Staatssekretär aus dem Bundesfinanzministerium in Heusenstamm Spahn: „Jetzt müssen wir etwas daraus machen“

Mario Garbuio-von Au (rechts) hatte Jens Spahn gerade die Leder-Aktentasche überreicht. Der bedankte sich, verabschiedete sich kurz und düste schon weiter zum nächsten Termin. Foto: agk

Heusenstamm (agk) – Mario Garbuio-von Au hatte die Brücke gebaut. Aus seinem Beruf als Anwalt wisse er, dass ein Vergleich nur dann gut wäre, wenn er beiden Seiten richtig weh tue. Der Heusenstammer CDU-Vorsitzende bekam dafür bei der Begrüßung der rund 250 Gäste im Saal der Vereine beim CDU-Neujahrsempfang anerkennendes Schmunzeln. Hauptredner Jens Spahn vermied es zu sagen, wie viel Schmerzen die Koalitionsgespräche ihm und der CDU bereiteten, gestand aber: „So eine Woche will ich nicht noch mal erleben.“

Der amtierende Staatssekretär im Finanzministerium und mögliche neue Star der CDU-Konservativen appellierte erneut an die Verantwortung der einzelnen Parteien. Zumal es ihm schleierhaft sei, warum sich die Mitbewerber als Partner so schwer täten, ist doch die wirtschaftliche Situation des Landes noch nie besser gewesen. Trotzdem: Man habe nun einen Koalitionsvertrag. Eine solide Basis, die „aber noch keinen Zauber versprüht.“ Ob es zauberhaft werde, das läge nun an den Koalitionären und auch an der CDU. Eindringlich forderte er die CDU-Mitglieder auf: „Wir müssen die richtigen Debatten führen.“

Drei Themen, bei der die CDU Profil zeigen müsse, sind laut Spahn die Bildungspolitik, die Migration und Integration und die Europapolitik.

Der 37-Jährige erfuhr viel Zustimmung, als er die Gleichmacherei in der Schule anprangerte. Man müsse Leistung fördern. Bei der Ausbildung gehe es aber auch um Werte wie Anstand oder Verlässlichkeit. Spahn: „Ich bin froh, dass wir uns bei den Koalitionsverhandlungen einig waren, dass wir die duale Ausbildung stärken müssen. Die ganze Welt beneidet uns um dieses System.“ Auch gehöre es zur Bildung, Eltern zu unterstützen. Schließlich habe Bildung etwas mit Bindung zu tun.

Beim Thema Migration und Integration sprach sich der Westfale vehement für das Feststellen des Alters bei jungen Flüchtlingen aus. Er habe jüngst geheiratet, da habe er miterlebt, wie viel Dokumente nötig sind, um die eigene Identität nachzuweisen. Generell sei es aber wichtig, dass man sich mit den Werten Deutschlands identifiziert. Spahn: „Ich brauche niemanden hier mit einem Frauenbild aus dem 15. Jahrhundert.“ Für Zugewanderte müsse gelten: „Wo kann ich anpacken, und nicht wo kann ich einen Antrag stellen.“

Beim abschließenden Thema Europa machte er klar, dass es nicht selbstverständlich sei, dass wir in Mitteleuropa in Frieden leben. Auch Europa als Raum des freien Reisens gebe es nicht geschenkt. Solange Westeuropa aber eine gemeinsame Währung habe und die militärische Zusammenarbeit intensiviert werde, würde die Möglichkeit eines Krieges minimiert. „Auch wenn klar sein muss, unsere Grenze liegt heute in der Ägäis. Hier müssen wir präsenter werden. Wir dürfen nicht Schlepper entscheiden lassen, wer nach Europa kommt.“ Nach dem Ende seiner 37-minütigen Rede überreichte Garbuio-von Au ihm eine in Heusenstamm gefertigte Leder-Aktentasche. Das Geschenk war in einem Beutel verpackt. Spahn versuchte, den Knoten zu lösen, schaffte es aber nicht. Winkend verließ er den Saal, musste er doch weiter zum Frankfurter Fastnachtsszug. Die Heusenstammer Union wird hoffen, dass dem CDU-Hoffnungsträger das Lösen so manchen Knotens in Berlin leichter fällt.