Viel Müll an der Wurzelschneise Rund 150 Heusenstammer machen bei Aktion „Sauberer Landschaft“ mit

Die zweitgrößte Gruppe, die in diesem Jahr für eine saubere Landschaft sorgte, waren die Flüchtlinge, die in Heusenstamm eine Bleibe gefunden haben. Gemeinsam mit ihrem Betreuer Hans Jürgen Schwald sammelten sie den Müll rund um Martinsee ein. Foto: Roß

Heusenstamm (jro) – Der griechische König Sisyphos wurde einst wegen vermeintlicher Freveltaten von den Göttern mit der Strafe belegt, einen Felsblock auf den Gipfel eines Berges hinaufwälzen, der jedesmal kurz vor dem Gipfel wieder ins Tal rollte.

So ähnlich dürften sich die ehrenamtlichen Helfer fühlen, die Jahr für Jahr auch in der Gemarkung Heusenstamm die Straßenränder, Grünanlagen und Waldwege von Unrat und Müll befreien. Seit 43 Jahren existiert diese Aktion in der Schlosstadt, zu der die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Zusammenarbeit mit der Stadt Heusenstamm aufruft.

Schon früh am Morgen am Samstag steht Jürgen Pfeifer von der SDW am Bannturm und erwartet die Helfer der Aktion „Saubere Landschaft“. Auf dem Tisch vor sich hat er die blauen Müllsäcke liegen, die er an die Helfer verteilen wird. Daneben eine Übersichtskarte, auf der die einzelnen Bereiche für die angemeldeten Gruppen eingezeichnet ist. Pfeifer kennt die kritischen Punkte, an denen sich besonders viel Müll ansammelt. „Die Wurzelschneise hat sich da zunehmend als ein Bereich entwickelt, an dem besonders viel Müll illegal entsorgt wird“ erklärt Pfeifer. Aber auf die Straßenränder nach Dietzenbach und nach Offenbach zeugen von der Ignoranz mancher Zeitgenossen, die ihren Müll aus dem fahrenden Auto werfen. Neben den Vereinen, die teilweise seit vielen Jahren die Aktion unterstützen, finden sich auch immer wieder Privatpersonen oder kleinere Freundeskreise, die ganz spontan erscheinen und helfen wollen.

Nicht nur beschweren, auch anpacken

So wie Rudolf und Ursula Schmidt. Die beiden Pensionäre ärgern sich über den Zustand entlang der Dietzenbacher Straße zwischen der Wildhofkreuzung und dem Müllheizkraftwerk. Mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit erklärt Rudolf Schmidt, dass man sich eben nicht nur beschweren darf, sondern einfach anpacken muss. Zu ihrer Sicherheit bekommen die beiden, so wie alle Helfer, eine Warnweste. „Wir haben vom Autohaus Zeiger 100 Warnwesten geschenkt bekommen und sind über diese Spende sehr froh“, freut sich Jürgen Pfeifer.

Während Pfeifer den ersten Helfern erklärt, wo sie den eingesammelten Müll deponieren sollen, kommt eine größere Gruppe zum Bannturm. Mit über 30 Teilnehmern ist die Handballspielgemeinschaft Obertshausen-Heusenstamm (HSG) die größte Gruppe, die zum Aufräumen gekommen ist. Johannes Lippert, der zweite Vorsitzende des Vereins freut sich dass nach einer mehrjährigen Pause, die HSG wieder mit dabei ist. „Nach dem Wegfall unserer Trainingshalle mussten wir uns erst neu finden und sind jetzt auf einem guten Weg“, erklärt der 22-jährige.

Sperrmüll im Wald verstreut

Die zweitgrößte Gruppe, die in diesem Jahr für eine saubere Landschaft sorgt, sind die Flüchtlinge, die in Heusenstamm eine Bleibe gefunden haben. Gemeinsam mit ihrem Betreuer Hans Jürgen Schwald sammeln sie den Müll rund um Martinsee ein. Nicht alles, was die fleißigen Helfer im Wald finden passt in die Müllsäcke. Alte Gartenmöbel, eine Kühlschranktüre und unzählige Glasflaschen holen die jungen Männer aus dem Wald. Für Schwald ist es eine gute Gelegenheit, um mit den Flüchtlingen einmal ungezwungen ins Gespräch zu kommen.

Zum gemeinsamen Abschluss am Bannturm kommen alle Helfer noch einmal zusammen. Rund 150 Teilnehmer kann die SDW verzeichnen. Rudolf Schmidt hat mit seiner Frau mehrere Schubkarren voll Müll eingesammelt. „Richtig ärgerlich sind die vielen Glasflaschen und die Wahlplakate der AfD, die auch eine Woche nach der Wahl noch die Landschaft verschandeln“. Der gemeinsame Abschluss ist in diesem Jahr zu einem besonderen Ort der Begegnung geworden. Flüchtlinge und Helfer aus Heusenstamm sitzen zusammen und kommen ungezwungen ins Gespräch. Es ist einer der vielen positiven Nebeneffekten, die die Aktion Saubere Landschaft mit sich bringt. Aus seiner langjährigen Arbeit weiß Jürgen Pfeifer, dass diese Aktion eben nicht nur der Landschaft gut tut, sondern auch Menschen zusammenbringt, Gespräche ermöglicht und eine Sensibilität für die unmittelbare Umgebung weckt.

Der griechische König Sisyphos ist Namensgeber für eine Aufgabe, die kein Ende findet. Dass dies auch auf für die Saubere Landschaft gilt, mussten die ehrenamtlichen Naturschützer schon während ihrer Arbeit erleben, als vorbeifahrende Autofahrer ihren Müll aus dem fahrenden Fahrzeug „entsorgten“.