Jugendliche der Adolf-Reichwein-Schule zeigen Kunstwerke Hip-Hop prägt Vernissage

Jan Gilmer präsentiert seine Musikbox, die er selbst entworfen, ausgestattet und bemalt hat.

Heusenstamm – Hip-Hop ist nicht unumstritten, mitunter haben die Texte den Ruf, frauenfeindlich, homophob und antisemitisch zu sein. Doch Rapmusik prägt den Lebensstil von Millionen Menschen, vor allem auch von Kinder und Jugendlichen. Im Projekt „Hip-Hop und Kunst“, das schon seit einigen Jahren an der Adolf-Reichwein-Schule etabliert ist, beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der bei jungen Menschen so populären Musikrichtung – in einer Vernissage präsentiert die zehnte Klasse nun ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit. Begrüßt werden die vielen Gäste von Schulleiterin Margit Breen. Hip-Hop sei nicht mehr wegzudenken und fester Bestandteil im Leben der Jugendlichen. Sie freue sich, dass die Vernissage nun schon zum dritten Mal stattfinden könne, sagte sie und und lobt die Schüler. „Ich bin sehr beeindruckt, was ihr hier mit eurer Kreativität geschaffen habt und das Abseits der schulischen Leistungen – eure Kunst macht den Unterschied.“ Auch Projektleiter Jörg Recknagel ist stolz auf die Jugendlichen: „Ich habe euch am Anfang des Schuljahres gesagt, dass ihr euch etwas trauen sollt“, sagt der Pädagoge zur Einstimmung auf die Präsentationen. „Und ihr habt etwas aus eigener Kraft zustande gebracht.“

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„Die Schüler hatten die Aufgabe, den Hip-Hop künstlerisch zu verarbeiten“, erklärt der Kunstpädagoge. „Dabei kommt es mir nicht darauf an, ob einer über eine künstlerische Begabung verfügt, sondern dass er mit seinen eigenen Fähigkeiten etwas schafft.“ Wichtig sei die Auseinandersetzung mit dem Projekt, denn dabei lernten die Schüler seiner Meinung nach sich selbst kennen und wertzuschätzen. „Sei wie du bist und höre nicht auf die Meinung anderer Menschen“, gibt er den Schülern noch auf den Weg.

Die 100 Objekte umspannen die ganze Palette an künstlerischen Techniken. So sieht man Holz- und Tonarbeiten. Viele davon sind mit einem hohen handwerklichen Einsatz erstellt worden, andere sind eher „rudimentärer“ gestaltet. Viele Zeichnungen sind zu sehen.

Christina Miller hat die Torsi von Hip-Hop-Künstlern mit Bleichstift auf Papier gebracht, Jasmina Mujezinovic hat viele kleinere Bilder gemalt und sie zu einem Mobile zusammengestellt. Oft ist den Bildern nicht anzusehen, welcher Weg die Künstler dahin geführt hat. So wie das Gemälde einer „Galaxy“, das Hannah Massoth erstellt hat. „Ich habe hier die beiden Themen Asexualität und Aromantik miteinander verbunden“, sagt sie und zeigt auf die Farben, die sie gewählt hat. In ihrem Bild verschwimmen die Farben für Asexualität (Schwarz) und Sexualität (Pink) und Aromantik (dunkelgrün) und Romantik (Rot). Die Farben fließen ineinander und es entstehen bunte und graue Übergangszonen. „Das ist wie im richtigen Leben“, gesteht sie. Am Ende hat sie dieses „Galaxy“ ähnliche Gebilde von einem Universum umgeben und darin die Farben der „Pride-Flag“, der Regenbogenflagge der LGBT-Bewegung, eingearbeitet.

Aleksandar Danilovic hat sich für eine musikalische Präsentation entschieden. Dazu hat er Musikstücke in den Musikstilen „Breakcore“ und „Speedcore“ selbst komponiert, die über einen Kopfhörer gehört werden können.

Eine Mischung aus Holzarbeit, Elektronik und Malerei hat Jan Gilmer in seinem Kunstwerk „Musikbox“ verewigt. Dazu hat er sich Lautsprecher und eine elektronische Steuereinheit besorgt und in eine eigenhändig gefertigte Holzbox eingebaut. Anfangs sei die Box schwarz lackiert gewesen, aber das habe ihm nicht gefallen. Schließlich habe er sich im Gespräch mit Recknagel entschieden, sie farbig anzustreichen. „Herr Recknagel hat mich bei der Wahl der Farben unglaublich unterstützt“, gesteht er. „Überhaupt war unser Lehrer während der gesamten Phase jederzeit ansprechbar und hat uns sehr gut beraten.“ Der kann das Kompliment nur zurückgeben: „Ich bin mit der Ausstellung hoch zufrieden.“

Von Burghard Wittekopf