Narren regieren Schlossstadt bis Aschermittwoch „FKK“-Kooperation nimmt die Paragraphenburg im Sturm

Mit ihren süßen Salven schossen die Funkekanöncher das Heusenstammer Rathaus sturmreif. Bürgermeister Halil Öztas musste schließlich die weiße Fahne schwenken hat den Narren bis Aschermittwoch das Zepter überlassen. Foto: Schmedemann

Heusenstamm (liz) – Rund um den Kirchplatz tummelten sich am Samstagnachmittag Einhörner, Dinosaurier und Schafe. Auf der Kirchentreppe hatte von St. Cäcilia sich das Blasorchester der TSV Heusenstamm positioniert und brachte die Meute mit ihren Darbietungen zum Schunkeln. Anders als in den vergangenen Jahren war der Platz am Torbau zum Treffpunkt der Heusenstammer Narren geworden. Die Spannung, die in der Luft lag, war fast greifbar: Der Rathaussturm stand an. Und die Fußtruppe war größer denn je. Petra Klein, Björn Uhl und Matthias Kilian hatten die Narrhallesen von Feuerwehr, Kirche und Karneval Klub Disharmonie zu einer närrischen Armee vereint (kurz FKK). Schweres Geschütz mit süßer Munition fuhren dabei die Funkekanöncher auf.

Schließlich blies das Orchester zum Angriff und die Truppe marschierte die Schlossstraße hinunter. Die Narren waren bereit für den Rathaussturm, doch Bürgermeister Halil Öztas war ebenfalls gewappnet. Die Narrenschar strömte in den Herrngarten und vor dem Tor positionierte sich der Wagen mit den Köpfen von Feuerwehr, Kersch und KKD, bereit, erstmals in Kooperation „die Paragrafenburg zu stürmen.“ Aus seinem mit bunten Ballons geschmückten Fenster blickte der Rathauschef zunächst siegessicher auf die Meute herab.

„Als Anführer der Narren stehen wir da, wenn auch mal wieder ohne Prinzenpaar“, erhob Kilian die Stimme. Zwar ohne royale Unterstützung, doch dafür mit dem Segen des Gottes Jokus und unter dem Schutz des heiligen Florian befahlen sie den ersten Kanonenschuss gegen die Schlossmauern. Eine Salve an verbalen Geschossen folgte sogleich. Petra Klein machte sich groß und begann: „Beim Feuerwehrhaus muss sich dringend etwas tun.“ Ob Umbau oder Neubau sei ihr dabei egal.

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Für den KKD schaltete sich Matthias Kilian schließlich ein. „Fast jedes Kaff bei uns im Kreis hat im Ort ein Bürgerhaus“, sagte er. Ein Ort zum Proben, für Jung und Alt, für jedermann. Auch Uhl gab seinen Senf dazu. Das Pfarrheim von St. Cäcilia war sein Gegenstand der Anklage. Nichts, was den Bürgermeister aus der Fassung brachte. „Ihr beschimpft mit mir auch nur ein Opfer“, zog sich der Rathauschef aus der Affäre. Schließlich habe er der Stadt einen neuen Drogerie- und Bio-Supermarkt beschert. „Auch die Kitagebühren habe ich abgeschafft, das hat von euch wohl noch keiner gerafft“, konterte Öztas.

Doch hatte er nicht mit dem letzten Ass im Ärmel von „FKK“ gerechnet. Einst stand sie hinter ihm, nun hatte sie das Lager gewechselt: Die ehemalige Sekretärin Gudrun Rühl. Während ihrer Laufbahn hat sie vier Bürgermeister erlebt und weiß einen solchen auch mit Narrenkappe in die Knie zu zwingen. Das närrische Volk jubelte, als Öztas schließlich die weiße Fahne schwenkte.

Das Tor öffnete sich und die Meute strömte in den Innenhof. Dort übergab der Bürgermeister den Schlossschlüssel und die Stadtkasse den Narren, die nun bis zum Aschermittwoch die Herrschaft übernahmen. Der Erste Stadtrat Uwe Michael Hajdu langte zusammen mit Björn Uhl in die Schatzkiste und warf die Schokomünzen mit vollen Händen ins Publikum.

„Ich freue mich, dass so viele Leute beim Rathaussturm dabei waren“, sagte Alexandra Kilian. Man habe sich seit November monatlich getroffen, um die Kooperation zu planen. „Wenn alle an einem Strang ziehen, funktioniert es, wie man sieht.“ Für den Fastnachtsumzug am 5. März würde sie sich allerdings noch ein paar Zugnummern mehr wünschen. Doch erst einmal wurde mit Bier und Kreppel die närrische Machtübernahme in der Schlossstadt gefeiert.