„Tag des offenen Denkmals“ wurde auch in Heusenstamm begangen Gemeinsame spannende Spurensuche

Der Heimat- und Geschichtsverein gestaltete gemeinsam mit dem Förderverein Balthasar Neumann das Programm rund um den geschichtsträchtigen „Tag des offenen Denkmals“. Das diesjährige Motto „Macht und Pracht“ bot den Besuchern viele interessante Einblicke in die Vergangenheit an. Foto: Yagmur Tipi

Heusenstamm (yati) – „L’état c’est moi!“ – Der Staat bin ich, rief einst Ludwig XIV aus. Doch was genau haben der Sonnenkönig und der einflussreichste Heusenstammer Graf Eugen Erwein von Schönborn überhaupt gemeinsam? Richtig: Ihre Prestigebauten!

Traditionsgemäß fand dieses Jahr der deutschlandweite „Tag des offenen Denkmals“ auch wieder in Heusenstamm statt. Der Heimat- und Geschichtsverein gestaltete gemeinsam mit dem Förderverein Balthasar Neumann das Programm rund um den geschichtsträchtigen Tag. Das diesjährige Motto „Macht und Pracht“ bot den Besuchern viele interessante Einblicke in die Vergangenheit an. Zahlreiche Interessierte trafen sich am Alleinstellungsmerkmal Heusenstamms, dem Torbau. Gemeinsam ging es auf eine spannende Spurensuche, in der vergangene Entscheidungen in der Geschichte ihre Fäden bis in das Hier und Jetzt ziehen.

Zu Beginn erfolgte durch den Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Roland Krebs neben dem Torbau eine kurze Einführung in das Thema, bei dem Heusenstamm in einem Atemzug mit Paris und Berlin fiel, die ebenfalls einen Torbogen besitzen.

So wurde der Torbau bereits als Gefängnis oder als Armenhaus genutzt, was wohl früher die ein oder andere Heusenstammer Oma dazu brachte, die Enkel vor verschwenderischen Süßigkeitenausgaben zu warnen; sonst käme man ja noch ins „Heusenstammer Door“. Im Anschluss begaben sich alle anwesenden Gäste in das Haus der Stadtgeschichte.

Rudolf Fauerbach widmete seinen Vortrag dem Heusenstammer Torbau und den Gründen für dessen Errichtung. Sei es das Schloss von Versailles oder der Heusenstammer Torbau, beide Bauten dienten ihren Erbauern als Symbole ihrer Stärke und als Demonstration ihrer Macht. Graf Eugen Erwein von Schönborn ließ den Torbau errichten, um den Kaiser gebührend empfangen zu können und um dem Volk zu präsentieren, dass er die Mittel und die Macht hat, ein gekröntes Haupt aufzunehmen.

Doch neben der Demonstration von Macht und Ansehen stand natürlich immer noch ein weiterer Aspekt: Unsterblichkeit. Ein seit jeher lang ersehnter Traum von Königen, Kaisern und Nummer eins auf der Wunschliste eines jeden diktatorischen Herrschers. Da die medizinischen Möglichkeiten, damals wie heute, die Realisierung dieses Projektes nicht erlaubten, blieb den Staatsoberhäuptern wohl nichts anderes übrig als ihren Namen durch mehr oder weniger monumentale und pompöse Bauten zu verewigen.

Auch wenn sich die prächtigen Werke auf einer Sightseeing-Tour schön fotografieren und betrachten lassen, hätte es vielleicht dem ein oder anderen Herrscher gut getan, durch gute Taten und nicht durch vergoldete Steinmauern in die Geschichtsbücher einzugehen.

Nicht selten waren die Schöpfer solcher Prachtwerke, früher wie heute, an erster Stelle auf ihr eigenes Ansehen bedacht und nutzten die Architektur als Mittel zum Zweck ihrer Machtdemonstration.

Im Vortragssaal im Erdgeschoss hatten alle Gäste die Möglichkeit, noch einmal die Bilder zu sehen, die 2014 in einer Ausstellung aus Anlass der Feierlichkeiten zum 250. Jahrestag des Kaiserbesuchs 1764 gezeigt wurden. Um den Vortrag noch greifbarer und lebendiger zu gestalten, fand im Anschluss daran ein kleiner Spaziergang durch die Schlossstraße statt, bei der die Kulturdenkmale Heusenstamms unter dem Motto „Macht und Pracht“ betrachtet wurden.

So lernten die Gäste Heusenstamms Zeugen der Zeit besser kennen und empfanden einen Hauch schönbornschen Zeitgeist in der Schlossstadt.