In der Werkstatt der Flüchtlingshilfe wurden schon fast 300 gebrauchte Drahtesel verkehrstüchtig gemacht Fahrrad-Schrauber suchen neues Domizil

In der Werkstatt der Flüchtlingshilfe Heusenstamm wurden von ehrenamtlichen Fahrradschraubern schon fast 300 gebrauchte Drahtesel verkehrstüchtig gemacht, die an in Heusenstamm lebende Flüchtlinge und Asylbewerber ausgegeben wurden. Foto: p

Heusenstamm (red/kho) – Katicha braucht dringend ein verkehrstüchtiges Kinderrad zur Teilnahme an der Fahrradprüfung der Jugendverkehrsschule der Polizei an der Otto-Hahn-Schule in Heusenstamm und Emran ein Ersatzrad für die Fahrten zum Schichtdienst als Wachmann in Frankfurt, weil sein erstes Rad am S-Bahnhof in Heusenstamm gestohlen wurde.

Das sind laut Rudolf Schmidt, dem Leiter der Heusenstammer Fahrradwerkstatt, nur zwei Beispiele dafür, warum die Fahrrad-Schrauber der örtlichen Flüchtlingshilfe zu den Öffnungszeiten ihrer Werkstatt an jedem Dienstag von 14 bis 16 Uhr und an jedem Donnerstag von zehn bis zwölf Uhr stets von etwa zehn bis zwölf Personen aufgesucht und um technische Hilfe oder eben um ein Ersatzrad gebeten werden.

Kein Wunder also, warum innerhalb von rund zwei Jahren vom derzeit acht Personen starken ehrenamtlich tätigen Schrauber-Team unter der Leitung von Rudolf Schmidt 295 gebrauchte Spendenräder verkehrstüchtig gemacht und an in Heusenstamm lebende Flüchtlinge und Asylbewerber ausgegeben worden seien. Zusätzlich hätten 211 registrierte Reparaturen vorgenommen und etwa 100 Kinderräder verschenkt werden können.

„Die räumlich-organisatorischen Voraussetzungen für dieses Engagement bilden die seit zwei Jahren von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Cäcilia kostenlos zur Verfügung gestellten und von den Schraubern selbst eingerichteten Werkstatt- und Lagerräume am Pfarrheim in der Schlossstraße“, erläutert Rudolf Schmidt. „Da es für die Vielzahl der zu reparierenden gespendeten Räder im Fachhandel allein aus Altersgründen gar keine Ersatzteile mehr gibt, ist das sogenannte Ausschlachten zur Ersatzteilgewinnung eine wichtige Aufgabe, die allerdings zusätzlichen Lagerraum in greifbarer Nähe notwendig macht. Deshalb sind wir sehr froh und dankbar dafür, entsprechende Kellerräume bei der Bürger- und Senioren Hilfe nebenan ebenfalls kostenlos nutzen zu können“.

Als zweifellos positiv für die Dienstleitungen der Werkstatt bewerteten die Schrauber die uneingeschränkte Spendenbereitschaft bezüglich Rädern, Ersatzteilen und Zubehör und wünschen sich mehr Spenden von Fahrrad-Kindersitzen und Laufrädchen, damit der Nachwuchs von den Eltern einfach und sicher transportier und schneller auf das sichere Fahren mit dem eigenen Rädchen vorbereitet werden kann. Weiterhin wünscht sich die Gruppe eine personelle Verstärkung, damit die krankheitsbedingt Reduzierung des „Personals“ von zehn auf acht Personen wieder ausgeglichen werden kann.

„Dass es bei Projekten von dieser Dimension nicht nur Licht- sondern auch Schattenseiten gibt, ist überall bekannt und soll auch hier durch Nennung einiger Beispiele nicht verschwiegen werden“, sagt der Leiter der Fahrradwerkstatt. „Da sind zunächst die in den vergangenen Jahren stark zugenommene Anzahl der Fahrraddiebstähle am S-Bahnhof in Heusenstamm zu nennen, die nicht nur das Fundbüro der Stadtverwaltung und die örtliche Polizei sondern eben auch die Fahrrad-Werkstatt beschäftigen“. Als Grund dafür, komme die vorhandene aber ineffiziente Video Überwachungsanlage in Frage, deren Umbau und Erweiterung trotz zweijähriger Planung aber doch noch einige Monate auf sich warten lasse. Das zweite und damit existenzielle Problem für den weiteren Betrieb der Werkstatt stehe in Verbindung mit den Abriss- und Neubauplänen für das Katholische. Pfarrheim St. Cäcilia. Denn diesen würden auch die bisher genutzten Räumlichkeiten der Werkstatt zum Opfer fallen. Da geeignete städtische Ersatzräume nach aktueller Auskunft des Bürgermeisters voraussichtlich nicht bereitgestellt und Mietkosten durch den Erlös aus ehrenamtlicher Arbeit nicht aufgebracht werden könnten, bleibe guter Ratteuer.

Damit die für die Mobilität der Flüchtlinge weiterhin sehr wichtige Werkstatt nicht wie in Obertshausen geschlossen werden müsse, suchen die Fahrrad-Schrauber mittelfristig neue Räume für ihre Schrauberdienste im Stadtgebiet.

Sollte jemand derartige Räume zur Verfügung stellen können, kann er sich bei Rudolf Schmidt melden, der unter Telefon 06104 2797 telefonisch zu erreichen ist. Er gibt auch nähere Informationen über die Fahradwerkstatt.