Mit 18 Jahren schloss sie sich dem Diakonieverein in Hanau an. Ihr Verlobter war im Krieg gefallen. Sie besuchte zwei Jahre lang die Aufnahmeschule für Schwestern-Schülerinnen. Danach lernte sie drei Jahre lang in Worms. „Wir sind jeden Tag mit einem Leiterwagen zur Brauerei gegenüber gegangen und durften 20 Flaschen Bier abholen, für die Männer fünf extra.“
Am Rhein legte sie ihr Examen ab, hielt sich dann ein Jahr im Mutterhaus der Diakonie in Darmstadt auf. In Hanau nahm sie eine Stelle im Stadtkrankenhaus an und wohnte in der Klinik. Mit den Nonnen vom benachbarten Vinzenz-Krankenhaus trafen sie und ihre Kolleginnen sich zu Singabenden und Vorlesungen.
„In der Stadt hat’s mir gut gefallen“, vor allem, als sie später eine Wohnung im neuen Schwesternheim an der Kinzig erhielt. Zehn Mark bekam sie anfangs im Monat, darum pflegte sie nach Feierabend ambulant ältere Menschen. Die Pflegerin war in der Abteilung Innere Medizin tätig, zeitweise in der Notfallstation. „Beim Ausbruch von Epidemien haben wir Tag und Nacht gearbeitet“, erinnert sie sich. In der Einrichtung stieg sie bis zur Oberschwester auf.
Als die Tante, bei der sie aufgewachsen war, krank wurde, pflegte Emmi Geiß sie an Wochenenden. Manchmal nahm sie ein Cousin der Tante im VW mit nach Hause. Sonst reiste die Rebgesheimerin in Ermangelung von Bus und Bahn mit dem Pferdefuhrwerk. Bis zur Pensionierung blieb sie in Hanau, 1979 kehrte sie zurück in den Vogelsberg in ihr Elternhaus.
2015 holte ein Neffe, der in Dietzenbach lebt, Emmi Geiß ins Horst-Schmidt-Haus. In der Einrichtung nimmt sie an vielen Angeboten teil, übt sich in Seniorengymnastik, singt, lauscht Vorträgen, trifft sich in der Cafeteria mit anderen und beteiligt sich an den Festen. Ihr Rat, um 100 Jahre alt zu werden: „Genießen Sie alle Tage.“
Zu den Gratulanten an Emmi Geißens Ehrentag gehörte der Heusenstammer Bürgermeister Halil Öztas.
Er überbrachte Glückwünsche des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, des Landrats Olver Quilling und des Magistrats der Stadt Heusenstamm