Stadt rechtfertig beschlossenen Verkehrsversuch und informiert über Ablauf Für mehr Freude am Radfahren

Der Verkehrsversuch auf der Industriestraße führt auch durch das südliche Gewerbegebiet. Bild: bär

Heusenstamm – Kaum ein Beschluss hat in den vergangenen Wochen für so viel Diskussionen gesorgt wie der Verkehrsversuch in der Industriestraße. Kritik an dem wissenschaftlichen Experiment kam dabei nicht nur von Stadtverordneten, auch manche Schlossstädter machen ihren Unmut deutlich. Die Stadt verteidigt nun erneut das Projekt: „Heusenstamm soll fahrradfreundlicher werden, und auch den Fußgängerinnen und Fußgängern soll mehr Platz im Alltagsverkehr eingeräumt werden“, sagt Bürgermeister Steffen Ball. Die Stadt hat nun Antwort auf offene Fragen gegeben. Ein Überblick:

Ablauf des Verkehrsversuchs

Wie berichtet, ist der Start des Projektes von der Hochschule Darmstadt für das Frühjahr 2023 geplant. Der Verkehrsversuch wird im Abschnitt zwischen Lessingstraße und Werner-von-Siemens-Straße eingerichtet. „Dabei wird der bestehende Verkehrsraum nicht verändert, sondern er wird zum Schutz der Radfahrenden in Teilbereichen der Straße mit jeweils einem Schutzstreifen für jede Fahrtrichtung neu aufgeteilt und in einem Abschnitt mit Piktogrammen markiert“, teilt die Stadt mit. Die Kernfahrbahn wird nach dem Ende der Arbeiten auf drei Meter Durchmesser verkleinert. Ebenso wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit von derzeit 50 auf 30 Stundenkilometer gesenkt.

Das Experiment sei ein weiterer Versuch, den Radverkehr in der Industriestraße sicherer zu machen, denn die bisherigen Versuche seien „nicht dauerhaft erfolgreich“, heißt es. Warum sollte ausgerechnet dieser glücken? „Die Verkehrsplaner gehen davon aus, dass sich der motorisierte Verkehr an die geringere Restbahnbreite anpasst“, teilen die Verantwortlichen mit.

Auswahl des Standortes

Ein Hauptkritikpunkt an dem Verkehrsversuch ist sein Standort. So äußerten Bürger wie Stadtverordnete Zweifel, dass die Industriestraße der geeignete Platz für das Experiment ist. Dem widerspricht die Stadt nun. So werde die Straße von unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern genutzt und sei eine wichtige Fahrradachse von der Innenstadt zu den Verbrauchermärkten. Sie schließe zudem das Radwegenetz nach Dietzenbach. „Die Straße ist hoch frequentiert und bietet außerdem den Platz für entsprechende Markierungen, sodass valide Ergebnisse in Bezug auf Verkehrsverhalten, Verkehrssicherheit und Akzeptanz der Verkehrsteilnehmenden zu erwarten sind“, begründet die Stadt ihre Wahl.

Radfahren auf dem Bürgersteig

In den Sozialen Medien und auch unter den Stadtverordneten kam die Frage auf, warum die Radfahrer nicht weiter – wie bisher – auf dem rot markierten Bereich des Bürgersteiges fahren. Der Bürgersteig ist derzeit für Radfahrer freigegeben, sie dürfen dort allerdings nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren. Laut Stadt entspreche diese Regel nicht mehr der Straßenverkehrsordnung. „Aus diesem Grund wurde die alte Beschilderung für Radfahrende bereits entfernt“, heißt es. Das rote Pflaster soll hingegen bestehen bleiben, da es erhebliche Kosten verursache, neue Steine zu verlegen.

Auch zur Kritik einiger Bürger, das Radfahren auf der Straße sei zu gefährlich, nimmt die Stadt Stellung. Sie verweist auf die Pflicht zur Rücksicht in Straßenverkehr. „Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich generell so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet, behindert oder belästigt wird.“

Längs- statt Querparken

Im Zuge des Verkehrsversuchs ist auch eine neue Anordnung der Parkplätze vorgesehen. So dürfen Fahrzeugführer während des Experiments auf dem Abschnitt nur noch Längs- statt bisher Querparken. Dadurch sollen Unfälle mit kreuzenden Radfahrern vermieden werden, da die Straße für die Fahrzeughalter besser einzusehen sei. Die Folge: Von den derzeit 40 Stellflächen zwischen Lessing- und Werner-von-Siemens-Straße bleiben zwölf übrig. „Mit den dort ansässigen Unternehmen wurde in Vorfeld gesprochen“, teilt die Stadt weiter mit.

Bürgerinformationen geplant

Die Stadt plant weitere Informationstermine sowie eine Bürgerbeteiligung während des Versuchs. Genaue Informationen sollen folgen.  
 jb