Theatergruppe Spunk nimmt die Lokalpolitik aufs Korn Hochstapler als Rathauschef?

Der namenlose Hochzeitschwindler (links) muss von seiner neuen Aufgabe erst überzeugt werden. Die Theatergruppe Spunk führt ihr Stück „Einer von uns“ über einen Kommunalwahlkampf im Rahmen des Heusenstammer Sommers auf. Das

Heusenstamm – Ein Hochstapler als Rathaus-Chef? Im neuen Stück „Einer von uns“ der Heusenstammer Theatergruppe Spunk könnte das Realität werden. Mit viel Witz und einer gehörigen Portion Satire nimmt das 13-köpfige Ensemble, das schon seit fast 30 Jahren zusammenspielt, die Lokalpolitik auf’s Korn und hält der Gesellschaft den Spiegel vor.

Die Idee ist so simpel wie gerissen: Weil sie aus einem Naturschutzgebiet ein Baugebiet machen wollen, schmieden zwei Grundstücksmaklerinnen den Plan, einen ihnen wohlgesonnenen Mann zum Bürgermeister des Dorfes zu machen, in dem das begehrte Grundstück liegt. Nachdem ihr eigentlicher Kandidat aus nicht näher erläuterten Gründen untragbar wird, fällt die Wahl auf den Liebhaber einer der beiden Frauen, der sich als Heiratsschwindler durchschlägt. Die Chancen, dass sie mit ihrem Vorhaben Erfolg haben, stehen gut, denn zum einen gleichen sich die amtierende Bürgermeisterin und ihr Herausforderer bis auf die Wahlplakate. Zum anderen zeigen die Dorfbewohner ganz offen, wie unzufrieden sie mit der aktuellen Politik sind.

„Ich möchte mit der Geschichte zeigen, dass Menschen heutzutage mit Lügen immer mehr erreichen können, auch in der Politik“, erläutert der Autor und Hauptdarsteller des Stücks, Christoph Eckert, bei der Probe im Zelt am Heusenstammer Bannturm. Mehr auf Seite 2

Da er sich nicht an der großen Politik abarbeiten möchte, entschließt sich Eckert, seine Geschichte auf lokaler Ebene spielen zu lassen. Um den universellen Charakter seiner Geschichte zu unterstreichen, verzichtet Eckert darauf, den Figuren – mit einer Ausnahme – sowie dem Dorf einen Namen zu geben.

Für Dirk Reiser, der in dem Stück den Berater des Hochstaplers mimt, beschreibt Eckert in dem Stück einen Wahlkampf, wie er in jeder Kommune vorkommen kann, „weil einfach die Mechanismen so sind“. Einen Bezug zur Schlossstadt und Parallelen zum Wahlkampf zwischen dem vorherigen und dem aktuellen Bürgermeister schließt Reiser daher nicht aus. „Sie sind aber nicht beabsichtigt“, versichert er. Vielmehr solle das Stück einen Wahlkampf in einer typischen Kleinstadt darstellen.

Und so lernt der Zuschauer unter anderem einen Bio-Bauern kennen – auf dessen Grundstück die beiden Maklerinnen ebenfalls aus sind –, der sich über die tägliche Arbeit mit den Hühnern beklagt. So sei Freilandhaltung ja schön und gut, aber dafür müsste er seinen Hühnern auch den ganzen Tag hinterherrennen, um deren Unrat aufzusammeln. „Und die machen ja nicht frei“, klagt er.

Oder den Dorfbewohner Jürgen Ott, der einzige Bewohner dessen Name bekannt ist, der in seiner Stammkneipe bei einem Glas Apfelwein den Politikern vorwirft, sie würde seine Sorgen ohnehin nicht ernst nehmen und er endlich etwas dagegen unternehmen und seine Stimme erheben müsse – sich aber letztendlich doch nicht traut, etwas zu tun.

Christoph Eckerts Kritik an den sich mehr und mehr ähnelnden politischen Akteuren spiegelt sich in der Bürgermeisterin und ihrem Herausforderer wider, bei denen sich nicht nur die Wahlsprüche, sondern auch die Motive auf den Wahlplakaten bis aufs Detail gleichen. „Ich möchte damit zeigen, wie austauschbar die systematische Politik geworden ist“, sagt Eckert. Ob der Plan der beiden Frauen aufgeht, erfahren Besucher am 19. Juni.

Das Stück wird im Rahmen des Heusenstammer Sommers am Sonntag, 19. Juni, um 19.30 Uhr im Festzelt am Bannturm, Im Herrngarten, aufgeführt. Einlass ist um 18.30 Uhr. Die Karten kosten 12 Euro im Vorverkauf und 15 Euro an der Abendkasse. Tickers gibt es in der Stadtbücherei, bei „Das Buch“ oder dem Fachdienst Sport und Kultur. Ein Online-Vorverkauf beginnt voraussichtlich Anfang Juni.

Von Joshua Bär