Sturm auf die Paragraphenburg endet auch in diesem Jahr mit Sieg der Angreifer Heusenstammer Rathaus ist nun in Narrenhand

Auch wenn der städtische Haushalt in diesem Jahr mit einem positiven Ergebnis abschließt – viel gab es nach der Kapitulation von Rathaus-Chef Halil Öztas und dem Ersten Stadtrat Uwe Michael Hajdu für die Narren der Schlossstadt aus der Stadtkasse nicht zu plündern. Foto: Drücke

Heusenstamm (zds) – Auch in diesem Jahr hatte die Heusenstammer Stadtverwaltung den beim Rathaussturm angreifenden Narren nicht viel entgegenzusetzen. Nach deren Sieg haben diese nun bis Aschermittwoch das Regiment im Schlossrathaus übernommen.

„Kanonier macht klar die Kanone, wir wolle jetzt in de Türmcher mal throne“, ruft es vom Piratenschiff. Kurz darauf fliegen Konfetti und Bonbons in Richtung Schloss durch die Luft. Auf der anderen Seite der Barrikade erwidert die Stadtverwaltung ebenfalls mit einem Schuss aus einer Kanone. Doch nicht lange, und die Barrikade ist durchbrochen. Wieder einmal haben es die Narren geschafft: Das Rathaus ist in ihrer Hand – und dieses Mal sogar eine Woche länger als sonst.

Mit großen Reden, Kanonen und einem Augenzwinkern haben Funkekanöncher, Funkemakröncher und ihr Gefolge sich gegenseitig mit der Stadtverwaltung die Stirn geboten. Der Versuch von der Bürgermeister-Sekretärin Gudrun Rühl, die Narren davon zu überzeugen, es Rathauschef Halil Öztas gleich zu tun, und daheim die Füße hochzulegen, scheiterte. „Abgespeist wern mer mit Vorzimmerdame. De Borjemaster lischt dehaam und markiert de Laame“, ist KKD-Sitzungspräsidentin Mechthild Schädlich verärgert. „Von dem viele Regiern muss ich mich erhole“, ruft dieser dann aber aus dem Fenster, nachdem ihn die ersten Kanonenschüsse geweckt haben.

Da kann ihm die unzufriedene Meute nur eines ans Herz legen: „Sich mit den Narren mal vergnügen und dabei schnell den Kopf frei kriegen“. Doch ist es Ruhe, die der Bürgermeister will. Da können die Narren nicht anders, als ihn auf den jüngst verabschiedeten Haushalt und die Platzmängel in den Kitas anzusprechen – sie würden es anders handhaben, würden sie an seiner Stelle sitzen.

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Den Sturm zu gewinnen, „ist in unserm und in aller Sinne“, sind sie sich sicher. Und da durchbricht auch schon das erste Funkekanönche die Barrikade. Die „Narren vom Schönbornschloss“ müssen sich geschlagen geben.

Der Sturm hätte noch länger dauern können. Ideen hätten sie nämlich noch einige gehabt, wie der Zeremonienmeister der Funkekanöncher, Heinz Hoos, zugibt. Doch gegen die schnelle Einsicht der Stadtverwaltung hatten sie nichts einzuwenden.

Unterstützung hatten die Heusenstammer diesmal von Dietzenbacher Fastnachtern. „Da schaff ich gern mit“, erklärt Reiner Wagner, oder besser gesagt: seine Tollität Prinz Reiner I. von Dietzenbach. Sie waren auch der Grund für die vorgezogene Erstürmung – fallen doch sonst der Rathaussturm und der Dietzenbacher Umzug auf ein und denselben Tag.

Nach der Stürmung und der Übergabe von Stadtkasse und -schlüssel, machten die neuen Regenten klar, welche elf Gebote in den elf Tagen ihrer Herrschaft einzuhalten seien. Neben der Erhaltung der närrischen Freiheit und der Pflicht, sich bei erklingender Fastnachtsmusik singend und tanzend mitreißen zu lassen, soll auch die Stadtkasse geschlossen bleiben – das heißt: Knöllchen landen mit donnerndem Helau im Papierkorb.

Daraufhin feierten sie alle gemeinsam bei Kreppeln, Getränken und Musik.

„Ich kann jetzt machen, was ich will“, freut sich Halil Öztas auf seinen Urlaub, den er den eingestürmten Narren zu verdanken hat. Ab Aschermittwoch heißt es im Rathaus dann aber wieder, zur alten Ordnung zurückkehren.