Südkoreaner Hansol Lee beendet Freiwilligendienst in der Kita Jona Mit Humor und Herzlichkeit begeistert

Nach sechs Monaten endete unlängst der ökumenische Freiwilligendienst des jungen Südkoreaners Hansol Lee in der Heusenstammer Kita Jona sowie in den evangelischen Dekanaten Rodgau und Dreieich „Du musst hier bleiben“, war das eindeutige Votum der Kleinen nicht nur aus der lila Gruppe, als der Südkoreaner nach einem halben Jahr in Deutschland seinen Abschied aus dem Kita-Leben feierte. Foto: p

Heusenstamm (red) – Hansol Lee ist ein gefragter Mann in der Evangelischen Kindertagesstätte Jona in Heusenstamm - auf jeden Fall, wenn es nach den Kindern geht: Schuhe binden und dann zum Spielen nach draußen gehen; zu WM-Zeiten war es natürlich am liebsten Fußball.

„Du musst hier bleiben“, war denn auch das eindeutige Votum der Kleinen nicht nur aus der lila Gruppe, als der Südkoreaner nach einem halben Jahr in Deutschland seinen Abschied aus dem Kita-Leben feierte.

Ähnlich groß ist auch das Bedauern bei Kita-Leiterin Kerstin Wunderlich und ihrem Team. „Eine absolute Bereicherung“ sei seine Präsenz und Mitarbeit gewesen, gerade was den Umgang mit fremden Kulturen angeht: „Wie es sich anfühlt, eine fremde Sprache nicht zu können“, sei dem Team spätestens bewusst worden, als der 26-Jährige ihnen ein paar Lektionen Koreanisch beibrachte. „Und dieses Gefühl zu kennen ist hilfreich, wenn wir selbst mit Kindern arbeiten, die Sprachdefizite im Deutschen haben.“

Im Rahmen der Partnerschaft der Evangelischen Dekanate südlich des Mains, darunter auch Rodgau und Dreieich, zur Presbyterianischen Kirche in der Republik Korea und über ein ökumenisches Freiwilligenprogramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) war Lee für ein halbes Jahr in der Region zu Gast. Es war sein erster Aufenthalt außerhalb von Asien. Er hat dabei nicht nur Land, Leute und die evangelische Kirche in der Region kennen gelernt, sondern gleichzeitig ein wenig koreanische Kultur vermittelt, denn „aus gegenseitigem Verständnis erwächst friedliches Miteinander“, ist Hansol überzeugt.

„Es war auch für mich eine besondere Zeit“, sagt die Ökumenepfarrerin des Evangelischen Dekanats Rodgau, Sandra Scholz. Sie hatte den sechsmonatigen Aufenthalt von Hansol Lee organisiert und vorbereitet, Gastfamilien sowie die evangelische Kita „Jona“ als Einsatzort angefragt und die vielen Kontakte vermittelt, die eine ökumenische Kirchenpartnerschaft erst richtig lebendig machen.

„Hansol hat durch seinen Humor und seine Herzlichkeit viele Menschen begeistert und vielleicht auch neu für sein Land und seine Kirche interessiert“, freut sich Sandra Scholz. „Dankbar bin ich, dass auch ihm viele Menschen in dieser Zeit gastfreundlich und offen begegnet sind.“

Ihr besonderer Dank gilt den beiden Gastfamilien, „die unentgeltlich ihre Häuser und Familien für ihn geöffnet haben und bei denen er so ein Zuhause auf Zeit hatte“. Neben seinem Arbeitsschwerpunkt in der evangelischen Kita der Schlossstadt besuchte Hansol Lee Kirchengemeinden und sprach mit den Menschen dort, begleitete eine Konfirmandenfreizeit ebenso wie die Gruppenfahrt zum evangelischen Jugendkirchentag in Weilburg. Genügend Gelegenheit also, gerade mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Gespräch zu kommen, ihre Gewohnheiten und Ansichten kennen zu lernen: „Heranwachsende in Deutschland denken mehr über individuelle Freiheit und Verantwortung nach“, hat er dabei festgestellt. „Südkoreanern ist die Gesellschaft als Ganzes wichtiger.“

Schon im Kindergarten fängt das an, glaubt er: „Kitakinder hier in Deutschland haben sehr viel Zeit für freies Spiel, während ihren Altersgenossen in Südkorea richtiges Sozialverhalten beigebracht wird. Das würde hier als Drill angesehen.“ Dementsprechend - und weil es in Südkorea nicht genug Arbeitsplätze gibt - stehen gerade junge Menschen dort unter enormem Druck und konzentrieren sich voll auf ihr Studium - „während Deutsche mehr Erfahrungen sammeln können, bevor sie zu arbeiten beginnen“. Das mache die Deutschen flexibler, „sie sind eher in der Lage, mit neuen Problemen umzugehen“. Christinnen und Christen „treten in Deutschland dagegen sehr zurückhaltend auf“, findet Hansol: „In Südkorea gibt es mindestens fünf Gottesdienste in der Woche, und der Besuch ist verpflichtend.“ Dafür sei der Zusammenhalt enger: Sonntags isst die Gemeinde gemeinsam zu Mittag, und viele engagieren sich darüber hinaus in sozialen Projekten. Viele gute Erfahrungen aus diesen sechs Monaten nimmt der junge Mann mit zurück in den Süden der koreanischen Halbinsel: die Freundlichkeit, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft, die er an vielen Orten erlebt hat, die Offenheit und das Interesse der Menschen, auch die Erinnerung an die vergleichsweise „überschaubare Größe der Städte und Ortschaften“.

Auch „Liebe und Geduld“ blieben ihm im Herzen, sagt er, weil er eine wichtige Lebenslektion gelernt habe: „Look - Wait - Do!“ Statt Aktionismus „Schauen, Abwarten, und dann Handeln“.

Zurück lässt er gerne den öffentlichen Nahverkehr - „Das koreanische Transportsystem ist besser und viel billiger!“ - und eine hiesige Spezialität, mit der er nicht recht warm wurde: „den Apfelwein“.

Zwei Erfahrungen, die er nun so oder so kompensieren kann: Hansol Lee nutzt die Gelegenheit und entdeckt zwei Wochen lang Europa: im Uhrzeigersinn von den Niederlanden über Frankreich, die Alpen und Italien bis nach Tschechien.