Europaministerin Puttrich besucht Firma Duwensee in Heusenstamm „Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen“

Bei einem Besuch der Duwensee Spedition & Lagerhaus GmbH in Heusenstamm sprach die Hessische Europaministerin Lucia Puttrich auch über den Brexit. Foto: m

Heusenstamm (m) – Wo berührt der Brexit die Schlossstadt? - Klar, für den Freundeskreis Tonbridge & Malling wird es schwieriger, Kontakte zu pflegen. Aber auch heimische Unternehmen und Arbeitsplätze sind betroffen, zumindest eine Firma: die Duwensee Spedition & Lagerhaus GmbH fährt fünfmal täglich nach und von England. Das könnte künftig etwas länger dauern und somit teurer werden, wenn Zollformalitäten zu erledigen sind. Das befürchtete der kaufmännische Leiter Georg Duwensee beim Besuch der Hessischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich.

„Die Leute wollen Gewissheit, welche konkreten Auswirkungen der Brexit für sie haben wird“, beobachtete die Politikerin. Bei den Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens werden darum auch die Bundesländer gehört werden.

Die im Gewerbe verbreitete Unsicherheit und die Zweifel teilen die Duwensees nicht. „Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen“, findet Geschäftsführer Gregor Duwensee.

Das Unternehmen sei mit den Besonderheiten des britischen Markts vertraut und baue auf seine große Praxiserfahrung.

Man sei seit 14 Jahren auf der Insel aktiv, seit zehn Jahren zähle das Geschäft mit Großbritannien zur Kernkompetenz, erklärte der Geschäftsführer. Ihm gehe es nun darum, wie sich die Austrittsverhandlungen entwickeln.

Duwensee hofft auf einen „praxisnahen Weg“, der auch die Interessen der Wirtschaft berücksichtigt.

Auch Ministerin Puttrich plädierte dafür, „die Verh andlungen so zu führen, dass sie die Praxis abbilden“. Die Spedition verfüge über ein großes Netzwerk, buche die Fähren beispielsweise längst nicht mehr über Agenten, sondern direkt bei den Gesellschaften, arbeite mit eigenen Maklern zusammen, die Zollpapiere erledigten für Waren, deren Ziel außerhalb der Europäischen Union liege.

Die Firma am Martinsee beschäftigt rund 70 Menschen, davon 20 in Verwaltung und Logistik, zehn im Lager und 36 hinter dem Steuer. Zu den Beschäftigten gehören auch Fahrer, die in England leben und dort tätig sind sowie zwei Engländer und ein Schotte. Sie wollen wegen der Unsicherheiten jetzt deutsche Staatsbürger werden.

Das Team disponiert täglich 50 Lkw, die Hälfte von Subunternehmern, die allein für das Familienunternehmen unterwegs sind. An der Martinseestraße verfügt das Unternehmen über Platz für 3500 Paletten, weitere 3000 kann es im ehemaligen Kenwood-Gebäude unterbringen. „Wir verpacken, lagern und kommissionieren auch“, erklärt Seniorchef Günter Duwensee, „das führt zu Kundenbindung“. Die Auftraggeber schätzten auch Schnelligkeit, exakte Liefer- und Entladezeiten sowie das Angebot, Gefahrgut und hochwertige Ware mit Sicherheitsstandards zu transportieren.

Sollte ein „weicher Brexit“ kommen, werde der freie Warenverkehr beibehalten. Bei der „harten“ Version spekulieren die Heusenstammer darauf, dass kleinere Mitbewerber wegen der dann nötigen Formalitäten das Feld räumen. „Die Warenströme werden schwächer, das Handelsvolumen sinkt“, analysierte Georg Duwensee. Sein Bruder Gregor forderte, es dürfen „keine Rache und keine verletzten Eitelkeiten“ die Verhandlungen bestimmen.

„Wir sind gut gerüstet für den Brexit“, wirbt Duwensee und führt an „wir wissen, was der Kunde wünscht, was die Gesetzgebung verlangt, wir sehen optimistisch in die Zukunft.“