Hospizhelfer berichten in Heusenstamm von ihren Erfahrungen „Der Sterbende führt unsere Begegnungen“

Alexander Rudolf (von rechts), Leiter der Hospizarbeit beim Malteser-Hilfsdienst in Obertshausen, antwortete im Gottesdienst in der evangelischen Kirche auf Fragen der katholischen Gemeindereferentin Michaele Althapp. Auch die Heusenstammer Hospizhelfer im MHD, Hubert Kilian, Mechthild Schreiner und Josef Bruchner berichteten von ihren Erfahrungen. Text/Foto: m

Heusenstamm (m) – Behördengänge, Papierkram, Gespräche – ein Todesfall bringt viele Laufereien mit sich. Aber irgendwann sind diese Aufgaben erledigt sind. Wie aber bewältigt die Seele den Verlust eines lieben Menschen? Mit dem Thema Tod, Trauer und Trost, das nicht auf eine Konfession begrenzt ist, gestalteten evangelische und katholische Christen in der Gustav-Adolf-Kirche einen ökumenischen Gottesdienst. Damit starteten die Malteser Hospiztage. Bis zum 22. November informieren Haupt- und Ehrenamtliche Begleiter von Sterbenden und Trauernden über ihr Engagement im Malteser Hilfsdienst (MHD).

Pfarrerin Susanne Winkler baute eine Brücke zum Emmaus-Gang, dem Evangelium, das von den Jüngern Jesu berichtet, die über den vermeintlichen Verlust ihres Herrn trauern. Der aber begegnet ihnen als Fremder, nimmt ihre Trauer ernst und tröstet seine Freunde. Vor Ort sind es oft Mitlieder des MHD-Kreisverbands mit Sitz in Obertshausen, die Trost spenden. Einige von ihnen sprachen über ihre Tätigkeit und ihre Motivation. Die katholische Gemeindereferentin Michaele Althapp, die auch im stationären Hospiz in Offenbach arbeitet, interviewte drei Helfer und ihren Leiter, Alexander Rudolf.

Nach einem schweren Unfall, den Empfang einer schlimmen Nachricht oder einer schlechten Diagnose sind Betroffene und ihre Angehörige oft „wie vor den Kopf geschlagen“, fühlen sich „wie im falschen Film“, zeigt sich die Ausgangssituation. „Dann tut es gut, Menschen zu begegnen, die da sind, denen man seine Sorgen und Nöte anvertrauen kann“, erklärte Rudolf. Seit 20 Jahren stehen die Malteser Sterbenden und deren Familien zur Seite, doch oft werden sie und ihr Dienst gar nicht wahrgenommen. Das sei ihr Anlass, „noch mehr auf die Menschen zuzugehen“, warb der Sprecher für die Hospiztage.

Der Kontakt zu den Helfern ist schnell hergestellt, Betroffene müssen sich nur melden. „Wir kommen nach Hause und auch ans Krankenbett in der Klinik“, informierte Rudolf und unterstrich, „ohne Ehrenamtliche wäre das Angebot nicht möglich“, denn es soll immer nur ein Aktiver einen Betroffenen oder eine Familie begleiten. Und „das kann jeder tun“.

Voraussetzungen seien Zeit und Bereitschaft – und ein absolvierter Kurs, um gut auf den Einsatz in einer Familie vorbereitet zu sein. Einen solchen Lehrgang haben auch die Heusenstammer Josef Bruchner, Hubert Kilian und Mechthild Schreiner besucht. „Der Sterbende führt unsere Begegnungen“, stellten sie klar. Er bestimme, ob der Begleiter für eine oder zwei Stunden kommt, einmal oder zweimal pro Woche. „Manchmal genügt es, einfach da zu sein und zuzuhören“, erzählte Bruchner aus seiner Erfahrung. „Du sitzt zwei Stunden an der Bettkante und hälst die Hand.“

Als Christen fühlten sich die Hospizbegleiter „gehalten und getragen von Gott“. Menschen dürfen nicht „ent-sorgt“ werden. Sie sollen vielmehr spüren, dass andere „achtsam mit mir umgehen, Mut machen“, formulierte die Runde. Alle vier Wochen tauschen sich die Mitglieder aus, alle zwei Monate erhalten sie die Möglichkeit einer Supervision mit einer Fachkraft. Kraft und Stärke erfahren sie auch durch die gute Atmosphäre, „wir sind ein gutes Team“, bekräftigte das Trio.

Nach dem Gottesdienst lud Pfarrerin Winkler zu Begegnungen bei Häppchen und Getränken im Gemeindehaus nebenan ein.

Unlängst vermittelten die Malteser zudem in einem „Letzte-Hilfe-Kurs“, was „leben bis zuletzt“ ausmacht.