ITSG entwickelte Software für elektronische Krankmeldung „Gelben Schein“ digital abrufen

Neuer Geschäftsführer der ITSG: Stefan Haibach leitet die Geschickte seit Jahresbeginn.

Heusenstamm – Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) hat zum Jahresbeginn den analogen „gelben Schein“ abgelöst. Arbeitgeber erhalten die Bescheinigung des Arztes seit dem 1. Januar nur noch digital von den Krankenkassen. Ein Teil der dafür benötigten Software stammt aus Heusenstamm. Programmiert hat sie die ITSG mit Sitz am Seligenstädter Grund.

„Wir haben das Programm entwickelt, mit dem der Arbeitgeber bei den Krankenkassen nachfragen kann, ob eine ärztliche Bescheinigung vorliegt“, berichtet Stefan Haibach. Der 53-Jährige ist seit Jahresbeginn neuer Geschäftsführer der Informationstechnischen Servicestelle der gesetzlichen Krankenversicherung GmbH (ITSG). Neu sei das Programm nicht, sondern erweitere das bisherige Angebot.

Seit seiner Gründung durch die GKV, den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, entwickelt die ITSG Software, die die Kommunikation zwischen Arbeitgebern, Leistungserbringern, wie Ärzten, Krankenhäusern oder Ergotherapeuten, und den Krankenkassen ermöglicht. Darunter ist auch der GKV-Kommunikationsserver, auf dem die eAU abrufbar sind. Die Entgeltabrechnungssoftware, mit der Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge an die Krankenkassen übermitteln, stammt ebenso aus Heusenstamm, wie die vor allem für kleine Unternehmen gedachte Ausfüllhilfe sv.net. Aktuell nutzen laut Unternehmensangaben rund 600 000 Arbeitgeber das Programm. Rund 200 Millionen Meldungen seien bisher mithilfe von sv.net gemacht worden.

Dazu ist sie für die technischen Standards zwischen den gesetzlichen Krankenkassen verantwortlich. So nutzten rund 150 000 Partner den Kommunikationsserver des Spitzenverbandes GKV.

Die Arbeit der ITSG ist aber auch in vielen Haushalten zu finden. Rund 90 Prozent der Deutschen haben immer ein Stück der Servicestelle aus Heusenstamm in ihrer Geldbörse – vermutlich ohne es zu wissen. „Die ITSG konfigurieren auch die Kranversicherungsnummer.“ Sie steht auf jeder Gesundheitskarte der gesetzlichen Krankenkassen. Die Nummer ist einzigartig und so konfiguriert, dass sie allein keinen Zugriff auf Patientendaten ermöglicht, erklärt Haibach. Um die Daten abzurufen, sei eine spezielle Software nötig.

Ähnlich läuft auch die Übermittlung der elektronischen Krankenscheine ab. Über verschlüsselte Programme ruft der Arbeitgeber die eAU bei den Krankenkassen ab. Die Verschlüsselung übernimmt die ITSG allerdings nicht selbst. „Wir leiten die verschlüsselten Dateien von den Arbeitgebern an die Krankenkassen und umgekehrt weiter.“ Um die Daten vor Missbrauch zu schützen, würden diese Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Haibach: „Nur die berechtigen Partner können die Inhalte lesen. Hierfür werden zwischen den Datenaustauschpartnern entsprechende Zertifikate genutzt.“

Die Digitalisierung werde auch im Gesundheitswesen weiter voranschreiten, ist Haibach überzeugt. Aktuell teste die Branche das digitale Rezept. Dieses werde an ein zentrales System übermittelt, das in allen mit dem System verbunden Apotheken eingereicht werden kann. Dazu muss der Patient nur seine Gesundheitskarte vorzeigen. „Damit fällt der Rezeptblock weg“, sagt Haibach. Ein weiterer Vorteil: Der Patient ist nicht mehr ortsgebunden,

Um die digitale Entwicklung weiter mitzugestalten, benötigt die ITSG neues Personal. 188 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten derzeit am Seligenstädter Grund. In den kommenden Monaten sollen neue dazukommen. Einfach wird das aber nicht, weiß der Geschäftsführer. Denn auch in der IT-Branche fehlt Fachpersonal. Haibach wünscht sich daher, dass auch Nicht-EU-Bürger schneller mit der Arbeit beginnen können und nicht Monate warten müssen, um ihre Stelle anzutreten. Dazu stehe die ITSG in starkem Wettbewerb: „Wir konkurrieren mit den Größten in der IT-Branche, also mit Google, Apple oder Microsoft.“ Trotzdem habe es das Unternehmen geschafft, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. „Wir haben während der Corona-Pandemie mehr Menschen eingestellt.“ Bis Ende 2023 will die ITSG mehr als 200 Männer und Frauen beschäftigen.

Von Joshua Bär