Kabarettist Django Asül präsentiert in Heusenstamm sein neuestes Programm „Letzte Patrone“ Warum es in Heusenstamm kein IKEA-Möbelhaus gibt

Mit seinem neuesten Programm „Letzte Patrone“ gastierte der Kabarettist Django Asül unlängst in Heusenstamm. Foto: Wittekopf

Heusenstamm (bw) – Es ist der Mix von populären, regionalen und überregional bekannten Künstlern, der den Charme des Kultursommers Heusenstamm ausmacht. Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen und Solisten geben sich die Klinke in die Hand und erfreuen die Zuschauer. Mit dem deutschen Kabarettist Django Asül konnten die Verantwortlichen einen der Großen seines Metiers auf die Bühne am Bannturm holen. Der ließ sich dann auch nicht lange bitten und präsentierte sein neuestes Programm „Letzte Patrone.“

Sein Markenzeichen ist die Mischung aus Lokalkolorit und scharfer Stand-Up Comedy.

Informationen über Heusenstamm, die er erst kurz zuvor aufgeschnappt hat, baut er spielerisch und in sehr amüsanter Weise, direkt in sein Programm ein. So bedankt sich bei dem Kulturbeauftragten Giovanni Longhitano für seine Einleitung und sieht ihn aufgrund desselben Haarschnitts als ein würdiges Double, dass nur für den Abend eigens aus Sizilien eingereist sei.

Die Bühne am Bannturm ist für ihn ein Bau mit einem Schuss Neogotik und einem Schuss Bierfest. Heusenstamm ist für ihn der Inbegriff der Eleganz, des Mondänen. „Wir Bayern sind ja große Fans von Südhessen“, gesteht er. „Aber Heusenstamm“, sagt er mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck, „das ist dann schon noch was ganz Besonderes.“

Die Herzen der Heusenstammer hat er mit dieser charmant lockeren Art sofort gewonnen und die Zuschauer kommen aus dem Lachen nicht mehr raus.

Er sei extra am Mittag mit seinem 8-Zylinder Bi-Turbo angekommen, denn man habe ich einen Gutschein für eine Altstadtbesichtigung versprochen. „Hab ich dann auch mit einem Stadtführer gemacht“, erzählt er.

Und in der Führung, die immerhin eine Minute dauerte, konnte er sehr vieles über Heusenstamm erfahren: Die weltbekannten Heusen sind eine Mischung aus Hessen und Hunnen.

Die schwärzeste Zeit Heusenstamms war 1611, als die Stadt mit ihren Ländereien an Österreich verkauft wurde. Doch als die gemerkt haben, dass man in Heusenstamm noch merkwürdiger spricht, als sie selbst, hat man es wieder zurückgegeben. Und er hat gehört, dass die Stadt von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde: „Deswegen steht in der Gemeindesatzung auch, dass es kein IKEA in Heusenstamm geben darf“, schließt er folglich.

Bevor er zu seinem regulären Programm übergeht, stellt der Fußballfan noch die Frage: „Welcher berühmte Außenverteidiger vom FC Bayern ist in Heusenstamm geboren?“ Nach einer kurzen Schweigeminute antwortet er: „Keiner.“

Sein Programm „Letzte Patrone“ klingt martialisch, ist aber eine geballte Lachakrobatik. Der rote Faden, der sich durch das Programm zieht, basiert auf einen Zeitungsartikel, in dem das deutsche Volk im Schnitt jedes Jahr einige Tage älter wird. Plötzlich dämmert es dem Mitvierziger: „Der Durchschnittsdeutsche wird nur einige Tage pro Jahr älter“, resümiert er. „Ich aber werde jedes Jahr ein ganzes Jahr älter.“ Sein Fazit: „Mir läuft die Zeit davon!“ Wie kann man also seine Restzeit sinnvoll gestalten. Asül beschließt, dass er sich sozial engagiert und den Menschen etwas zurückgeben möchte. Als erstes wird er Mitglied im „Krieger- und Veteranenverein“ von Hengersberg.

Ausgehend von seinem Mikrokosmos im Wohnort Hengersberg und seinem täglichen Capuccino-Club, blickt Django Asül auf den Makrokosmos und stellt dabei Fragen vom Hier und Jetzt bis zum Woanders und Früher.

Von der Feuerwehr - „aber da kann man sich ja den Alarmierungstermin nicht aussuchen“ - bis zur Gründung einer Bürgerwehr schildert er seine Versuche. Er stellt fest, dass die Bürgerwehr bewaffnet sein muss. Doch von der Überlegung, sich mit Pfefferspray auszustatten, ist er wieder abgekommen. „Was willst du denn mit Pfefferspray, hab’ ich mir gesagt. Du benutzt ja noch nicht mal ein Deo.“ Stattdessen kauft er sich eine Pfeffermühle. Zwischendurch feuert er deftige Salven auf die bundesdeutsche Prominenz. Als Mathe-Muffel „Meine erste Mathe-Arbeit war eine Sechs“, lästert er über den „Buchautor und Geldvermehrer“ Carsten Maschmeyer, den er als „Mehrheitseigentümer von Veronica Ferres“ bezeichnet: Sein Tipp: „Den kann man sich sparen.“ Der Comedian aus Hengersberg muss es schließlich wissen, denn er ist selbst gelernter Bankkaufmann.

Asül präsentiert sich als ein scharfsinniger Beobachter des politischen und gesellschaftlichen Geschehens, wobei er seine eigene politische Couleur geschickt hinter seiner Scharfzüngigkeit verstecken kann. Natürlich greift er das Thema „Flüchtlinge“ auf und lässt seinen türkischen Onkel sagen: „Europa ist nicht Kontinent, Europa ist inkontinent.“ Er zitiert die griechische Mythologie und landet bei Zeus, der in der Gestalt eines Stiers die phönizische Königstocher Europa entführt.

Der Syrien-Krieg, die internationalen Verwicklungen und die Rolle der Bundeswehr nimmt er ebenso aufs Korn wie die Ökonomen und die Automobilindustrie. Django Asül trifft mit seinem Programm „Letzte Patrone“ voll ins Schwarze und erhält den verdienten Applaus von seinem Publikum.