Erste Orgelfastnacht in St. Cäcilia sorgt für Begeisterung und soll keine Eintagsfliege bleiben Von „Heile, heile Gänsje“ bis „Großer Gott, wir loben dich“

Viele Besucher waren zur ersten Orgelfastnacht in der Kirche St. Cäcilia kostümiert erschienen. Stadtkapellen-Dirigent Jürgen K. Groh hatt edie Idee für diese Art der närrischen Veranstaltung zur Fastnachtszeit aus Rodgau mitgebracht. Foto: p

Heusenstamm (red) – Zum Auftakt erklangen Töne aus Bachs Toccata und Fuge in d-Moll. Doch schon nach wenigen Sekunden veränderte Organist René Schwab die Melodie, der fröhliche Narhallamarsch erfüllte die Barockkirche St. Cäcilia in der Schlossstraße in Heusenstamm.

Die knapp 200 Besucher standen sofort auf und klatschten mit, während die Akteure der ersten Orgelfastnacht in Heusenstamm in die Kircvhe einmarschierten.

Normalerweise beginne er mit dem Kreuzzeichen, begrüßte Hausherr Pfarrer Martin Weber das Publikum. Doch darauf verzichte er diesmal. Dem Beispiel aus Jügesheim und Niederroden folgend habe Jürgen K. Gros, der Dirigent der Stadtkapelle, den Vorschlag gemacht, auch in der Schlossstadt eine Orgelfastnacht zu veranstalten. Warum nicht, habe Pfarrer Weber sich gedacht. Aber mit so viel Resonanz habe er nicht gerechnet.

„Es geht vor allem um Musik, aber auch um das Wort“, erläuterte Pfarrer Weber. Es gehe um Spaß, aber auch um Nachdenklichkeit und vielleicht einen Schuss Melancholie. Doch es blieb heiter, das Klarinetten-Ensemble der Stadtkapelle spielte die Pepperoni-Polka.

Jürgen K. Groh übernahm die Moderation, erläuterte die nächsten Auftritte, kündigte ein Grußwort des Karneval Klubs Disharmonie an. Dieses übernahmen Mechtild Kilian-Schädlich und Dieter Heberer als Präsidentenpaar – statt eines Prinzenpaares. Gereimt drückten sie ihre Freude über diese neue Facette der Fastnacht aus und schlossen mit einem Bibelzitat: „Wo zwei oder drei zusammen sind in meinem Namen, da bin ich unter ihnen – Helau und Amen.“

Dann übernahmen die Cäcilianer Frank & Frank. „Im Schatten des Torbaus“ heißt das Lied, das sie 2011 zur 800-Jahr-Feier Heusenstamms auf die Melodie von Thomas Negers „Im Schatten des Doms“ geschrieben haben. Und natürlich durfte das Heusenstamm-Lied „Wo’s alte Tor steht“ nicht fehlen. Die Menschen in der Kirche sangen sofort mit, standen auf, schunkelten zur Melodie. Und mit dem Applaus zeigten die Zuschauer ihre Begeisterung für diese neue Form, sich der Fastnacht zu nähern.

Bevor die Funkekanönscher und -makrönscher an der Reihe waren, spielte das Jazzensemble der Stadtkapelle „Blues On The Roof“.

Funkekanönsche Ewald Schreiner erinnerte an „des Pfarrheims lichte Hallen“, die nun leider zerfallen seien. „So wird der Ambo hier zur Bütt“, reimte er weiter und orakelet: „Vielleicht ist es ja ein Beleg für den neuen pastoralen Weg.“ Das Funkenlied beschloss diesen Teil, bevor René Schwab an der Orgel „Sortie“ in B-Dur von Louis Lefébure-Wély spielte.

Nach „You’ve Got A Friend“, gespielt vom Klarinettenensemble, erfüllten Frank Plomer und Frank Neumann Pfarrer Martin Weber einen persönlichen Wunsch. Sie sagen das legendäre, von Martin Mundo und Ernst Neger berühmt gemachte „Heile, heile Gänsje“. Und dabei ließen sie auch jene Strophe nicht aus, die nach dem Krieg dem fast völlig zerstörten Mainz gewidmet wurde.

Mit „Pippi Langstrumpf“ vom Jazzensemble und „Wir sind die neue Schola“ der Funkemakrönscher sowie „Vielen Dank für die Blumen“ der beiden Stadtkapellenensembles ging die Orgelfastnacht zu Ende.

Der Beifall der Zuschauer sprach Bände, als Pfarrer Martin Weber eine Wiederholung dieser Veranstaltung im nächsten Jahr andeutete. Und dann sangen alle gemeinsam „Großer Gott, wir loben dich“. Draußen auf dem Kirchplatz war man sich einig: Das ist eine wunderbare Idee.