Heusenstammer Grundschulen ermittelten ihre besten Vorleser Hohes Niveau und zwei Siegerinnen

Die besten Vorleser der drei Heusenstammer Grundschulen: Neo Iseler, Milan Streek, Jolien Hassan Poor, Leonardo Uhlenbrock und Helene Jakoby ( von links) mit ihren Lieblingsbüchern. Foto: Schubert

Heusenstamm (msc) – Die jungen Leseprofis sind nervös. Je näher der Startschuss um 15 Uhr rückt, desto lauter wird das hektische Gemurmel. Manche wippen hibbelig auf und ab, die Holzbänke knarzen, die stolzen Eltern haben ihre Smartphone-Kameras schon gezückt.

Es liegt Spannung in der Luft im Keller der Stadtbücherei, schließlich gilt es beim Vorlesewettbewerb von Sparkassen-Stiftung, Grundschulen und Bücherei, zwei Heusenstammer Stadtsieger zu küren. Jede der drei Schulen durfte ihre zwei Besten entsenden, die nun um den Titel lesen. Und eins gleich vorneweg: Das Niveau der fünf Finalisten – einer fehlt erkrankt – ist hoch.

Den Anfang macht vor den Augen von Eltern, Geschwistern, Freunden, Lehrern und einer dreiköpfigen Jury Leonardo Uhlenbrock.

Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen liest er aus „Greg’s Tagebuch – Böse Falle“ von Jeff Kinney die kuriose Geschichte einer Familie, die im Urlaub in einem abgewrackten Motel landet – Zigarettenbrandlöcher im Teppich inklusive – und sich zum Abendessen mit Zuckerwatte und Tic Tac begnügen muss.

Für Lacher sorgt auch Helene Jakoby mit dem witzigen „An der Arche um Acht“ von Ulrich Hub, einem Buch über zwei Pinguine, die einen Artgenossen im Koffer an Bord der Arche Noah schmuggeln wollen. Die Viertklässlerin verstellt ihre Stimme und bringt Pointe um Pointe auf den Punkt.

Milan Streek merkt man die Nervosität am wenigsten an: Lässig lehnt er sich auf dem blauen Holzstuhl zurück und lässt mit Astrid Lindgrens „Immer dieser Michel“ auch bei den älteren Zuhörern ein paar Kindheitserinnerungen aufleben.

Jolien Hassan Poor überzeugt bei Enid Blytons „Geheimnis um eine giftige Feder“, das auch ihre Mutter schon als Kind las, mit ausdrucksstarker Mimik, und Neo Iseler liefert mit „Bitte nicht öffnen: Schleimig!“ von Charlotte Habersack eine hochkonzentrierte Leistung ab.

Auch in der zweiten Runde, in der die Finalisten nach nur einer Minute Vorbereitung fremde Texte vorlesen müssen, geben sie sich keinerlei Blöße.

Eine schwierige Wahl für die Jury – bestehend aus Schulamtsdezernentin Martina Kollmeyer-Winter, Büchereichefin Katja Richter und Elke Streck von der Sparkassenstiftung –, die sich anschließend zur Beratung zurückzieht.

Fünf Minuten vergehen, zehn, 15, dann kehren sie wieder. Kollmeyer-Winter atmet dreimal tief durch, ehe sie die knifflige Entscheidung verkündet: „Ich mache das jetzt seit zehn Jahren – so schwierig war’s noch nie.“

Am Ende machen die beiden Mädels das Rennen, Adalbert-Stifter-Schülerin Helene und Mathias-Claudius-Schülerin Jolien.

„Es war das ganz kleine Quäntchen, das ihr mehr gemacht habt“, lobt Martina Kollmeyer-Winter die Siegerinnen. „Aber alle Fünf waren fantastisch.“ Zur Belohnung bekommen die beiden Stadtsiegerinnen je 200 Euro für ihre Schulbücherei. Einen überregionalen Vorlesewettbewerb gibt es auf Grundschul-Level noch nicht.

Die zehn Jahre alte Jolien findet es „irgendwie schön und irgendwie merkwürdig“, dass sie sich nun mit Fug und Recht als beste Vorleserin der Stadt bezeichnen darf.

„Ich habe das wirklich nicht gedacht, weil alle so gut gelesen haben. Das ist was ganz Besonderes für mich.“ Ähnlich sieht es die gleichaltrige Helene. „Alle sind so gut gewesen, ich hätte gar keine Siegerehrung gebraucht“, meint sie. Auch sie habe „überhaupt nicht damit gerechnet, weil ich mich so oft verhaspelt habe“.

Allerdings nur beim anfänglichen Vorstellen ihres Buchs – beim Lesen war die Nervosität dann wie weggeblasen.

„Lesen chillt so richtig ab“, sagt Helene und grinst. „Wenn man ins Buch guckt, merkt man nicht mehr, dass da jemand ist.“

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