Fünfter Mittelaltermarkt am Schloss Heusenstamm taucht noch einmal ins Mittelalter ab

Schmied Martin Schüller in seinem Element. Mit gezielten Schlägen bog er so manches Eisen in die gewünschte Richtung. Foto: zls

Heusenstamm (zls) – Da werden die Hämmer geschwungen, meckern die Ziegen, knallen die Schwerter und Dudelsäcke verbreiten ihren ganz speziellen Ton. Am vergangenen Wochenende war bereits zum fünften Mal der Mittelaltermarkt zu Gast. Und wieder kamen zahlreiche Gäste und tauchten in eine ganz andere Zeit ein. Und da gab es einiges zu bestaunen – zum Beispiel Ziegenschmied Martin Schüller.

Mit wenigen Hammerschlägen nimmt er die heiße Metallstange kühlt sie in Wasser ab und macht sie wieder heiß.. Nun darf der zehnjährige Tim ran. Er plättet das Halbrunde. Bald ist zu erkennen, dass sich der Junge ein eigenes kleines Glückshufeisen geschmiedet hat.

Viele neugierige Blicke verfolgen jeden Handgriff des Nachwuchsschmiedes. Mit rußgeschwärzten Händen reicht Schüller dem Jungen eine Drahtbürste. „Damit kannst du dein Hufeisen noch vergolden, wenn du magst“, sagt der Schmied. Mutter Anika Gonnermann findet: „Da lernt man richtig was, und dann noch das Ambiente im Schlosshof – eine tolle Kombination.“ Auch Tochter Pia strahlt mit ihrem selbst geschmiedeten Glücksbringer um die Wette. „Sie stand eine Dreiviertelstunde dafür an“, erzählt die Mutter.

Doch nicht nur die Kleinen können in die Welt des Mittelalters eintauchen. Zahlreiche Stände im Hof des Schlosses entführen die Besucher in eine andere Zeit, in der es kein Internet, aber vielleicht Magie gab. Stände mit Edelsteinen, Tinkturen und verschnörkeltem Schmuck reihen sich aneinander und sind ebenso interessant wie die verschiedenen Handwerke, die zur Schau gestellt werden. Eine Wikingerschaukel sowie das Kinder-Ritterturnier sorgen für Unterhaltung. Gebackene Apfelkringel und andere mittelalterliche Spezialitäten liefern die nötige Energie für den Spaß.

In der „Winkelgasse“ sitzen zwischen Strohballen die Greifvögel der Falknerei Anderswelt. Eulen ziehen mit ihren großen Augen die Passanten in ihren Bann. „Die strahlen so eine Ruhe aus“, meint eine Besucherin. Die Gruppe Tarranis rundet das Ambiente mit Musik aus Dudelsäcken und einer tänzerischen Darbietung in mystischem Nebel und mit bunten Gewändern ab.

Wie das Lagerleben gewesen sein mag, lässt sich vor dem Schloss erahnen. Neugierige können sich im Schwertkampf üben und „Reisende“ haben ihre Zelte aus Leinen und Kochstellen aufgeschlagen. Auf Holztischen liegen Lebensmittel, die es im 13. Jahrhundert in Deutschland gab. „An Kartoffeln oder Reis war da noch nicht zu denken“, erklärt Christian Scholz. Mit dem Verein Rückinger Volk ist er mit fünf weiteren Mittelalterfreunden gekommen. „Kein Fernsehen, kein Radio, einfach nur Stille“, sagt Scholz. Das sei unheimlich entschleunigend.