Museum für Kommunikation lud auf eine Zeitreise ein Als das „Fräulein vom Amt“ noch freundlich grüßte

Wahre Schätze konnten die Besucher auf einer der zahlreichen Führungen im Museum für Kommunikation bestaunen. Auf 15.000 Quadratmetern waren mehr als 375.000 Exponate zu sehen. Fotos (3): Wittekopf

Heusenstamm (bw) – Schnell mal den Freund in Australien das eben geschossene Selfie schicken oder die nächste Tankstelle bei Google-Maps suchen: Alles kein Problem heutzutage. Und die nächste Technikgeneration „Alexa“ steht bereit. Die fleißige Mithörerin nimmt alles auf, bestellt es sofort online, kann den Kühlschrank automatisch füllen und gratuliert Müttern zum Muttertag. Doch es gab eine Zeit vor Alexa und Smartphones. Davon konnte sich der Interessierte im „Museum für Kommunikation“ am Sonntag informieren. Das Museum hatte zum internationalen Museumstag seine Türen geöffnet. Auf 15.000 Quadratmetern sind mehr als 375.000 Exponate zu sehen. Hier gibt es alles zu bestaunen, was mit Telefon, Fernsehen, Post und vieles mehr zusammenhängt. Die Ausstellungsstücke werden liebevoll von Mitarbeitern restauriert und gepflegt. Damit der Besuch zu einem Erlebnis wird, standen wie immer viele ehrenamtliche Helfer mit ihrem Wissen den zahlreichen Besuchern zur Seite. Mitarbeiter wie der junge Tristan Dänner, der seinen Opa Herbert tatkräftig unterstützt: Der gelernte Fernmeldetechniker, der 46 Jahre für die Deutsche Post gearbeitet hat, zeigt den Gästen heute die Technik, mit der vor 50 Jahren Telefongespräche vermittelt wurden. Dazu wählt er eine Nummer auf dem Telefon und schon startet die Vermittlungsstelle mit lautem Klicken, bis dann plötzlich das Telefon auf der anderen Seite läutet. Oder Robert Müller, der erst seit Kurzem ehrenamtlich mithilft. Er erklärt einer Familie gerade die Funktion eines Fernschreibers. „Wir haben den alten Fernschreiber mit dem Internet verbunden“, erklärt er. Unter Hashtag „#teletweet“ sendet man eine Nachricht über Twitter und die kommt dann auch tatsächlich auf dem Schreiber an. Aber natürlich gibt es noch viele weitere Dinge zu bestaunen. Alte Postkutschen aus der Zeit der „Kaiserlichen Reichspost“, elektrisch betriebene Autos aus dem Jahr 1927, Telefonsprechzellen, Fernsehübertragungswagen und vieles mehr.

Wahre Schätze konnten die Besucher dann auf einer der zahlreichen Führungen bestaunen. Die ersten Morseapparate, die zur Übertragung von Übersee-Telegrammen verwendet wurden, sind dort ebenso zu sehen, wie die Vermittlungstische, an denen das „Fräulein vom Amt“ arbeiteten. Ein Kasten hatte es den Besuchern dann besonders angetan, denn es hatte etwas mit Spionage und Kriminalitätsbekämpfung zu tun. Der Kasten konnte nämlich zum Abhören und Rückverfolgen „Fangschaltung“ von Telefongesprächen genutzt werden.

Weitere Schmuckstücke sind natürlich die Originale und Nachbauten der ersten Telefone von Philipp Reis und Alexander Graham Bell.

In die Welt der Fernsehübertragungstechnik konnten sich die Besucher von Axel Paap entführen lassen. Der Hochfrequenztechniker kennt alle Details von der Kamera, über den Übertragungswagen, bis hin zum Sender. Er erklärt, dass man damals mit bis zu fünf Lkw angereist ist, um etwas zu übertragen. Da war der Übertragungswagen mit der Richtantenne, der Rüstwagen, ein Generator und der Sendewagen. Das geht heute mit nur einem Übertragungswagen und per Satellit dann doch etwas einfacher.

Auf dem Gelände konnten die Gäste an einer Rundfahrt mit einem historischen Postbus teilnehmen. Außerdem konnten weitere Exponate besichtigt werden. Wie der neue „DHL-Streetscooter“, einem Elektrofahrzeug, dass die Deutsche Post in Klein- und Großstädten für die Paketzustellung verwendet.

Aber auch an die Jüngsten hatte man gedacht. Die konnten eigene Postkarten basteln, oder mit Hammer, Zange und Schraubenzieher alte Telefone „reparieren.“

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