Ausblick auf geplante Veranstaltungen des Geschichtsvereins / Buch stark nachgefragt Stadtführer ist der Renner

Mit Zither und vor der restaurierten Fahne des Gesangvereins Eintracht aus dem Jahr 1907: Christiane Weingärtner (von links), Karl-Heinz-Stier, Walter Schäfer und Albert Dewald.

Mühlheim – Die Historie einer Kommune steht für deren Seele. Wenn sich aber niemand mehr daran erinnert, was passiert ist, verliert ein Ort seine Identität.

An jedem ersten Freitag eines Monats öffnet die Dependance des Geschichtsvereins an der Jahnstraße, Ecke Lessingstraße zwischen 15 und 18 Uhr interessierten Besuchern die Tür. Nun berichtete Vorsitzender Karl-Heinz Stier über Vorhaben des Vereins in den kommenden Monaten.

Der Ehrenvorsitzende Albert Dewald spricht von dem Spagat, den man des Öfteren vollziehen müsse. Zwar sei der Geschichtsverein auch abhängig von Menschen, die dem Club alte Fundstücke aus dem Nachlass der Großeltern überlassen, „aber wir können leider nicht alles nehmen, weil der Platz fehlt“. Zuletzt habe man eine historische Nähmaschine ablehnen müssen, „wir haben davon schon so viele“.

Was im Verkauf gerade richtig gut läuft, ist die aktuelle Publikation des Geschichtsvereins, ein Mühlheimer Stadtführer mit dem Titel „An Straßen und Ecken viel entdecken“. Hätten die Macher geahnt, wie gut das handliche Büchlein in Form eines klassischen Reiseführers ankommt, man hätte sich wohl für eine Auflage jenseits der 400 Exemplare entschieden. „Zwei Drittel sind schon weg“, so Stier.

Am 25. Januar um 19 Uhr wird Bäckermeister Günter Hoffmann im Stadtmuseum (Marktstraße) von seiner zweimonatigen Reise durchs Himalaja-Gebiet berichten. Seit Jahren unterstützt Hoffmann mit seiner Familie Projekte in dem 2015 von einem fürchterlichen Erdbeben heimgesuchten Nepal. Auf seiner Reise begleiteten den Mühlheimer auch der Kinderarzt Dr. Matthias Gründler und der Zahnarzt Dr. Ulf Krausch, die vor Ort Kinder behandelten.

Ebenfalls im Stadtmuseum wird Polizeihauptkommissarin Silvia Traber am 23. Februar ab 15 Uhr von klassischen Straftaten erzählen, die vor allem ältere Menschen betreffen. Selten passieren die häufig erfolgreichen Versuche nicht. Nicht nur Stier, sondern auch Christiane Weingärtner und Walter Schäfer haben schon Anrufe vermeintlicher Polizisten bekommen, die von verunfallten Töchtern oder Enkeln erzählten, denen man nur per Blitzüberweisung oder Bargeldübergabe aus der Bredouille helfen könne. Weingärtner erläutert, sie habe den „Schwachsinn der Story“ zwar gleich erkannt, „dennoch brauchte ich einen Tag, um das Erlebnis abzuschütteln“. Die Straftat firmiert unter „Enkeltrick“. An eine Faustregel kann sich jeder potenziell Geschädigte halten: Die echte Polizei ruft niemals an. Wer sich am Telefon als Hauptkommissar Keller oder Baumann ausgibt, ist ein Betrüger, der wahrscheinlich aus einem Callcenter im Ausland anruft, ganz sicher aber nicht aus einem hessischen Polizeipräsidium.

In einem Erzählcafé im April geht es mit Gerda Brinkmann um ganz bestimmtes Schriftgut aus der Kindheit, das viel über den Zeitgeist einer Epoche verrät: Poesiealben. Im gleichen Monat steht eine Filmvorführung auf dem Plan. Dewald dokumentierte etwa in einer Reportage den Bau des Rathauses in den 1980er Jahren, als Mühlheim um einen von manchen Kommunalpolitikern avisierten Betonklotz zum Glück der Stadt herum kam.

Zudem steht im Stadtmuseum eine Ausstellung von Klaus Puth an. Walter Schäfer erläutert, seltsamerweise habe der bekannte in Mühlheim lebende Karikaturist und Buchillustrator noch nie in der eigenen Gemeinde seine Werke gezeigt.

Die Zither verbinden die wenigsten mit den hiesigen Breitengraden, sondern weit eher mit Städten wie München oder Wien. Vielen dürfte die Melodie von Anton Karas aus dem Film „Der Dritte Mann“ bekannt sein. Was die wenigsten wissen dürften, in Mühlheim gründete sich 1913 ein Zither-Verein, dessen Historie Gerda Brinkmann aufarbeitete.

Von Stefan Mangold