. „Wenn es zu heiß ist, haben die Tiere Stress.“

Drei Hühner-Mobile hat er mittlerweile, zwei sind ständig bewohnt. Eines dient als Ausweichquartier. Mit den Hühnern leben auch Ziegen, die die Vögel vor dem Habicht schützen sollen. Bei den afrikanischen Bergziegen, die bei einer der beiden „Herden“ leben, klappe das auch gut. Kommt ein Raubvogel, seien die offenbar neugierigen Vierbeiner sofort da.

Ein wenig Sorge machen dem Schlossstädter aber die vier Ziegen, die seine zweite Hühnerfamilie bewachen. Sie können den Habicht offenbar wenig beeindrucken – was der Raubvogel offenbar auch genau weiß. „Alle ein bis zwei Tage holt er sich ein Huhn“, beklagt der Landwirt. Deshalb denkt er über Alternativen nach, um die Tiere zu schützen. Alpakas wären eine Möglichkeit, aber damit hat er sich noch nicht so genau befasst. Oder ein Hütehund, der aber den Nachteil hätte, dass er auch nur ganz wenige Bezugspersonen auf das Gelände ließe. Und er könnte Spaziergänger, die einen solchen Hund streicheln wollten, auch mal beißen.

Grundsätzlich bedauert Markus Wöhl, der an der Patershäuser Straße seinen Hofladen und zwei Automaten für Eier und Kartoffeln hat, dass nach den Lockdowns das Bedürfnis der Menschen, lokal und regional einzukaufen, wieder deutlich nachgelassen hat. Der Umsatz etwa bei den Eiern sei bei ihm erheblich eingebrochen, seit die Restaurants wieder geöffnet sind. Und auch bei seinen anderen Produkten registriert er Einbußen: „Seit die Menschen wieder in den Urlaub fahren können, wird wieder am Essen gespart.“

Derzeit ist er noch mit dem Einholen der Kartoffeln beschäftigt. Bis zu vier Helfer hat er stets dabei, wenn er den knallroten Kartoffelernter mit dem Traktor über die Felder zieht. „Je nach Boden müssen Steine und Erdklumpen sofort aussortiert werden“, erläutert er diesen Personalaufwand . Danach müssen noch Zwiebeln, der Körnermais und Sojabohnen geerntet werden. Mitte bis Ende Oktober, hofft Markus Wöhl, damit fertig zu sein. Dann muss aber schon wieder der Roggen und der Weizen für das nächste Jahr gesät werden.

VON CLAUDIA BECHTHOLD