Heusenstammer Kerb leidet unter Regenwetter Schwerer Stand für Schausteller

Zuckerwatte und Karussell: Die Heusenstammer Kerb auf dem Rewe-Parkplatz Am Lindenbaum hat für Groß und Klein etwas zu bieten.

Heusenstamm – Erst das pandemiebedingte Arbeitsverbot über zwei Jahre, jetzt eine Kostenexplosion, Absagen und Regen. Die Schausteller haben einen schweren Stand, das zeigt sich auch auf der Heusenstammer Kerb. Sascha Adler, Organisator des Rummelplatzes an der neuen Alten Linde, berichtet vor seinem Autoscooter von der Situation seiner Familie – und der ganzen Branche.

Knallbunte Wagen surren über den dunklen Boden, ein Lichtermeer blinkt im Takt von Musik aus den aktuellen Hitparaden. Auf dem Kinderkarussell überwinden nur zwei Geschwister in einem engen Cabrio mit der US-amerikanischen Flagge auf dem Lack einen Hügel in der Bahn. Und ein kleines Mädchen in einem rollenden Schuh, auf dem blaue Augen und ein Kussmund aufgemalt sind. Das bemerkt die Kleine aber gar nicht, versunken hinter einer Wolke Zuckerwatte.

Am Süßigkeitenstand stehen immer wieder Familien, versorgen sich mit üppigen Popcorn- oder Mandeltüten. Die Männer im Wurfwagen haben es sich gemütlich gemacht, die Beine auf die Auslage gelegt. Das Personal im Supermarkt nebenan hat deutlich mehr zu tun als die Schausteller. „Es liegt am Wetter“, klagt Adler und weiß, „da gibt’s nur zwei Gruppen: Die einen brauchen frische Luft, ziehen die Gummistiefel an und gehen raus, vielleicht mit dem Ziel Rummel, die anderen bleiben daheim auf der Couch“.

Das würde der Manager des Vergnügungsparks im Einkaufszentrum der Schlossstadt auch gerne tun. Aber die Gelegenheiten, Geld zu verdienen, sind rar. „Wir saßen zwei Jahre auf dem Trockenen, haben höchstens staatliche Hilfen eingenommen.“ Einige Kollegen seien auf der Strecke geblieben, „vielleicht zehn Prozent“, schätzt der Schausteller. Seine Familie, von den Eltern über die Schwester bis zu den Kindern, arbeitet schon seit Generationen mit Fahrgeschäften und Buden.

Die Adlers haben 2015 vom langjährigen Kerb-Ausrichter Peter Stein den Leiter-Job in der Schlossstadt und den Autoscooter übernommen. Mit ihrem Kinderkarussell standen sie bis Sonntag auf der Dippemess in Frankfurt, der Chef zieht jedoch kleinere Orte und Plätze wie auf dem Parkplatz am Rewe vor. „In großen Städten hast du viel höhere Kosten“, erklärt er.

Gerade die Fahrgeschäfte seien immer „am Puls der Zeit“. Also hat Familie Adler die Lockdowns genutzt, um die Anlagen auf Vordermann zu bringen. Die Mini-Autos mit dem Gummiring erhielten eine neue, freundlich-bunte Lackierung, „und es gibt keine einzige Glühbirne mehr“, betont der Boss. „Wir haben alles auf stromsparende LED-Beleuchtung umgestellt“, lautet sein Beitrag zum Energiesparen. Dazu haben sie eine neue Musikanlage installiert und lassen auch den Greifautomat in frischen Farben erstrahlen.

Ein paar Mal konnten sie sich mit dem Imbiss-Wagen vor einem Baumarkt stellen, auch der Süßwaren-Stand durfte auf dem Parkplatz eines Shops öffnen. „Wir stecken einfach nie den Kopf in den Sand“, wirbt Adler für seinen Stand, die Parole laute „Augen zu und durch“. Vor allem den Scooter werde es immer geben: „Die Leute genießen es, das Gefährt selbst lenken zu können.“

Mit viel Optimismus wollen sie auch durch die nächste Krise steuern. Als Nächstes sind sie auf der Ober-Röder Kerb, aus Erbach kam eine Absage, dann konzentrieren sie sich auf den Weihnachtsmarkt in Frankfurt. In der Hoffnung, dass er stattfinden darf.

Von Michael Prochnow

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