Schulübergreifendes Projekt erinnert an die Schrecken der Nazi-Diktatur „Wir hätten es wissen müssen“

Fast ohne Requisiten stellten die Schülerinnen und Schüler der vier Bildungseinrichtungen in ihrem Theaterprojekt „Aber es ist doch für immer passiert“ ihre Gedanken und Fragen zur Zeit des Nationalsozialismus dar. Foto: m

Heusenstamm (m) – Auch für die elf Schüler aus vier Gymnasien im Kreis Offenbach ist es kaum fassbar, was vor 75 Jahren sein Ende fand. Doch mithilfe des Mediums Bühne, des Schauspielers und Theaterpädagogen Oliver Nedelmann sowie der Initiative Stolpersteine aus Urberach gelang ein Projekt zur Erinnerung an die Nazi-Diktatur: „Aber es ist doch für immer passiert.“Aspekte des Geschehens in den Konzentrationslagern verarbeiteten Jugendliche der Nell-Breuning-Schule Rödermark, der Ricarda-Huch-Schule Dreieich, der Claus-von-Stauffenberg-Schule Rodgau sowie des Adolf-Reichwein-Gymnasiums in der Schlossstadt. Dort fand am Montagabend eine weitere Aufführung ihres Stückes statt, das sie aus Improvisationen, eigenen Ideen und Fragen, Gedanken und Gefühlen geformt haben. Eindrucksvoll, bedrohlich schlichen die in schlichte, schwarze Kleidung gehüllten Darsteller um die Zuschauerreihen. Rhythmische Schläge, die durch die fast gespenstische Stille hallten, verstärkten die bedrückende Atmosphäre. Die Gruppe agierte mit knappen, klaren Bewegungen und fast ohne Requisiten, allein Mützen und Jacken markierten einen Rollenwechsel. Die Szenen beginnen mit dem Vertrauen junger Leute in die Obrigkeit, „warum sollten die uns braven Bürgern was antun, das kann ja nur ein Missverständnis sein“. Sie folgen dem Weg eines jungen Mädchens im KZ, bringen sie in Kontakt mit einer Leserin ihres Tagebuchs Jahrzehnte später. Die Begegnung ist zunächst von wenig Verständnis füreinander geprägt. Gesprächsfetzen aus der Gegenwart des 21. Jahrhunderts deuten die Ferne der Heranwachsenden zur Geschichte der Gefangenen in den Lagern an, die von einem Leben in Freiheit träumen.
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„Warum sind die hier?“ Das Desinteresse eines jungen Wärters am Schicksal der Bewachten spiegelt den geringen Bezug der aktuellen Generation zu den Geschehnissen, aber auch die Erkenntnis, „wir hätten es wissen müssen“.Bürgermeister Halil Öztas wies darauf hin, dass es nur noch wenige Zeitzeugen gebe, die mahnen können, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schützen. Schulleiter Siegfried Ritter warnte eingangs, der „rechte Bodensatz gelangt immer mehr ans Tageslicht“. Die Erinnerung an das dunkelste Kapitel der Geschichte sei eine „immer währende Aufgabe und Verantwortung für die Zukunft“.