Picknick des Freundeskreises Tonbridge & Malling Die meisten Besucher sind seit der Gründung dabei

Das Büfett war angerichtet. Zumindest auf der Tafel herrschte Frische vor. Garniturbänke und -tische waren um Käse, Weißbrot, Obstsalat, Tiramisu, Gebäck, Wein, Bier und Kaffee aufgestellt. Foto: m

Heusenstamm (m) – Das Büfett ist angerichtet. Zumindest auf der Tafel herrscht Frische vor. Für die Gästeliste passen die Begriffe „bewährt“ und „erfahren“, denn die meisten Besucher des Picknicks sind seit der Gründung des Freundeskreises Tonbridge & Malling dabei.

Im Bannturm genießen sie ihre selbst zubereiteten Spezialitäten nach englischen und hessischen Rezepten und die dazu gehörige Geselligkeit aber erst seit einigen Jahren.

„Damals war der Platz unten doppelt belegt“, erinnert sich Ulrich Höffgen, der Erste Vorsitzende des Kreises. Heute wollen sie den urigen Raum im Turm nicht mehr missen. Er ähnelt mit seinem offenen Gemäuer ein wenig der Folterkammer in Tonbridge Castle, ist jedoch mit etwas gemütlicheren Sitzmöbeln ausgestattet, Garniturbänke und -tische sind um Käse, Weißbrot, Obstsalat, Tiramisu, Gebäck, Wein, Bier und Kaffee aufgestellt.

An den Wänden prangen mehrere Union Jacks, die Flagge des Vereinigten Königreichs, und das Vereinsbanner mit den Wappen der beiden verschwisterten Städte. Eine enge Bande pflegen vor allem die Tonbridge Philharmonic Society und der Evangelischen Kantorei, und das seit drei Jahrzehnten. Erst jüngst traten beide Ensembles in einem gemeinsamen Konzert in Maria Himmelskron auf. „Vielleicht stärkt es eine Verbindung, wenn die Beteiligten aktiv eine Aufgabe wahrnehmen, ein Ziel verfolgen“, vermutet Höffgen angesichts der guten und starken Bande der Sängerinnen und Sänger.

Stolz ist er auch auf die Ausflüge von Friendship Circle und Freundeskreis. 2020 brechen Mitglieder von beiden Seiten auf, um auf ihrer siebten gemeinsamen Reise die White Insel südlich von Portsmouth näher kennen zu lernen. Der Sitz von Queen Victoria hat zahlreiche geschichtsträchtige Dörfer, Landsitze und Kirchen zu bieten, werben die Organisatoren.

Doch die Vorstände beider Vereine wissen auch um die Probleme für die Zukunft der Partnerschaft. Sie unterscheiden sich kaum von denen anderer Gruppierungen – es fehlt an Nachwuchs. Und das, obwohl sich der Kreis in hohem Maße um die Begegnung von Schülern von der Insel und aus dem Rhein-Main-Gebiet bemüht. Vor 35 Jahren wurden die Verträge zur Verschwisterung der Kommunen unterzeichnet, 1987 der Zirkel und sein britischen Pendant in Tonbridge ins Leben gerufen.

Der Schüleraustausch mit der Judd School für Jungen und Klassen des Adolf-Reichwein-Gymnasiums lief schon länger. Der Verein hat die Aufgabe übernommen, die Praktikumsberichte auszuwerten und zu prämieren, informiert Höffgen. Die Teenager besuchen mit ihren gleichaltrigen Gastgebern in dem Städtchen am Medway-Fluss nicht nur den Unterricht, sondern arbeiten zeitweise auch in einem Kindergarten oder Ladengeschäft mit.

Die britischen Jugendlichen erhalten in Heusenstamm die Gelegenheit, in örtliche Betriebe hineinzuschnuppern. Die Schwierigkeit in der Beziehung: Auch wenn zumindest Tonbridge mehrheitlich gegen das Verlassen der Europäischen Union gestimmt habe, schwinde doch das Interesse am Austausch im Allgemeinen und am Erlernen der deutschen Sprache im Besonderen, weiß der Vorsitzende des Freundeskreises.

„Wie in Frankreich bevorzugen es englische Mädchen und Jungen, den Spanisch-Unterricht zu besuchen. Das Romanische gilt als einfacher als das Germanische. Außerdem reisen viele Briten regelmäßig auf die iberische Halbinsel, kaufen Wohnungen und Häuser in den Tourismusmetropolen am Meer. Aber auch in vielen Orten im Hinterland, abseits des großen Rummels, haben sie sich in ganzen Kolonien angesiedelt.

Und trotzdem: Ganz ohne Nachwuchs bleibt der Verein nicht: Nach dem Carol-Singen am Nikolausmarkt schloss sich nun ein Ehepaar an, gebürtige Engländer, die heute mit einem deutschen Pass in Neu-Isenburg arbeiten. Wie sich aber junge Leute gewinnen lassen, in der Gemeinschaft die Partnerschaft mitzugestalten, ist den Aktiven noch unklar. „Es gibt einfach zu viele Angebote für Teenager“, beobachtet Höffgen.

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