Neue Bus- und Bahnbegleiter in Heusenstamm Mittler zwischen Schule und Verkehrsbetrieben

In Heusenstamm gibt es zwölf weitere Bus- und Bahnbegleiter. Die Achtklässler des Adolf-Reichwein-Gymnasiums haben sich in einem einwöchigen Kursus innerhalb ihrer Projektwoche ausbilden lassen. Jetzt erhielten sie von Repräsentanten von Kreisverkehrsgesellschaft, Polizei und Schule Zertifikate und Präsente. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – Die Lieblingsmusik dringt so laut aus den Ohrstöpseln, dass der ganze Bus mithören kann. Ein Schüler macht es sich im Wagen bequem, legt die Füße auf die Sitzbank gegenüber. Jungs drängeln sich durch die Warteschlange an der Haltestelle vor oder provozieren einen Fahrgast.Das alles ist Alltag im Öffentlichen Personen-Nahverkehr - in der Schlossstadt allerdings weniger als zuvor, denn dort gibt’s zwölf weitere Bus- und Bahnbegleiter.

 

Die Achtklässler des Adolf-Reichwein-Gymnasiums haben sich in einem einwöchigen Kursus innerhalb ihrer Projektwoche ausbilden lassen. Jetzt erhielten sie von Repräsentanten von Kreisverkehrsgesellschaft, Polizei und Schule Zertifikate und Präsente. Insgesamt stellt das ARG nun 29 Schüler, die in der Lage sind, Konflikte zu entschärfen und für eine friedliche Atmosphäre in den öffentlichen Verkehrsmitteln sorgen können. Wie das funktioniert, zeigten einige von ihnen zu Beginn der Feierstunde in der Aula in einer Spielszene.

Die Idee wurde 2005 erstmals umgesetzt. Nach dem Tod des Mitbegründers Uwe Böer wurde das Ausbildungskonzept verändert, ebenso das Team. An seiner Spitze stehen nun Linn Locke von Vertrieb und Kundenservice der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) und Björn Ritz, Jugendkoordinator der Polizeidirektion Hessen für die Region.

Alles richtig gemacht

Jetzt gebe es einen Trainingstag, der im realen Linienverkehr stattfindet, erläuterte die Leiterin. Busfahrer und Fahrgäste waren nicht eingeweiht, als „Störer“ unangenehm auffielen. „Die Begleiter haben alles richtig gemacht“, lobte Linn Locke. Die Mädchen und Jungen zwischen 13 und 15 Jahren haben den Typ mit Schuhen auf der Bank freundlich, aber bestimmt angesprochen und bei einem Streit erwachsene Fahrgäste um Hilfe gebeten.

„Das hat gut geklappt“, bewertete die Organisatorin. „Am besten geht das, wenn die Begleiter eine konkrete Person ausgewählt hatten“, beobachtete Linn Locke: „Sie mit der beigen Jacke, können sie mir bitte helfen?“. Die Beteiligten seien sehr erfolgreich mit dem Kurs an weiterführenden Schulen. Locke machte ihren Schülern ein „Kompliment, dass ihr euch geöffnet habt“. Natürlich könne es passieren, dass die Absolventen gestichelt und gehänselt, „Schleimer“ und „Streber“ genannt werden. Doch sie haben auch gelernt, wie man sich dann verhält.

In den vergangenen zehn Jahren wurden mehr als 730 Teenies im Bereich der kvgOF ausgebildet, die Resonanz sei fast durchweg positiv. Die Schulen haben ihre Türen weit geöffnet, Städte und Gemeinden beteiligen sich finanziell, hieß es. Die Fähigkeit, bei Konflikten deeskalierend mit den richtigen Worten einzuschreiten und sich für ein mitmenschliches Verhalten stark zu machen, sei auch im Verein, beim Einkaufen und auf der Straße hilfreich.

Bürgermeister Halil Öztas erzählte von eigenen Erlebnissen aus seiner Zeit als Bus-Benutzer. Er dankte den jungen Heusenstammern, es sei nicht mehr selbstverständlich, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die Ausgezeichneten aber übernähmen Verantwortung, seien bereit, sich uneigennützig einzusetzen, mögen sich aber nie in Gefahr bringen. „Spielt nicht die Helden, weil ihr schon welche seid!“, mahnte Öztas.

Auch für Polizeidirektor Claus Spinnler ist es wichtig, dass die jungen Leute „Grenzen erkennen: Wenn die Gefahr zu groß wird, dann kommen wir ins Spiel“, riet er den jungen Leuten, sich „lieber etwas defensiver, aber engagiert“ einzuschalten. Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger informierte über eine „sehr positive Resonanz“ auf die komprimierte Ausbildung mit Präventionsprogramm und Busfahrer-Interview, Rollenspielen und Quiz. Die „Mittler zwischen Schule und Verkehrsunternehmen“ wirkten mit Freundlichkeit, Höflichkeit, Zivilcourage und Selbstschutz.

Auch Andreas Maatz, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft, und Schulleiter Siegfried Ritter dankten den Jugendlichen. Für Ritter ist es wichtig, dass die Achtklässler einmal durch andere Personen unterrichtet werden. An der Haltestelle vor dem ARG bildeten die Fahrschüler nun eine Wartereihe und stiegen ohne Drängeln in den Bus, schilderte die Beauftragte für Verkehrserziehung am ARG, Kristina Hingst-Hock.