Schließlich blies das Orchester zum Angriff und die Truppe marschierte die Schlossstraße hinunter. Die Narren waren bereit für den Rathaussturm, doch Bürgermeister Halil Öztas war ebenfalls gewappnet. Die Narrenschar strömte in den Herrngarten und vor dem Tor positionierte sich der Wagen mit den Köpfen von Feuerwehr, Kersch und KKD, bereit, erstmals in Kooperation „die Paragrafenburg zu stürmen.“ Aus seinem mit bunten Ballons geschmückten Fenster blickte der Rathauschef zunächst siegessicher auf die Meute herab.
„Als Anführer der Narren stehen wir da, wenn auch mal wieder ohne Prinzenpaar“, erhob Kilian die Stimme. Zwar ohne royale Unterstützung, doch dafür mit dem Segen des Gottes Jokus und unter dem Schutz des heiligen Florian befahlen sie den ersten Kanonenschuss gegen die Schlossmauern. Eine Salve an verbalen Geschossen folgte sogleich. Petra Klein machte sich groß und begann: „Beim Feuerwehrhaus muss sich dringend etwas tun.“ Ob Umbau oder Neubau sei ihr dabei egal.
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Für den KKD schaltete sich Matthias Kilian schließlich ein. „Fast jedes Kaff bei uns im Kreis hat im Ort ein Bürgerhaus“, sagte er. Ein Ort zum Proben, für Jung und Alt, für jedermann. Auch Uhl gab seinen Senf dazu. Das Pfarrheim von St. Cäcilia war sein Gegenstand der Anklage. Nichts, was den Bürgermeister aus der Fassung brachte. „Ihr beschimpft mit mir auch nur ein Opfer“, zog sich der Rathauschef aus der Affäre. Schließlich habe er der Stadt einen neuen Drogerie- und Bio-Supermarkt beschert. „Auch die Kitagebühren habe ich abgeschafft, das hat von euch wohl noch keiner gerafft“, konterte Öztas.
Doch hatte er nicht mit dem letzten Ass im Ärmel von „FKK“ gerechnet. Einst stand sie hinter ihm, nun hatte sie das Lager gewechselt: Die ehemalige Sekretärin Gudrun Rühl. Während ihrer Laufbahn hat sie vier Bürgermeister erlebt und weiß einen solchen auch mit Narrenkappe in die Knie zu zwingen. Das närrische Volk jubelte, als Öztas schließlich die weiße Fahne schwenkte.
Das Tor öffnete sich und die Meute strömte in den Innenhof. Dort übergab der Bürgermeister den Schlossschlüssel und die Stadtkasse den Narren, die nun bis zum Aschermittwoch die Herrschaft übernahmen. Der Erste Stadtrat Uwe Michael Hajdu langte zusammen mit Björn Uhl in die Schatzkiste und warf die Schokomünzen mit vollen Händen ins Publikum.
„Ich freue mich, dass so viele Leute beim Rathaussturm dabei waren“, sagte Alexandra Kilian. Man habe sich seit November monatlich getroffen, um die Kooperation zu planen. „Wenn alle an einem Strang ziehen, funktioniert es, wie man sieht.“ Für den Fastnachtsumzug am 5. März würde sie sich allerdings noch ein paar Zugnummern mehr wünschen. Doch erst einmal wurde mit Bier und Kreppel die närrische Machtübernahme in der Schlossstadt gefeiert.