Handwerksbetriebe stellen sich in der Adolf-Reichwein-Schule vor Auf der Suche nach Auszubildenden

In der Adolf-Reichwein-Schule präsentierten unlängst drei Betriebe den Vor-Abgangsklassen ihre Gewerke in Theorie und Praxis. Foto: m

Heusenstamm (m) – Die Heusenstammer Adolf-Reichwein-Schule (ARS) pflegt lieb gewonnene Bräuche, zeigt sich aber zugleich offen für neue Wege. Einen solchen hat sie unlängst beschritten Drei Betriebe präsentierten den Vor-Abgangsklassen ihre Gewerke in Theorie und Praxis. Ihre Vorreiterrolle bei Aktivitäten zur Berufsorientierung wurde der ARS gerade vom Hessischen Kultursministerium bestätigt. Zum dritten Mal wurde die Haupt- und Realschule für ihre Kompetenz zertifiziert, für die Vorbereitung der Schüler auf das Arbeitsleben ausgezeichnet.

„Darauf sind wir sehr stolz“, unterstreicht Schulleiterin Margit Breen im Klassenraum der 8aH. Dort steht Marton Papp mit einem Mädchen der 8aH an einer vertikalen Bohrmaschine.

Konzentriert zieht die Schülerin mit Schutzbrille den Hebel nach unten, um mit dem drehenden Spiralbohrer eine weiteres Auge auf dem Holzwürfel zu setzen.

Für Papp, Mitarbeiter der Schreinerei Kramwinkel in Mühlheim ist es nichts Neues, junge Frauen im Bohren, Sägen und Schleifen zu unterweisen. In Bayern, wo er seine Laufbahn begann, arbeitete er mit fünf Frauen in einem Betrieb, „aber dort ist alles sehr streng“.

Jede der vier achten und neunten Klassen fertigt mit ihm einen großen Würfel mit einem bis sechs Augen auf den Seiten. Die Jugendlichen schneiden die Kanten und schmiergeln sie glatt.

Einfacher erscheint der Job im Saal gegenüber. Mit den Dachdeckern Mike Kleeblatt und Nils Willkomm legt die 9bR gruppenweise Biberschwänze auf eine kleine Dachschräge. Klar, normalerweise üben die Gesellen ihre Arbeit auf Gebälk in luftiger Höhe aus.

„Wir finden einfach keine Lehrlinge“, klagt Frank Willkomm, Seniorchef der Heusenstammer Firma Schneider. Einer habe sein Praktikum nach ein paar Tagen wortlos abgebrochen, ein anderer sei erst gar nicht erschienen, schildert der Meister die Lage, nachdem mehrere altgediente Mitarbeiter in Rente gegangen sind.

Ähnlich geht es auch der Firma Metallbau Trabold in Mühlheim, die in einem weiteren Raum Aufgaben ihres Gewerks vermittelt.

Der Vormittag könne ein Gewinn für alle Beteiligten sein, erläutert Schulleiterin Breen.

In Zusammenarbeit mit Uwe Czupalla, dem Leiter der Kreis-Handwerkerschaft, hat Lehrer Carsten Weirich den Projekttag geplant, der den Abgängern 2019 Perspektiven eröffnen soll. Ziel sei, die jungen Leute mit handwerklichen Berufen vertraut zu machen, zu zeigen, dass Ausbildung Spaß macht.

Viele Eltern drängten ihre Kinder jedoch dazu, noch einen Schulabschluss und vielleicht das Fachabitur zu machen.

„Doch das geht auch über die Ausbildung beim Handwerk“, wirbt die Rektorin. Die Firmen suchten ihrerseits dringend Ausbildungswillige. Die Aktion könnte also eine „Win-win-Situation“ werden, gut für alle Seiten.

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