GLASFASERAUSBAU Arbeiten im Auftrag des Anbieters Teranet sorgen für Unmut Lücken so breit wie Finger

Lose Steine und abstehende Platten: Die Fahrbahn sowie die Gehwege „Im Hohlen Baum“ weisen nach dem dortigen Glasfaserausbau im Auftrag der Teranet offensichtliche Mängel auf. Mit seiner Hand demonstriert ein Anwohner, wie groß die Abstände an manchen Stellen sind. Bild: bär

Heusenstamm – Ein entschlossener Griff und der weiß-graue Backstein ist aus seinem vorgesehenen Platz gehoben. Die Lücken zwischen den einzelnen Steinen sind stellenweise so breit, dass mühelos vier Finger dazwischen passen. Das Kuriose: Die Backsteine liegen nicht lose auf einer Baustelle herum, sondern bilden einen Teil der Fahrbahn der Straße „Im Hohlen Baum“ im Stadtteil Rembrücken. Verlegt hat sie eine Baufirma im Auftrag des Glasfaseranbieters Teranet, einer Tochterfirma der GVG Glasfaser. Bei den Anwohnern und der Stadt ist der Unmut über die Arbeiten groß.

Ein Mann kniet auf dem Gehweg und legt seinen Handrücken auf den Bordstein. Seine Handfläche ist genau auf Höhe der danebenliegenden Gehwegplatte. Als er die Hand wieder wegnimmt, ist der rund einen Zentimeter betragende Höhenunterschied zwischen dem Bordstein und der Platte deutlich zu sehen. „Das sind gefährliche Stolperfallen“, sagt der Anwohner der Straße „Im Hohlen Baum“, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Wer nicht genau hinsehe, könne leicht mit dem Fuß an der Stelle hängen bleiben.

Verantwortlich für die Stolpergefahr ist eine Firma, die der Internetanbieter Teranet für den Glasfaserausbau in Rembrücken beauftragt hat. Begonnen haben die Arbeiten in dem Stadtteil im Dezember 2022. „Im Hohlen Baum“ wurden die Glasfaser laut eines Infoschreibens Mitte März verlegt.

Doch nicht nur auf dem Gehweg ist offensichtlich unsauber gearbeitet worden. Auf der Straße wenige Meter weiter lässt sich ähnliches begutachten. Ein Teil der asphaltierten Fahrbahn wurde entfernt, die Lücke danach mit grau-weißen Backsteinen aufgefüllt. Darunter sei ebenfalls Glasfaser zu finden, berichtet der Anwohner.

Die Abstände zwischen den einzelnen Steinen sind dabei teilweise so groß, dass diese sich problemlos herausnehmen lassen. „Ähnlich sieht es überall aus, wo die Glasfaserkabel verlegt wurden“, berichtet der Mann.

So auch in der nahe gelegenen Friedhofsstraße. Dort ist der Asphalt ebenfalls geöffnet worden, um die Internetleitungen zu verlegen. Statt den Weg allerdings wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, wurden die Löcher stattdessen mit Schotter und Sands aufgefüllt. Die Folge: Der Verlauf der Glasfaserkabel ist deutlich zu erkennen.

Im Rathaus ist man über die Baufirma ebenfalls verärgert. Das habe man der Teranet in mehreren Gesprächen mitgeteilt, sagt Bürgermeister Steffen Ball. „Die Stadt hat eigens ein Ingenieurbüro beauftragt, die Schäden zu dokumentieren und eine Beweissicherung vorzunehmen.“ Laut Ball hat sich Teranet bereits von einem Unternehmen getrennt und ein neues mit den Arbeiten beauftragt. Danach sei es auch besser geworden, berichtet der Bürgermeister.

Die Freude hielt allerdings nur kurz: „Die Situation ist momentan erneut überhaupt nicht zufriedenstellend, die Beschwerden häufen sich wieder.“ So habe ihm ein Vater berichtet, dass sein Sohn aufgrund der schlecht verlegten Platten mit seinem Roller gestürzt sei. Ball ist daher entschlossen, die Wege wieder herrichten zu lassen: „Die Stadt erwartet von Teranet, dass das Unternehmen seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommt. Der Gehweg muss wieder so verbaut werden, wie man ihn vorgefunden hat.“

Die GVG Glasfaser versucht indes, die Wogen zu glätten. Es seien noch nicht alle Arbeiten vollständig beendet, manche Trassen müssten von den Mitarbeitern zu einem späteren Zeitpunkt erneut genutzt werden, um Straßenzüge miteinander zu verbinden. Daher hätten die zuständigen Baufirmen einige Straßen oder Gehwege nur provisorisch geschlossen. Das gelte unter anderem für die Nebenwege der Friedhofsstraße. Doppelte Arbeit würde aber „durch die ressourcenschonende Nutzung von Provisorien vermieden.“

Anders verhält es sich laut Dittrich bei den Gehwegen „Im Hohlen Baum“. Fehler könne das Unternehmen dort nicht erkennen. Die Platten seien in diesem Abschnitt „fachlich korrekt gemäß üblicher Verlegeweise gesetzt“, behauptet die GVG Sprecherin. „Dies ist entsprechend mit der Stadt abgestimmt.“

Dem widerspricht die Stadt vehement. Die Arbeiten „Im Hohlen Baum“ seien bisher noch gar nicht abgenommen worden, die Bürgersteige für die Nutzung eigentlich nicht freigegeben, teilt Tiefbauleiter Thomas Möller mit. Und man werde sie im derzeitigen Zustand auch nicht freigeben, betont der Fachdienstleiter.

Beenden wolle die Stadt die Zusammenarbeit mit Teranet trotz des Ärgers nicht, sagt Bürgermeister Ball. Das Unternehmen habe ihm bei einem weiteren Gespräch glaubhaft zugesagt, die Arbeiten strenger zu kontrollieren.

Die GVG hat indes auf Nachfrage der Redaktion versichert, dass mögliche Zusatzkosten durch weitere Bauarbeiten keinen Einfluss auf die bereits geschlossenen Verträge haben. Teuerer werde es für die Kunden nicht.

Von Joshua Bär

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