Marc Heinl führt die Polizeistation in Heusenstamm / Kriminalität sinkt Neuer Leiter am Frankfurter Weg

Sind bei großen Ereignissen noch immer vor Ort im Einsatz: Marc Heinl (links), Leiter der Polizeistation und sein Stellvertreter Thomas Schuler. Beide kamen 2022 aus Offenbach in die Schlossstadt.

Heusenstamm – Die Polizeistation in Heusenstamm hat einen neuen Chef. Seit November leitet Marc Heinl die Dienststelle am Frankfurter Weg. Neben Heusenstamm ist er auch für die Kommunen Obertshausen und Rodgau sowie für das Gebiet zwischen Lärchenallee und Waldstraße in Offenbach zuständig – und somit für rund 96 000 Einwohner. Nach drei Monaten hat sich der Erste Polizeihauptkommissar gut an seinem neuen Arbeitsplatz eingelebt und zieht ein erstes, positives Fazit.

30 Jahre Berufserfahrung kann Heinl aufweisen. Nach Stationen unter anderem in Dreieich und Neu-Isenburg sowie den Revieren in Offenbach hat der 49-Jährige schon einiges erlebt. In der Schlossstadt sei die Lage gut überschaubar, meint er. „Die Menschen in Heusenstamm leben in einer sehr sicheren Gemeinde.“ Die Straftaten seien dort in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen. Dies hänge allerdings auch mit den Pandemiejahren zusammen, informiert Heinl. „Es gab zum Beispiel weniger Wohnungseinbrüche, weil die Menschen meist zuhause waren.“ Zurückgegangen seien auch Ladendiebstähle – da die Geschäfte während der Pandemie lange geschlossen waren.

Die Zahl der Straftaten sei in der Schlossstadt aber auch ohne Corona gesunken. „Wir hatten im vergangenen Jahr weniger als 800 Straftaten“, zählt Thomas Schuler, Stellvertretender Leiter der Polizeistation, auf. Zum Vergleich: 2021 belegte Heusenstamm mit 1641 erfassten Straftaten noch Platz eins der Häufigkeitszahlen, also der erfassten Straftaten auf 100 000 Einwohner hochgerechnet (wir berichteten). Am häufigsten wurde 2022 Betrug im Internet angezeigt, sagt Heinl. „Da sprechen wir von Fällen, in denen bezahlt, aber nicht geliefert wird.“ Genaue Zahlen zur Kriminalstatistik werden wohl bis April vorliegen.

Kapitalverbrechen, wie Mord oder Totschlag kämen in der Schlossstadt ebenfalls vor, die Zahl der Fälle liege jedoch im einstelligen Bereich, berichtet Heinl. Dennoch ist auch Heusenstamm ein Ziel für Verbrecher. „Dort gibt es aber mehr Opfer als Täter“, meint der 49-Jährige. Das hänge mit der guten Verkehrsanbindung der Stadt zusammen. So seien die B45, die Autobahn oder auch die Landstraße nach Dietzenbach „ideale Fluchtwege“. Trotz sinkender Straftaten: auch am Frankfurter Weg wird Personal gesucht. Aktuell arbeiten 42 vollzeit beschäftigte Polizistinnen und Polizisten auf der Dienststelle, zwei weitere werden im Februar ihre Arbeit aufnehmen. Zwar sei die Polizeistation damit gut besetzt, sagt der Leiter, in Zukunft müssten aber weitere Stellen geschaffen werden. Heinl: „Das Rhein-Main-Gebiet ist eine Zuzugsregion. Das heißt, in Zukunft werden noch mehr Menschen in unserem Zuständigkeitsbereich leben.“ Das fehlende Personal ist aber nicht die einzige Sorge des Leiters. „Wir spüren , dass der Respekt vor uns weniger wird.“ Auch Heinl habe die Silvesterkrawalle verfolgt und fühle mit den Kollegen. Anders als in Berlin seien es in der Region aber vor allem ältere Menschen, die den Anstand vermissen ließen. Das fange schon damit an, dass die Polizei – zum Beispiel bei einem Einbruch – zwar zu Hilfe gerufen wird, auf das eigene Grundstück wollten die Betroffenen die Beamten dann aber nicht lassen. Heinl: „So etwas schränkt unsere Arbeit erheblich ein.“ Insgesamt seien die Heusenstammer Bürgerinnen und Bürger aber freundlich zu den Polizistinnen und Polizisten.

Das gelte auch für die Kommune. Die Zusammenarbeit mit dem Magistrat sei sehr eng, berichtet Heinl. Die Kommunikation von gegenseitigem Respekt geprägt. „Unser Rat ist beim Bürgermeister gefragt“, zieht der Leiter ein positives Fazit. Ohnehin sei die Station am Frankfurter Weg sein bevorzugtes Ziel gewesen. „Mir gefällt die Mischung aus städtischen und ländlichem Leben. Ich finde die Gegend einfach schön.“

Von Joshua Bär