Kommunizieren und reisen im 16. Jahrhundert Rudolf Fauerbach gibt in Vortrag Einblicke

In der Vortragsreihe über Sebastian von Heusenstamm hat Rudolf Fauerbach vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) einen Einblick über die Kommunikationswege und Reisemöglichkeiten des 16. Jahrhunderts gegeben. Foto: Ross

Heusenstamm (jro) – In der Vortragsreihe über Sebastian von Heusenstamm hat Rudolf Fauerbach vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) einen Einblick über die Kommunikationswege und Reisemöglichkeiten des 16. Jahrhunderts gegeben.

Mit einem aktuellen politischen Einstieg wagte Fauerbach den Einstieg in das historische Thema, nicht nur um Entfernungen und Situationen besser zu verdeutlichen, sondern auch aufzuzeigen, wie sehr sich geschichtliche Ereignisse gleichen können: „Keine vier Flugstunden von hier wird ein grausamer Religionskrieg zwischen Anhängern des Islam ausgefochten, der sich bis in unser Land auswirkt, ja an dem junge Landsleute als Kämpfer freiwillig mitwirken“.

Grausame und unbarmherzige Religionskriege 

Grausame und unbarmherzige Religionskriege hat auch die Geschichte des Christentums aufzuweisen. Kriege, die in ihrer Verbissenheit und ihrer Ideologie den heutigen Auseinandersetzungen in nichts nachstehen. Politik und Religion bilden in der Zeit des Sebastian von Heusenstamm eine unzertrennliche Einheit. Wenn die Kirchenfürsten und die weltlichen Herrscher über Macht stritten, dann ging es auch immer um eine nationale und politisch existentielle Dimension und unterschied sich darin nur wenig von den religiösen Kriegen unserer Tage. Und wie mühsam der Weg aus den ideologischen Religionskriegen zu einem friedlichen Miteinander war, wurde in dem Vortrag Fauerbachs sehr deutlich.

Was heute die Kämpfer des Islamischen Staates über Soziale Medien oder über den Videokanal „youtube“ verbreiten, wurde im Mittelalter ebenso verbreitet - über Briefe und Flugblätter: „Mit der Drucktechnik des Gutenberg war unstrittig ein neues Zeitalter angebrochen“, so Fauerbach. Davor gab es Kommunikationswege, die weit komplizierter waren, aber dennoch in rudimentären Formen bis heute Fortbestand haben. Die Briefpost galt im Mittelalter als aufwändig und zeitraubend. Sebastian von Heusenstamm ließ anlässlich der „Ulmer Konferenz“ eine eigene Post mit sieben Stationen einrichten, um möglichst schnell über die Vorkommnisse informiert zu sein und reagieren zu können. Aus Kostengründen musste er diese Post aber bald wieder einstellen und erst den Fürsten von Thurn und Taxis gelang es zweihundert Jahre später ein flächendeckendes Postsystem zu errichten.

Ohne Reisen, kein Regieren

Andere Wege der Kommunikation waren die Visitation, wie sie die kirchliche Organisation noch heute kennt oder auch das Berichtswesen, das seinen Niederschlag in den „Hirtenbriefen“ gefunden hat. Auch die Hirtenbriefe sind heute noch ein fester Bestandteil in der innerkirchlichen Kommunikation. Das „Wetterläuten“ oder die „Sterbeglocke“ sind ebenfalls einfache Kommunikationswege, die sich bis in die Gegenwart erhalten haben. Die Herrscher des Mittelalters waren zudem sehr stark auf Gerüchte angewiesen. Für die Gerüchte gab es regelrechte „Prüfkriterien“, um einschätzen zu können, welchen Wahrheitsgehalt ein Gerücht hat.

Neben der geschriebenen und gedruckten Kommunikation war das Reisen ein wichtiges Element der Absicherung eines Herrschaftsgebietes. Für den Menschen im Mittelalter waren Reisen dabei keineswegs so bequem wie in unserem Jahrhundert. Sebastian von Heusenstamm war kein Freund des Reisens, da er weder reiten konnte noch mit einer Kutsche fahren konnte - dazu war das Straßennetz nicht geeignet. Weil Sebastian sich weigerte zum Konzil nach Augsburg zu reisen, bot ihm Kaiser Ferdinand gar eine eigene Sänfte an. Kürzere Strecken legte Sebastian außerdem auf dem Schiff zurück. Allein die Überquerung des Rheins bedeutete für den Mainzer Erzbischof eine einstündige Überfahrt.

Nicht ohne den Bogen wieder in die Gegenwart zu spannen beendet Fauerbach seinen Vortrag und kritisierte die allgemeine Politikverdrossenheit und eine unverhältnismäßige Verunglimpfung der eigenen Politiker: „Wir sollten uns bewusst sein, dass die dauerhafte Unzufriedenheit zu einem Unmut führt, der nach starken Männern ruft - und damit haben wir schlechte Erfahrung“, mahnt der Referent und fügt nachdenklich hinzu „Die Menschen, die uns führen haben neben Kritik auch Anerkennung verdient“.