Metzgerei Auer an der Pfortenstraße feiert Jubiläum Fleischkäse aus der eigenen Wurstküche

Etwa 1930 entstand dieses

Heusenstamm – Vermutlich gibt es die Metzgerei an der Ecke der Pfortenstraße zur Bürgermeister-Kämmerer-Straße schon mehr als hundert Jahre. Doch das lässt sich nicht ganz genau sagen. Belegt ist, dass das Geschäft um 1930 schon existiert hat, denn es ist auf einem Foto zu sehen, das den Bau der Wasserleitung in der „Gaasegass“ zeigt, wie die Pfortenstraße von den Heusenstammern genannt wird.

Jetzt feiern Michaela und Johann Kandjera 33 Jahre Metzgerei Auer und 20 Jahre unter ihrer Leitung.

Vor dem Zweiten Weltkrieg existierte im Neuen Alten Ort, also südlich der Frankfurter Straße, ein reges Geschäftsleben. Allein rund um die Kreuzung von Pfortenstraße und Bürgermeister-Kämmerer-Straße boten zwei Metzgereien, ein Bäcker, ein Milchgeschäft, ein Lebensmittelladen und zwei Gaststätten ihre Dienste an. Nur die Gaststätte „Zur Stadt Offenbach – Katja“ (wir berichteten) und die damalige Metzgerei Reichert gibt es noch heute.

Adam Reichert übergab das Geschäft einst an seinen Schwiegersohn Wilhelm Sutor. Dessen Sohn Rainer übernahm, bis er die Metzgerei 1989 an Karl-Heinz und Lia Auer verkaufte. Und seit 2002 führen Tochter Michaela und Schwiegersohn Johann Kandjera den Betrieb.

Aus Elpenrod im Vogelsberg sind die Auers einst ins Rhein-Main-Gebiet gekommen. Dort hatten sie eine Gaststätte mit Metzgerei. Zunächst pendelte Karl-Heinz Auer, nachdem er eine Stelle im Frankfurter Schlachthof angenommen hatte. Dann ergriff er die Chance, eine Metzgerei in Offenbach zu führen. Während dieser Zeit lernten die Auers die Familie Sutor aus Heusenstamm kennen. 1989 schließlich boten die Sutors den Auers ihre Metzgerei an der Pfortenstraße zum Kauf an. Und die Auers griffen zu – allerdings nur unter der Bedingung, dass Michaela und Johann Kandjera mit einsteigen.

Michaela ist das älteste von vier Kindern des Ehepaars Auer. Als sie ihren Johann 1983 geheiratet hat, war sie Einzelhandelskauffrau und er Autoelektriker. „Ich wollte nie in die Metzgerei“, sagt sie heute. Doch dann verlor Johann Kandjera seinen Arbeitsplatz und entschloss sich, das Metzgerhandwerk zu lernen. Er absolvierte die Meisterprüfung, und so übernahmen die Kandjeras 2002 das Geschäft.

Das Fleisch, das in der Metzgerei Auer angeboten wird, kommt ausschließlich aus der Region. Und die Wurst macht Johann Kandjera selbst. Fleischkäse – auch Leberkäse genannt, obwohl keine Leber darin verarbeitet wird – zählt zu den Spezialitäten. Und wer „e Verdell warm Achdel“ verlangt, erhält die Fleischwurst aus der Auer’schen Wurstküche. Aber auch Presskopf, Aufschnitt, Leber- und Blutwurst, Nussschinken, Schinkenspeck, Mettwurst, Brat- und Rindswürste sowie Fleisch- und Eiersalat werden selbst hergestellt. Außerdem gibt es einen Mittagstisch.

Ihren Partyservice bieten Michaela und Johann Kandjera inzwischen nur noch für Stammkunden an. Aber sie unterstützen Heusenstammer Vereine, allen voran die Freiwillige Feuerwehr. „Es kommt immer mal wieder vor, dass mitten in der Nacht das Telefon klingelt, weil die Feuerwehr einen langen Einsatz hat und Verpflegung braucht“, berichtet Michaela Kandjera. Aber auch das Deutsche Rote Kreuz in der Schlossstadt, dem sie kürzlich ein Pulsmessgerät gespendet haben, der Gesangverein Konkordia, die HSG Heusenstamm/Obertshausen, der Rugby Klub und das TSV Blasorchester werden unterstützt.

Mit ihren vier Mitarbeitern – Michaelas jüngere Schwester Kerstin Eckhardt, Sohn Oliver, Regina Horst und Christel Opificius – und Kunden sowie Freunden des Geschäfts feierten die Kandjeras am Samstag ihr Jubiläum mit einem kleinen Straßenfest auf der Pfortenstraße.

Von Claudia Bechthold

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