Helmut Göbel stellt einige Werke in der Gustav-Adolf-Werke aus Wie sieht ein Holzkreuz aus, wenn es verwittert und fällt?

Der Architekt im Ruhestand Helmut Göbel zeigt auf zwei von 20 Bildern in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche an der Frankfurter Straße in Heusenstamm, wie die auf der Richtstätte Golgotha stählern in die Höhe ragenden Stämme warten, dass Verbrecher an ihnen bestraft werden. Foto: m

Heusenstamm (m) – Wie sieht ein Holzkreuz aus, wenn es verwittert, bricht und fällt? Darüber haben sich wohl noch nicht sehr viele Menschen Gedanken gemacht. Helmut Göbel schon. Der Architekt im Ruhestand zeigt auf zwei von 20 Bildern in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche an der Frankfurter Straße in Heusenstamm wie die auf der Richtstätte Golgotha stählern in die Höhe ragenden Stämme warten, dass Verbrecher an ihnen bestraft werden.

Und wie sie in der Horizontalen der Unbedeutsamkeit preisgegeben eins werden mit der Erde.

Göbel sammelt verschiedene Erden, hat stets Tüten und Schaufel dabei, wenn ihn befreundete Archäologen über Funde informieren. „Die schönsten Farben gibt’s in der Toskana“, schwärmt er, „von dunkelrot bis beige und alle Grautöne“. So leuchten sein Stelen- oder Doppelkreuz schon mal auffällig rot.

Der gebürtige Kronberger arbeitet grundsätzlich in einer Mischtechnik, eint Acryl- und Ölfarbe mit „echter Erde“, die er an Grabungsstätten entdeckt, absticht und mitnimmt. In allen seinen Werken taucht ein Kreuz auf, und jedes trägt den „Charakter seines Fundplatzes“. Die Forscher suchen mit einem Echolot nach Schätzen, erst nach einem Ausschlag wird der Boden geöffnet, um nicht zu viel Erdreich zu beschädigen, erläutert der Künstler.

Und schon wieder ein Kreuz: Mit diesem Symbol werden die Fundstellen markiert, bemerkt er. Göbel fand durch einen Wettbewerb zu den übereinander liegenden Balken: „Man kann Schmerz nicht besser darstellen als mit dem Kreuz“, vermittelte er mit seinen Werken der Bad Sodener Pharma-Firma, die für ihr Schmerzmittel warb.

„Es war wie eine Befreiung“, erzählt der Gast, „ich habe mich dann mehr mit dem Kreuz befasst“. Pfarrerin Susanne Winkler sieht in den Rahmen an den Kirchenwänden „Schmerzenskreuze, aber nicht ohne Hoffnung“. Die nennt auch der Künstler so, stellt aber auch die Überwindung des Leids in Leben und Denken dar.

Die Serie Kreuz I bis III im Altarraum schaffen symbolisch einen Übergang von der vorchristlichen zur christlichen Zeit. Göbel verweist auf den Unterschied in Form und Farbe. Er hat sich die germanischen Thing-Plätze vorgestellt, die Treffpunkte der Bevölkerung. „Die waren immer markiert durch schwere Holzstämme wie Totempfähle der Indianer. Der Künstler schafft aus dem Heidnischen ein christliches Symbol.

Die Pfarrerin hatte den 79-Jährigen, der in Bad Soden am Taunus lebt, vorgestellt. Der Planer beschäftige sich bereits mehr als 50 Jahren mit der Kunst beschäftigt, sein Beruf führte ihn zu den Grabungen und zu den Erden. Seine Kreuz-Ausstellung war bis Anfang Mai zu bewundern.