Landwirt Markus Wöhl fürchtet mögliche Stallpflicht nicht Möhren zur Beschäftigung

Völlig frei können sich die Hühner von Markus Wöhl auf den Feldern des Landwirts bewegen. Ziegen passen dabei auf, dass den Vögeln nichts geschieht. Foto: clb

Heusenstamm – Wenn morgens der Motor für die automatischen Klappen an den mobilen Ställen anspringt, stehen viele Hühner schon bereit, um endlich ins Freie zu können. Und innerhalb kürzester Zeit seien die meisten Vögel dann auch draußen, berichtet Landwirt Markus Wöhl. Rund 1200 Hühner hält der Heusenstammer, vor allem um Felder zu nutzen, die gerade nicht bewirtschaftet werden, Und um frische Eier aus Freilandhaltung anzubieten.

Vor einigen Jahren hat sich Markus Wöhl entschieden, auch in die Hühnerhaltung einzusteigen. Seitdem musste er immer wieder Neues lernen – zum Beispiel, dass nicht etwa der Fuchs sein größter Feind ist. Gegen diesen schützen Elektrozäune seine Tiere. Die eigentliche Gefahr kommt aus der Luft: Habichte oder Mäusebussarde holen sich immer wieder ein Tier. Deshalb hat sich Markus Wöhl Ziegen angeschafft, die mit der Herde leben. Die Ziegen gehen dazwischen, wenn ein Raubvogel versucht, ein Huhn zu schlagen. Doch mittlerweile droht auch noch eine andere Gefahr: die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt.

Mehr auf Seite 2

Durch Corona fast unbemerkt verbreitet sich diese Krankheit seit einiger Zeit wieder in Deutschland.

Die Folgen merkten viele Menschen Ende vergangenen Jahres, weil im Handel viel weniger Gänse zu erhalten waren als eigentlich üblich. Auf so manche Martins- oder Weihnachtsgans musste verzichtet werden.

Eingeschleppt wird die Virus-Erkrankung von Wildvögeln. Wird ein daran verendetes Tier gefunden, muss sofort für „Haustiere“ eine Stallpflicht verhängt werden. In Hessen ist mit dem Kreis Groß-Gerau derzeit nur eine Region davon betroffen – aus Vorsicht, weil in einer benachbarten Region in Baden-Württemberg ein infizierter Vogel gefunden wurde. Doch die Gefahr, dass sich die Vogelgrippe wieder weiter ausbreiten könnte, besteht freilich.

„Wir hatten im vergangenen Jahr schon einmal für drei Monate Stallpflicht“, berichtet Markus Wöhl. Für ihn ein größeres Problem, denn die Tiere leben ja den ganzen Tag über im Freien. Ihre Ställe nutzen sie eigentlich nur nachts.

Zwar gibt es Möglichkeiten, wie man die Hühner ins Freie lassen kann, ohne dass wilde Vögel in ein Gehege eindringen können. „Man kann zum Beispiel aus Folie einen großen Tunnel errichten“, erläutert der Heusenstammer. Allerdings sei das nichts für nervöse Tiere: „Wenn Wind aufkommt, flattert die Folie und manche Hühner geraten in Panik.“ Das will man natürlich verhindern.

Wie nervös Hühner sein können, zeigen die Tiere, als eine Wildgans über das Feld fliegt. Kaum entdeckt eines der Hühner den vermeintlichen Feind am Himmel (so ein Huhn kann ja nicht erkennen, was für ein Vogel das ist), gibt es ein Warnsignal. Sofort rennen alle Hühner zu ihrem Stall und „verstecken“ sich unter dem Wagen.

Grundsätzlich seien seine mobilen Ställe groß genug, um die Tiere auch mal drinnen zu halten. Das werde vom Regierungspräsidium geprüft. Aber so eine „Aufstallungspflicht“, wie es offiziell heißt, mache schon viel Arbeit.

So müsse vor allem dafür gesorgt werden, dass die Tiere beschäftigt sind, sagt Markus Wöhl. Sonst fangen sie an, sich gegenseitig zu ärgern. Das erreicht der Landwirt, indem er ihnen nicht nur Futter gibt, das sie leicht aufnehmen können: „Man muss ihnen eine Aufgabe geben“, erläutert er. Die besteht vor allem daraus, ihnen Möhren als Futter zu präsentieren. Da haben die Hühner mehr Arbeit, bis sie satt sind. Aber auch sogenannte Picksteine werden in die Ställe gelegt, damit sie sich daran abarbeiten können. Grundsätzlich hat Markus Wöhl also keine Angst vor der Stallpflicht. Aber er ist dann häufiger bei den Tieren.

VON CLAUDIA BECHTHOLD