Roland Heidl Heusenstamms erster Radverkehrsbeauftragter Sicher auf den Straßen

Setzt sich für eine bessere Radinfrastruktur in der Schlossstadt ein: Roland Heidl fährt seit 50 Jahren fast jede Strecke mit dem Drahtesel.

Heusenstamm – Wie wichtig Roland Heidl sicherer Radverkehr in der Schlossstadt ist, hat er spätestens mit den drei Dokumentationen „Fahrradfreundliches Heusenstamm“ bewiesen. Dort zeigt er auf, an welchen Stellen Stadt und Kreis handeln müssen, um den Radlern ein besseres Fahrgefühl zu geben (wir berichteten). Im Rathaus werden das Engagement und auch die Hartnäckigkeit des 63-Jährigen geschätzt. Nun hat ihn Bürgermeister Steffen Ball zum ersten Radverkehrsbeauftragten der Stadt ernannt.

Schon als Junge ist Heidl fast nur mit seinem Drahtesel unterwegs. „Wir sind als Kinder viel und gerne Rad gefahren“, berichtet der gebürtige Offenbacher. „Unsere Touren gingen meistens raus zum Buchrain- oder zum Maunzenweiher“. Selbst als die Freunde auf motorisierte Gefährte umsteigen, bleibt Heidl seinem Fahrrad treu. Sogar bei der Bundeswehr, bei der er in Fritzlar dient, ist sein Fahrrad dabei. „Ich bin auch jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit nach Frankfurt gefahren“, sagt Heidl, der 1991 nach Heusenstamm zieht. Die Schlossstadt kennt der ehemalige Mitarbeiter der Dresdner Bank ebenfalls wie seine Westentasche. Er weiß, wo für einen guten Radverkehr nachgebessert werden muss. „Mir geht es nicht darum, das Auto zu verbannen“, versichert Heidl. Er setzte sich für ein verantwortungsvolles und gleichberechtigtes Miteinander ein. Damit das gelingt, sei es wichtig, „dass sich jeder an die Verkehrsregeln hält, denn die gelten für alle.“ So sollten Autofahrer zum Beispiel auf ausreichend Abstand beim Überholen achten. „Und Fahrradfahrer daran denken, dass auch sie an einer roten Ampel stehen bleiben müssen.“

Sein Amt, das Heidl ehrenamtlich ausübt, helfe ihn dabei, seine Vorstellung nun auch offiziell an die Stadt heranzutragen.

Er nehme zum Beispiel am städtischen Projekt „Team Radverkehr“ teil, das sich explizit um das Thema kümmert. „Ich werde aber auch im Bauausschuss gehört“, erläutert er.

Mehr auf Seite 2

Und was sind Heidls Aufgaben? „Ich weise die Stadt darauf hin, an welchen Stellen sie handeln muss und welche Alternativen es gibt.“ Dazu nutzt Heidl regelmäßige Besprechungen mit Bürgermeister Steffen Ball oder Vertretern von Bau- oder Ordnungsamt. Sein Wissen ist aber auch bei baulichen Veränderungen gefragt oder bei Diskussionen, wie mehr Fahrräder auf die Straße zu bringen sind. Zudem nimmt Heidl Anliegen der Bürgerinnen und Bürger entgegen und dient als Ansprechpartner für Nachbarkommunen.

„Mit Roland Heidl haben wir einen wertvollen Partner gefunden, der sich in diesem Thema bestens auskennt und auch immer kritisch hinterfragt“, sagt Bürgermeister Steffen Ball. Daher soll Heidl neben dem Magistrat ebenfalls die Stadtverordnetenversammlung beraten.

Dank seiner neuen Position findet Heidl nicht nur in Heusenstamm Gehör. Der Kreis setzt ebenfalls auf seine Expertise. „Ich nehme in meiner Funktion auch am Runden Tisch des Landkreises teil“, sagt der 63-Jährige. Dort bringt er nicht nur seine Ideen ein, er kann auch welche mitnehmen, die sich vielleicht in Heusenstamm umsetzen lassen. Er wolle ein Verständnis füreinander schaffen, fasst Heidl seine Aufgaben zusammen.

Ein dringendes Anliegen ist dem Radverkehrsbeauftragen, dass die Drängelgitter entfernt werden. „Sie sind einfach nicht mehr zeitgemäß.“ Denn die Barrieren hinderten Radfahrer an einem ungestörten Fahren. Doch nicht nur sie werden von den Gittern ausbremst, auch Menschen, die auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen sind, kämen dort nur schwer vorbei – wenn überhaupt, mahnt Heidl. Daher müssten die Gitter abgebaut werden.

Ähnlich verhält es sich mit zu hohen Kanten, die Heidl in vielen Teilen der Stadt ausgemacht hat. „Die müssten alle ebenerdig sein, damit man einfach auf den Radweg fahren kann.“ Heidl ist überzeugt: „Wenn wir eine gute Infrastruktur für den Radverkehr haben, dann steigen die Menschen gerne um.“

Von Joshua Bär