Lyrik und Geschichtliches sowie eine Ausstellung zum 350. Geburtstag des Schönbornschen Grafensitzes Was macht ein Schloss zum Schloss?

Das Duo „Sax on Strings“ mit Claudia Langolf und Matthias Rüdiger bot den Besuchern eine musikalische Pause, bevor Roland Krebs, Rudolf Fauerbach, Markus Rückert und Claudia Bechthold vom Heimatlosen Gedichtsverein sie auf eine Reise in die Vergangenheit entführten. Foto: Schmedemann

Heusenstamm (zls) – „Entdecken, was uns verbindet“ lautete in diesem Jahr das Motto zum „Tag des offenen Denkmals“.

Der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Heusenstamm sowie die Stadt Heusenstamm haben diesen Tag mit dem 350. Geburtstag des Schlosses Schönborn verbunden.

Bürgermeister Halil Öztas begrüßte die Besucher, die bei der Vernissage zur Ausstellung „350 Jahre Schloss Heusenstamm“ im Foyer des Rathauses saßen. Die Treppe, die ins nächste Geschoss führt, war zu einer Bühne umfunktioniert, auf der sich die vier Mitglieder des Heimatlosen Gedichtsvereines verteilt hatten. „So ‚heimatlos mögen sie gar nicht sein, denn Sprache bietet Heimat“, sagte Öztas und übergab das Wort den Lyrikfreunden.

Zunächst wurde erläutert, was ein „Schloss“ ist. Der nüchternen Beschreibung aus dem Internet, Schlösser seien „kulturelle und politische Zentren“, stellten die „Heimatlosen“ eine Aufzählung verschiedener Schlossarten und -funktionen gegenüber.

Dabei war vom Geisterschloss, über Jagdschloss bis zum Vorhängeschloss so ziemlich jedes architektonische, fiktive oder technische Exemplar vertreten. Das Duo „Sax on Strings“ mit Claudia Langolf und Matthias Rüdiger bot den Besuchern eine musikalische Pause, bevor Roland Krebs, Rudolf Fauerbach, Markus Rückert und Claudia Bechthold sie auf eine Reise in die Vergangenheit entführten. Die Entstehungsgeschichte des Baus und eine imaginäre Reise durch das Anwesen gaben einen Überblick über 350 Jahre Schlossgeschichte.

Eine herzergreifende Geschichte erzählten die „Heimatlosen“ von einer besonders heimatverbundenen Person. In ihrem Testament schrieb die Gräfin Maria Theresia den Wunsch nieder, in „ihrem“ Heusenstamm bestattet zu werden. Und wenn das nicht möglich sein sollte, so schriebt sie weiter, solle wenigstens ihr Herz, das sie an diese Stadt verloren habe, dort begraben werden.

Nach der Lesung waren die Besucher eingeladen, auf dem Weg zum Haus der Stadtgeschichte die Kunstwerke der Ikebana-Gruppe zu bewundern. Dabei verschlangen sich Äste mit Drähten und Blüten mit Zahnrädern, um die Verbindung zwischen Natur und Technik darzustellen. „Das ist Kunst für den Augenblick“, sagte Margret Krebs. In dem Moment, in dem die Blüte abgeschnitten werde, beginne sie zu sterben.

In der Ausstellung des Geschichtsvereins zum Geburtstag des Wahrzeichens können sich die Besucher das beliebte Motiv in verschiedenen Kunstformen anschauen. „Ich bin froh darüber, dass wir es bisher immer geschafft haben, das Motto des offenen Denkmals zu erfüllen“, sagte Roland Krebs, Vorsitzender des HGV. „Zum Schloss haben wir erschreckend wenig Quellen“, erläuterte er weiter.

Erst seitdem es sich in städtischer Hand befinde, gesunde sich dieser Zustand langsam wieder. „Deswegen stellen wir Bilder aus, weniger Dokumente“, sagte Krebs. Ob der Erbauer des Grafensitzes – Philipp Erwein von Schönborn – mit seinem Plan vielleicht doch nur Luftschlösser gebaut hat, können Interessierte noch am Mittwoch, 19. und Sonntag, 23. September, im Haus der Stadtgeschichte, Zugang über die Eckgasse, herausfinden. Mittwochs ist die Ausstellung von 17 bis 19 Uhr geöffnet, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet zwei Euro